Rückenwind für Gegenwind

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Im WK 75 an der Grenze zu Volkershausen sollen insgesamt acht Windräder entstehen. Die Bürgerinitiative Gegenwind ist dagegen. Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbrand
Im WK 75 an der Grenze zu Volkershausen sollen insgesamt acht Windräder entstehen. Die Bürgerinitiative Gegenwind ist dagegen. Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbrand

Die Bürgerinitiative hat genügend Unterschriften für ein weiteres Bürgerbegehren gesammelt. Trotzdem steht der erste Wegzug wegen der Windräder bevor.

Die Rothhäuser verspüren wieder Wind unter den Flügeln, denn die gute Nachricht kam erst einen Tag vor der Bürgerversammlung der Bürgerinitiative Gegenwind aus München. Bis zu der von Ministerpräsident Horst Seehofer angestrebten Gesetzesänderung bezüglich größerer Mindestabstände von Windrädern zu Wohnbebauungen wurden demnach die Behörden angewiesen "keine vollendeten Tatsachen" mehr zu schaffen. In dem per E-Mail an Dieter Wagner versendeten Schreiben wurde außerdem zugesichert, dass sich das Wirtschaftsministerium in München noch einmal explizit mit dem Fall von drei geplanten Windrädern auf Rothhäuser Gemarkung befassen will.
Wie schon mehrfach berichtet, sollen im WK 75 an der Grenze zu Volkershausen insgesamt acht Windräder entstehen. Auf Volkershäuser Seite sind bereits fünf Anlagen genehmigt. Projektierer Green City Energy hat mit dem Bau bereits begonnen. Auf Rothhäuser Seite plant Projektierer Juwi drei Anlagen mitten im Gemeindewald. Doch Juwi scheint das Interesse an einer Verwirklichung zu verlieren und hat das Projekt seinem "Konkurrenten" auf der anderen Seite bereits angeboten, wie stellvertretender Bürgermeister Alfons Gundelach bestätigte.
Offizielle Gründe für den Rückzug von diesem stets als lukrativ propagierten Bauvorhaben gibt es nicht. Der schwache Wind und die Nähe zu den bereits in Bau befindlichen Anlagen könnte einer sein, wie aus dem Referat von Harald Klopf hervorging. Der Rannunger sammelt Expertisen, vergleicht diese mit tatsächlichen Werten und gilt aufgrund seiner zahlreichen Gesprächen mit Behördenvertretern als ausgewiesener Fachmann.

Ähnliche Windverhältnisse

Zwar seien die Rannunger Windräder kleiner als die in Rothhausen geplanten, doch die Windverhältnisse seien aufgrund von nur acht Kilometer Distanz wohl durchaus ähnlich. Echte Rentabilität sei sowohl für den Stromertrag, als auch für potenzielle Anleger sehr unwahrscheinlich, legte er den 80 Zuhörern im proppenvollen Sportheim anschaulich dar.
Ob auch Green City 30 000 Euro Pacht pro Windrad an die Gemeinde überweisen würde, wie es Juwi versprochen hatte, war ein weiteres Thema. Immerhin müsse den Landwirten auf Volkershäuser Seite erklärt werden, warum sie nicht einmal ein Viertel dieser Summe erhalten. "Verkneifen" mochte sich Gundelach eine persönliche Einschätzung dazu, die Verträge würden jedoch offiziell "eins zu eins" übernommen werden.
Dass Green City Energy trotz der schwachen Windverhältnisse überhaupt die Bagger anrollen ließ, sei lediglich einer kurzfristigen Umwandlung des ehemals "reinen" Wohngebietes Schalksberg in Maßbach in ein "allgemeines Wohngebiet" zu verdanken gewesen, denn vorher hätten Schallimmissionsgrenzen eine nächtliche Abschaltung der ersten zwei Windräder und eine Drosselung der anderen drei zur Folge gehabt. Nun können bei günstigen Verhältnissen alle fünf Windräder über Nacht durchlaufen, was eine wesentliche Forderung von Green City gewesen sei. Damit konnte auch bis auf 600 Meter an die Wohnbebauung am Schalksberg herangerückt werden.
Mit diesen Informationen versorgt, wuchs die Sorge in der Versammlung, dass dieser nach Ansicht vieler Besucher unrentable Windpark möglicherweise schon nach wenigen Jahren abgebaut werden müsste. Doch dafür sind nach Gundelachs Angaben nur jeweils rund 90 000 Euro pro Windrad hinterlegt. Zu befürchten sei in diesem Fall, dass die Gemeinden für Mehrkosten aufkommen müssten, oder Bauruinen in der Landschaft verbleiben würden.
Die Bürgerinitiative hat indessen genügend Unterschriften für ein weiteres Bürgerbegehren gesammelt und es vergangene Woche bei der Verwaltungsgemeinschaft eingereicht. Damit soll der Gemeinderat aufgefordert werden, sich uneingeschränkt hinter die 10-H-Forderung von Ministerpräsident Horst Seehofer zu stellen. Die Anweisung an die Behörden "keine vollendeten Tatsachen" mehr zu schaffen sei schließlich kein verbindliches Moratorium und die Einleitung eines Bürgerbegehrens schaffe erst einmal Zeit. Immerhin ist die Länderöffnungsklausel fester Bestandteil des Koalitionsvertrages, und nach Übergang von Mindestab-standsregelungen in Länderhoheit geht die Bürgerinitiative von einer schnellen Umsetzung der Seehofer-Forderung aus. Flankierend wurde zwischenzeitlich auch eine Hanauer Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet, die auf Windkraftfragen spezialisiert ist.
Trotz der für alle Versammlungsteilnehmer guten Nachrichten, hat sich der erste Wegzug aus Rothhausen angekündigt. Gerald Meyer aus Norddeutschland hatte erst vor kurzem mit seiner Frau ein Anwesen an der Rothhäuser Mühle erworben, um in ländlicher Umgebung die Ruhe genießen zu können. Er wird es wegen der Windräder verkaufen, hat er angekündigt. "Das machen wir nicht mit", lautete sein Statement, das am Ende dann doch viel Betroffenheit hinterließ.