Museum auf der Höhe der Zeit

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Sven Schneider (rechts) und Stefan Mützel tragen Teile aus dem Dachgeschoss nach unten. Das Ausräumen auf dem Dachboden erfolgt nach Absprache mit Projektleiterin Dr. Adina Rösch (im Hintergrund).
Sven Schneider (rechts) und Stefan Mützel tragen Teile aus dem Dachgeschoss nach unten. Das Ausräumen auf dem Dachboden erfolgt nach Absprache mit Projektleiterin Dr. Adina Rösch (im Hintergrund).
Adina Rösch hat Listen angelegt, in denen genau festgehalten wird, welche der kleinen Museumsgegenstände wohin verpackt wurden.
Adina Rösch hat Listen angelegt, in denen genau festgehalten wird, welche der kleinen Museumsgegenstände wohin verpackt wurden.
 
Die Podeste, auf denen die ganze Zeit Ausstellungsstücke standen, werden abgebaut.
Die Podeste, auf denen die ganze Zeit Ausstellungsstücke standen, werden abgebaut.
 

Im Hammelburger Stadtmuseum in der Herrenmühle haben die Ausräumarbeiten begonnen. Während der Umgestaltung bleibt das Museum zu.

Überraschungen gibt es beim Umbauen immer, und wenn sie noch so klein sind. Im Fall des Hammelburger Stadtmuseums war die Überraschung dieser Tage sogar winzigklein, daumennagelgroß maximal. Beim Ausräumen im Dachgeschoss hatte Sven Schneider beim Ausräumen im städtischen Museum "Herrenmühle" einen alten Groschen gefunden. Die kleine Münze aus dem frühen 19. Jahrhundert steckte in einen alten Tisch, sagt Sven Schneider. Er erklärt, dass das historische Geldstück auf den Boden fiel, als er und seine Kollegen des städtischen Bauhofs den Tisch ins Depot transportierten. In der Herrenmühle hat jetzt das Umräumen begonnen. Vom Ausräumen betroffen ist vor allem das Dachgeschoss, erläutert die Kunsthistorikerin und Projektleiterin, Dr. Adina Rösch.
Im zweiten Obergeschoss soll in Zukunft neben der Ausstellung auch das historische Dachgebälk besser zur Geltung kommen. Dazu ist es nötig, den Dachboden weitgehend umzugestalten. Nur Großobjekte wie der Backofen, bleiben stehen. Entfernt werden die meisten der vorhandenen Podeste. Danach wird der alte Holzfußboden abgeschliffen, ehe die Objekte wieder zurückkommen und so platziert werden, dass auch die Architektur des Dachgeschosses besser wirken kann. Sie hätte es, so die Meinung der Kunsthistorikerin, verdient.
"Wir werden nicht alles umkrempeln", erklärt Adina Rösch. Baulich, so bestätigt Stadtbaumeister Detlef Mohr, werden nicht allzu viele Arbeiten nötig sein. Die Themen "Wein und Brot" werden auch künftig im Mittelpunkt stehen. Es geht mehr um die Konzeption und Anpassung des Museums an die Anforderungen der heutigen Zeit. "Es ist wichtig nach so langer Zeit, meint Museumsleiterin Elfriede Böck. Es ist jetzt die erste große Veränderung nach rund 25 Jahren. Elfriede Böck freut sich, dass mit dem Ausräumen der Startschuss für die Umgestaltung gefallen ist.


Medienstationen kommen

Die Ausstellung im ersten Stock bleibt weitgehend erhalten. Neuerungen sind die Einrichtung von Medienstationen und der Austausch von Vitrinen. Dazu werden in den nächsten Tagen alle Ausstellungsobjekte in den Schauschränken verpackt, nummeriert, in Listen aufgeführt und in Kisten verstaut. Die ausgemusterten Glasvitrinen will das Museum im Sommer versteigern. Der Erlös soll dem Museum zugute kommen.
Im Zuge der Neugestaltung werden erstmals auch alle Objekte beschriftet. Auch Internet wird es künftig in den Räumen geben. Verbessert werden soll das museumspädagogische Angebot. So ist geplant, historische Winzer- und Müllerkleidung in Kindergrößen anzuschaffen, damit die jungen Besucher die historischen Zeiten noch besser begreifen können. Außerdem wird eine Möglichkeit geschaffen, Wechselausstellungen im Museum zu präsentieren.


Büttner schaut nach

Schlaflose Nächte bereitet der Hammelburger Kunsthistorikerin noch immer das Auslagern des historischen Winzerwagens, der im Erdgeschoss der Ausstellung steht. Auch hier soll alles etwas luftiger werden. Das große historische Gerät muss raus und mittlerweile wächst ihre Zuversicht, dass es tatsächlich auch klappt. Denn Adina Rösch hat einen Hammelburger gefunden, der einst dabei war, als der Fasswagen seinen Weg ins Museum gefunden hat. Und wenn er rein gekommen ist, muss er auch wieder auf diesen Weg rauskommen. Trotzdem ist der Wagen momentan das Sorgenkind in der Herrenmühle.
In den nächsten Tagen soll ein Büttner nach dem alten Gefährt schauen und eventuell nötige Sicherungsarbeiten vornehmen, damit es heil aus dem Museum geholt werden kann. Wahrscheinlich muss der Fasswagen teilweise zerlegt werden, damit er durch den derzeit mit einer Vitrine verstellten schmalen Torbogen passt. Dieser Bogen soll im Laufe der Umbauarbeiten eine Art Schaufenster ins Museum werden. Geplant ist ein kleines Fensterband im Torbogen. Auch die Außenanlage ist im Visier der Umgestaltung. Adina Rösch sagt, man finde hier "mit den schönsten Platz in Hammelburg". Denn er liegt direkt an der Saale. Die Verbindung von dort zum Museum noch attraktiver zu machen, ist ein Wunsch von Adina Rösch.
Die Ausstellungsräume im Museum sind zwar bis zur Wiedereröffnung geschlossen, das Museum selbst jedoch wird mit eigenen Veranstaltungen dafür sorgen, dass es im Gespräch bleibt und gleichzeitig die Neugierde auf die neuen Räume wächst. Ab März soll die Veranstaltungungsreihe beginnen. So wird es während der warmen Jahreszeit zwei Termine für Objektbegutachtungen geben. Das ist ein bisschen wie bei der Fernsehsendung "Kunst und Krempel". Hammelburger können alte Objekte zur Museumsinsel bringen. Dort werden die guten Stücke begutachtet. Dieser Service soll den Leuten helfen, mehr über alte Erbstücke zu erfahren.


Straffer Zeitplan

Die nächsten Tage und Wochen stehen voll im Zeichen des Ausräumens und Vorarbeitens für die Umgestaltung. So müssen demnächst die Ausschreibungen der einzelnen Arbeitsschritte erfolgen. Im Oktober soll das Museum wieder eröffnet werden.
Der Zeitplan sei knapp, sagt Adina Rösch. Aber sie ist sehr zuversichtlich, dass alles gut verläuft. Die jetzt beim Ausräumen gefundene Münze ist vielleicht der Glücksgroschen für die Umgestaltung des Hammelburger Stadtmuseums.