Das Musikfestival "Cape Classic" besteht zehn Jahre. Der Bad Kissinger Unterstützerverein zieht Bilanz.
Bad Kissingen — Fast eine Million südafrikanische Rand (knapp 70 000 Euro) sammelte Gabriele Zahn bisher an Spenden für soziale Projekte in der Kapprovinz seit Gründung ihres Musikfestivals "Cape Classic". Was Anfang 2005 mit ersten Konzerten noch ganz bescheiden begann, ist längst zum anerkannten Festival klassischer Musik in Südafrika geworden. Am Dienstag gab Zahn als Vorsitzende den Mitgliedern des Bad Kissinger Cape-Classic-Vereins einen Überblick.
Auftritte ohne Gage Die zehn Konzerte des Jubiläumsfestivals vor sechs Monaten mit deutschen und internationalen Stars der Klassikszene, die wie ihre Kollegen in den Vorjahren auf Gage verzichteten, sind zwar noch nicht abgerechnet, doch rechnet die Vereinsvorsitzende auch heuer wieder mit etwa 7000 Euro an Spendeneinnahmen. Damit sollen eine Kindertagesstätte im Township Kayamandi bei Stellenbosch sowie zwei andere soziale Einrichtungen in der Provinz Westkap unterstützt werden, um talentierten schwarzen Schülern und Studenten den Zugang zu Schulausbildung oder Studium zu ermöglichen. Zahn: "Es ist schwer, sich auf bestimmte Projekte beschränken zu müssen, denn viele brauchen unsere Hilfe."
Vor 30 Jahren hatten sich Gabi Zahn und ihr Ehemann in das Land am Kap verliebt, ohne allerdings ihre Augen vor den sozialen Missständen zu verschließen. Damals in den 1980er Jahren, noch zur Zeit der Rassentrennung, war Eberhard Zahn als Siemens-Manager einige Jahre in Südafrika tätig. Zwei Jahrzehnte später kauften die Zahns im Hinblick auf den nahenden Ruhestand ein Haus nahe Kapstadt, in dem sie seitdem die Wintermonate verleben. Nur im Sommerhalbjahr wohnen beide in Roth an der Saale.
"Ich habe meine Hobbys, aber was wirst du in Kapstadt machen?", hatte Zahn damals seine Gabi gefragt. Die gelernte Kulturjournalistin mit entsprechenden Kontakten überlegte nicht lange und gründete kurzerhand das Festival "Cape Classic".
Kein Geld mehr vom Freistaat In den zehn Jahren seit Bestehen habe es viele bewegende Momente gegeben, aber auch einige Enttäuschungen und "Ermüdungserscheinungen", erzählte sie am Dienstag. Erst kürzlich sei sie drauf und dran gewesen, "nach Abschluss des Jubiläums das Festival sterben zu lassen". Gerade hatte der Freistaat Bayern seine Förderung mit 10 000 Euro wegen fehlenden Bayern-Bezugs für 2015 gekündigt. Auch schien die Zeit gekommen, sich endlich wieder mehr der Familie und den Enkelkindern zu widmen.
Aber dann gab es doch wieder "diese tolle Resonanz" auf die Jubiläumskonzerte, die ein Weitermachen forderten. Zahn: "2014 war phantastisch, die Stimmung super." Vor allem die Gastauftritte des Jugendmusikkorps seien besonders gefühlvolle Höhepunkte gewesen. "Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was wir da erlebt haben. Die Leute schwärmen noch heute."
Konzept ging auf Das Konzept des Festivals sei wieder aufgegangen: Mit den Konzerten wollen die Veranstalter den Kulturaustausch zwischen Deutschland und der Republik Südafrika fördern, mit den dadurch gesammelten Spendengeldern soziale Projekte unterstützen. Die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe ist also beschlossen, die zehn Konzerte für Februar 2015 sind gebucht. Die fehlende Unterstützung durch den Freistaat Bayern muss 2015 anderweitig ausgeglichen werden. "Wir haben jetzt 40 000 Euro in der Kasse", stellte Schatzmeister Eberhard Zahn fest, der wie alle anderen Vorstände von der Mitgliederversammlung in seinem Amt bestätigt wurde. Der Verein könne also zuversichtlich auf die nächsten zwei Jahre schauen, "auch wenn die Förderung Bayerns wegfällt".
Doch was in München für 2015 entschieden wurde, muss nicht unbedingt auch für 2016 gelten. Landtagspräsidentin Barbara Stamm sei bereits aktiv geworden, erfuhren die Vereinsmitglieder, und suche nach anderen Fördermöglichkeiten.