Weihbischof Ulrich Boom hat anlässlich der bischöflichen Visitationsreisen in Poppenlauer einen Pontifikalgottesdienst für die Pfarreiengemeinschaften im Lauertal gehalten. Danach gab es eine Diskussionsrunde im Pfarrheim. V
orsitzender Dekanatsrat Erhard Ledermann leitete in lockerer Atmosphäre die Runde, in der immer wieder auch Platz für heitere Anekdoten war. Der Weihbischof erwies sich dabei als aufgeschlossener Menschenversteher, der sich der Sorgen und Nöte der Gemeindemitglieder durchaus bewusst ist.
Eine Art Flurbereinigung Die wichtigste Frage der Vertreter der Pfarreiengemeinschaften "Im Lauertal" ist die seelsorgerische Betreuung in der Zukunft. Pfarrer Manfred Finger und Pater Joseph seien in einem Alter, in dem man sich über eine Nachfolge Gedanken machen sollte, las Ledermann aus dem Fragenkatalog vor. Hier blieb der Weihbischof jedoch allgemeinverbindlich. Von den gesellschaftlichen Umwälzungen bleibe auch die Kirche nicht verschont, sagte er.
Er verglich die Situation mit der Flurbereinigung, bei der zunächst viele landwirtschaftliche Flächen immer kleiner geworden waren und dann über eine Neuordnung nachgedacht wurde. Die Kirchenstiftungen werden jedoch immer vor Ort bleiben, versicherte er. Schon 2020 werde die Anzahl der Christen in Deutschland unter die 50-Prozent-Marke sinken, was eine große Herausforderung darstelle, auch in finanzieller Hinsicht. Immerhin habe die Kirche sehr viele Immobilien zu unterhalten.
Erhard Ledermann hakte nach. Er wollte wissen, wie sich der aktuelle Bewerbungsstand für mögliche Nachfolger darstelle. Die Kirche verfahre nicht nach einem klassischen Bewerberprinzip wie ein Konzern, sagte der Weihbischof. Weil Diakone auch verheiratet sein können, müsse auch deren familiäre Situation berücksichtigt werden.
Wie den Kirchenaustritten entgegengewirkt werden könne, war eine weitere Frage.
Es liege an den einzelnen Kirchengemeinden, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Mitglieder wohl fühlen, empfahl der Weihbischof. Gerade die katholische Kirche lebe sehr stark vom Gemeinschaftsgefühl, das weit über den Tod hinausreiche. Wenn die Menschen begreifen, wie wichtig dieses Gemeinschaftsgefühl ist, dann werden sie dieses suchen und nicht verlassen. Er sprach sich gegen gezielte Werbemaßnahmen aus, denn man darf den Menschen nicht locken, in die Kirche zu gehen. Zu oft sehen die Menschen die Kirche als das Maß aller Dinge, doch zuerst komme Gott, dann der Mensch und dann erst die Kirche.
Zum Thema "Züchtigung mit Würde" stellte der Kirchenmann die Gegenfrage, ob denn die Vorfahren bei der Erziehung grundsätzlich alles falsch gemacht hätten.
Zwar erteilte er körperverletzenden Aktivitäten eine Absage, doch die Details einer abendländischen Werteordnung obliegen dann doch den einzelnen Familien.
Mehr Verantwortung für Frauen Aus der Runde wurde der Wunsch geäußert, Frauen stärker in die Verantwortung einzubinden. Es interessierte insbesondere, inwieweit Frauen künftig zu Diakonen geweiht werden können. Es seien vor allem Frauen, die den Glauben in den Familien an die Kinder weitergegeben. Auch in dieser Frage hielt sich der Weihbischof bedeckt. Er verwies auf viele verantwortungsvolle Ämter, die schon heute von Frauen besetzt seien. Selbst in der Bischofskonferenz werde das Protokoll von einer Frau geführt. Auch die Position des Domkapitulars könnte sich Boom von einer Frau besetzt vorstellen.
Es wurde nachgefragt, warum denn dann Frauen "den letzten Schritt nicht tun dürfen", also Gottesdienste als geweihte Kirchenvertreter zu leiten. "Dienste sind Bilder, es gibt keine Karrieren", entgegnete der Weihbischof. Und die wahre Macht sei eben der Dienst. Gleichwohl räumte Boom ein, dass sich die Zeiten ändern, und er nicht wisse, was die Zukunft bringt. "Mit einem Federstrich wird diese Frage aber nicht von heute auf morgen zu lösen sein."