Vier Millionen Kilometer hinter'm Lenkrad

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Die beiden Busfahrer Norbert Maschmeyer und Hubert Braun (im Bus von links) wurden nach jahrzenterlanger Tätigkeit bei der Firma Wolf in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Vor dem Bus Walter und Gerda Wolf sowie Juniorchef Jürgen Wolf. Foto: Dieter Britz
Die beiden Busfahrer Norbert Maschmeyer und Hubert Braun (im Bus von links) wurden nach jahrzenterlanger Tätigkeit bei der Firma Wolf in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Vor dem Bus Walter und Gerda Wolf sowie Juniorchef Jürgen Wolf. Foto: Dieter Britz

"Hubert" steht gut sichtbar an der Fahrertür eines großen Reisebusses des Münnerstädter Busunternehmens Wolfs. Doch seit 1. September stimmt die Aufschrift nicht mehr und muss geändert werden, denn Busfahrer Hubert Braun (64) geht nach 35 Jahren bei der Firma Wolf in den Ruhestand.

Zusammen mit ihm geht sein Kollege "Nobbi" Norbert Maschmeyer (63).
"Wir verlieren mit Ihnen zwei sehr fähige und äußerst zuverlässige Mitarbeiter" betonten Walter und Gerda Wolf bei der Verabschiedung. Es sei in der heutigen Zeit sehr schwer, junge Leute für diesen Beruf zu gewinnen, klagen beide. Gerda Wolf fürchtet gar, dass bald ein "echter Notstand" eintritt, weil es an Busfahrern fehlt. "Wenn man gern fährt, ist das ein sehr schöner Job", meinte Hubert Braun dazu. Er muss es wissen.
Wie viele Kilometer Braun in den 35 Jahren bei der Firma Wolf gefahren ist, weiß er gar nicht genau. Er geht von 80 000 bis 100 000 Kilometer pro Jahr aus, das macht insgesamt rund vier Millionen Kilometer. Damit käme man 13mal zum Mond, der rund 300 000 Kilometer entfernt ist. Hubert Braun lernte bei seinen Busfahrten so gut wie alle schönen Ecken und Plätze in Deutschland und ganz Europa kennen. Spanien, Italien, Frankreich, Schweiz, Österreich - er war schon überall.

Mit dem Bus in Afrika

Und er war mit dem Bus auch schon in Afrika, genauer gesagt in Marokko. Die Fahrten führten mit zwei Zwischenübernachtungen in Südfrankreich und Spanien bis nach Gibraltar. Dort ging es auf die Fähre und weiter bis zum Ziel Marrakesch. Schottland, das Nordkap, St. Petersburg, kein Ziel war ihm zu weit. "Und das früher natürlich noch ohne Navi, nur mit Landkarten" betont er. Gab es jemals größere Probleme unterwegs? "Natürlich mal einen Platten oder so, aber ich habe den Bus noch immer heim gebracht", sagt er stolz. Wer einmal mit ihm unterwegs war, der schätzte seine stets freundliche und hilfsbereite Art, zumal er mehr als nur Busfahrer war, sondern oft auch Betreuer und Reiseführer.
Er stammt ursprünglich aus Thundorf und wohnt heute in Niederlauer. Nach einer Lehre als Maschinenschlosser ging er zum Bundesgrenzschutz und arbeitete dann als Busfahrer. Insgesamt hat er 50 Arbeits-Jahre hinter sich. "Davon war ich keine Stunde arbeitslos" sagt er stolz.
Norbert Maschmeyer, Spitzname "Nobby", kam im Juli 1990 als Busfahrer zur Firma Wolf. Auch er war im Fernverkehr unterwegs, brachte Urlauber nach Italien, Spanien oder anderen europäischen Zielen. Vor allem aber war er im Linienverkehr im Landkreis Bad Kissingen und im Rhön-Grabfeld-Kreis eingesetzt. Er brachte Generationen von Schülern von ihren Wohnorten zu den mehr oder weniger weit entfernten Schulen und zurück, und dazu natürlich auch Erwachsene zum einkaufen in die Stadt oder zu Behörden. Auch er kam auf eine Fahrleistung von rund 80 000 Kilometern pro Jahr, schätzt er. Maschmeyer stammt ursprünglich aus Merseburg und wohnt heute in Rottershausen. Nach seiner Zeit bei der Nationalen Volksarmee der DDR wurde er Lastwagen-Fahrer, machte den Bus-Führerschein und kam dann zur Firma Wolf in Münnerstadt.