Rothhäuser Schützen feiern Jubiläum

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Gründungsmitglieder (sofern nicht in Klammern anders bezeichnet): (von links) Schützenmeister und Gründungsmitglied Manfred Beck, Gauschützenmeister Norbert Mahr, Ilona Beck, Artur Berwind, Manuel Elflein (10 Jahre), Hartmut Elflein, Roland Beck, Werner Fleckstein, Lothar Krug (25 Jahre), Albert Rybak, Rudi Beck, Heribert Saar und Franz-Josef Kehl. Foto: Nadine Beck
Gründungsmitglieder (sofern nicht in Klammern anders bezeichnet): (von links) Schützenmeister und Gründungsmitglied Manfred Beck, Gauschützenmeister Norbert Mahr, Ilona Beck, Artur Berwind, Manuel Elflein (10 Jahre), Hartmut Elflein, Roland Beck, Werner Fleckstein, Lothar Krug (25 Jahre), Albert Rybak, Rudi Beck, Heribert Saar und Franz-Josef Kehl.  Foto: Nadine Beck

Vor 40 Jahren wurde in Rothhausen die Schützengesellschaft von 1888 wieder gegründet. Zum runden Geburtstag gab's im Schützenhaus einen Festabend mit Bilderschau.

Anlässlich des 40. Jahrestages ihrer Wiedergründung trafen sich die Rothhäuser Schützen zu einem Ehrenabend im Schützenhaus. Nach der Totenehrung am Friedhof wurde auf die vergangenen 40 Jahre zurückgeblickt. Mittels Beamer-Präsentation gab es auch eine Bilderschau, bei der manches Gründungsmitglied aufgrund der damals üblichen langen Haarpracht nicht wiedererkannt wurde.

Sinn für Tradition

Es war im Oktober 1974, als sich eine Gruppe schießbegeisterter Rothhäuser im Gasthaus Lauertal traf, um die alte Schützentradition wieder aufleben zu lassen. Der damalige Bürgermeister Alfons Grünewald hatte viel Sinn für Tradition und war einer der Mit-Initiatoren, denn schließlich hatten Rothhäuser schon 1888 eine Schützengesellschaft ins Leben gerufen. Die Vorfahren waren damals beflügelt von einer großen Euphorie nach dem gewonnenen Krieg von 1870/71 und dem darauf ausufernden Nationalismus. Aus der Gründungszeit ist noch ein altes Schießbuch erhalten, das mit den Worten "Üb Aug und Hand fürs Vaterland!" beginnt. Anders als heute hatten die Schießbegeisterten der ehemaligen Schützengesellschaft durchaus auch noch Wehrertüchtigung im Hinterkopf.
Sie hatten, wie in Büchern überliefert ist, zunächst noch mit Feuerstutzen auf einem Gelände in Richtung Spedition Menninger geschossen. Später setzte sich das günstigere Kleinkaliber-Schießen durch. Alte Schützenscheiben zeigen teilweise durchaus kriegerische Motive, und nicht selten scheint auch tatsächlich auf die Schützenscheiben gefeuert worden zu sein. Im Zuge allgemeiner Vereinsauflösungen setzten die Nationalsozialisten auch in Rothhausen dem Schießsport ein Ende.
Weil kriegerischer Schießsport nichts mehr mit dem zu tun haben sollte, was heutige Luftgewehrschützen als sportliche Betätigung sehen, war auch eine komplette Neugründung eines Schützenvereins durchaus in Erwägung gezogen worden. Es setzte sich aber die Erkenntnis durch, der alten Tradition Vorrang einzuräumen. Mit Richard Schüler lebte bei der Wiedergründung nur noch ein einziges Mitglied der alten Schützengesellschaft, das sofort zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Patenverein gratuliert

Inspiriert waren die Initiatoren der Wiedergründung durchaus durch die Stammheimer Schützengesellschaft, die sich gerne im seinerzeit sehr populären Tanzlokal Schneckeneck aufhielt. So berichtete es Josef Schmitt, der für den Patenverein aus Stammheim angereist war, um Glückwünsche zu überbringen. Mit Matthias Fleckstein und Günther Benning gab es zudem zwei aktive Schützen, die ihrem Hobby bislang in Reichmannshausen nachgegangen waren und nun die Zeit für reif hielten, in ihrem Heimatort den Schießsport zu etablieren.
Erstes Vereinslokal war der Tanzsaal im ehemaligen Gasthaus "Zum Lauertal", in dem sich heute die Osteria Da Angelo befindet. Die Größe des Raumes ließ jedoch nur vier Schießstände zu, was nur der Hälfte der üblichen Bahnen entspricht, um einen reibungslosen und zügigen Schießwettkampf zu gewährleisten. Der Umzug in ein eigenes Schützenhaus mit acht Ständen war zwar schnell ein Wunsch, konnte jedoch erst nach der Aufgabe des Raiffeisen-Lagerhauses am Kreuzbergweg 1988 realisiert werden.
Schon von Anbeginn an wurde das Königsschießen in Rothhausen heimisch. Albert Rybak sollte 1975 der erste Träger der Königskette sein. Nur ein Schuss darf dabei abgegeben werden, was immer wieder auch einmal Zufallstreffer ermöglichte. Die Überraschung bei dem bis zur Proklamation geheim gehaltenen Namen ist dann immer besonders groß, wenn der bisherige Würdenträger die verhüllte Scheibe mit dem Namen seines Nachfolgers entblättern darf.
Mit Ilona Beck stellte die Schützengesellschaft 1996 einmal die Gauschützenkönigin. Sie war mit 14 Jahren von 1993 bis 2007 an der Spitze des Vereins die am längsten amtierende Schützenmeisterin. Ebenfalls seit 1993 ist Manfred Beck im Amt. Zunächst als stellvertretender Schützenmeister und seit 2007 nach der Abdankung von Ilona Beck als 1. Schützenmeister. Im sportlichen Bereich ließen die Rothhäuser Schützen vor allem in den Anfangsjahren aufhorchen, als die 1. Mannschaft einige Aufstiege verzeichnen konnte und bis zu vier Teams an Rundenwettkämpfen teilnahmen. Heute schießt nur noch ein Team in unteren Gefilden. Die Königsproklamation ist aber weiterhin das größte Ereignis im Jahr, bei dem der Schützenkönig mit einem Festzug durchs Dorf abgeholt wird.