Vor 90 Jahren bauten die Rothhäuser ihre katholische Kirche und ließen sich selbst von der Inflation nicht aufhalten. Überlebende des Ersten Weltkrieges trieben den Bau voran.
Wenn die Rothhäuser Katholiken am Samstag, 18. Oktober, ihres Kirchenbaus vor 90 Jahren gedenken, ist dies ein außergewöhnliches Ereignis. Der Kirchenbau fiel seinerzeit in die große Inflationszeit und wurde nur fünf Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges begonnen. Nur wenige Bauwerke können deshalb in diesen Tagen auf einen derartigen Jahrestag zurück blicken.
Der inzwischen verstorbene Heimatforscher Günter Saar war es, der die Kirchengeschichte intensiv aufgearbeitet und schon zum 70-jährigen Gründungstag im Auftrag der Kirchengemeinde eine ausführliche Festschrift veröffentlicht hatte.
Darin wird anschaulich beschrieben, weshalb die Katholiken in dieser von großer Not geplagten Zeit dennoch viel Mut, Arbeitskraft und Geld aufgebracht hatten, um ihr eigenes Gotteshaus zu verwirklichen. Vorher hatte die heutige evangelische Kirche als Simultangotteshaus beiden Konfessionen als Gebetsort gedient.
Sie stammt schon aus dem frühen 14. Jahrhundert und war seinerzeit als Wehrkirche angelegt worden.
Nur 60 Einwohner Nach der von Martin Luther eingeleiteten Reformation folgten viele Herrschaftshäuser der neuen Lehre und auch Ritter Sylvester von Schaumberg, ein Vetter des Burggrafen von Thundorf, war den neuen Ansichten sehr angetan. Rothhausen hatte damals lediglich 60 Einwohner.
Erst durch den Verkauf der Schaumbergschen Güter 1676 an die Herren von Rosenbach zog der Katholizismus in die Gemeinde ein. 1685 wurde im "Neustädter Recess" die künftige Nutzung des Gotteshauses für beide Glaubensgemeinschaften geregelt.1687 wurde die katholische Pfarrei Thundorf gegründet.Immer wieder gab es seither kleine Scharmützel, beispielsweise um die Nutzung des Altars oder das Glockengeläut oder auch um den Unterhalt der Orgel.
1908 wurde schließlich von den Katholiken ein
Kirchenbauverein gegründet, um, wie es Pfarrer Heider ausdrückte, "das traurige Simultaneum in späteren Zeiten zu beseitigen". Der 1. Weltkrieg kam einem früheren Baubeginn dazwischen, doch sollen mehrere Frontsoldaten gelobt haben, bei einer unversehrten Rückkehr den Bau schnell vorantreiben zu wollen. Sie ließen sich deshalb auch von der drohenden Inflation nicht aufhalten und begannen schon bald nach Ende des Krieges mit Sammlungen.
Grundsteinlegung 1923 Die Grundsteinlegung erfolgte am 2. April 1923. Den Gottesdienst zelebrierte Pfarrer Dechant Endrehs (Stadtlauringen) unter Assistenz von Pfarrer Heider (Thundorf) und Lokalkaplan Schlör aus Maßbach. Die Bauleitung oblag dem aus Rothhausen stammenden und in Stadtlauringen wohnenden Hironymus Klopf.
Der Kirchenverwaltung gehörten Stephan Braun, August Kehl und Josef Grünewald an, die zusammen mit Reinhold Klopf, Gottfried Behr und Dionys Memmel auch den Vorsitz des Kirchenbauvereins bildeten.
Den Aufzeichnungen zur Folge wurden 300 000 Backsteine verbaut. Pro Tag gab es zu Beginn 8000 Mark für den Maurer und 9000 Mark für den Steinhauer. Wegen der Inflation wurden die Löhne täglich ausbezahlt. Zum Vergleich: Zeitgleich kostete ein Laib Brot 2000 Mark und ein Pfund Fleisch 3000 Mark.
Die Steine für das Fundament der Kirche wurden aus einem Steinbruch bei Sulzfeld herbei geschafft. Die Sandsteine stammen aus den Wermerichshäuser Brüchen. Das Bauholz wurde in den Haßbergen geschlagen. Beim rasch voran schreitenden Bau mussten auch die Schulkinder mithelfen. Sie schleppten in den Pausen, sowie vor und nach dem Unterricht Steine herbei. Dafür erhielten Sie bei der Einweihung einen Weck mit Wurst.
Im September 1924 war das Werk schließlich vollendet.
Trotz der schweren Zeit war der kleinen Kirchengemeinde aus dem damals 200 Einwohner zählenden Ort ein ansprechendes Bauwerk gelungen. Um die Dreifaltigkeit zu demonstrieren, gibt es viele Elemente in dreifacher Ausführung. Um den Bau sicher zu stellen, hatten manche Bürger mit ihrem Gesamtvermögen Bürgschaften geleistet.
Die Feierlichkeiten zur Einweihung begannen am Freitag, 17. Oktober um 17 Uhr. Wie die Münnerstädter Volkszeitung seinerzeit berichtete, traf um diese Uhrzeit der hochwürdige Erzbischof Hauck aus Bamberg "im Auto" in Rothhausen ein. Er wurde von weiß gekleideten Mädchen begrüßt. Er sprach zunächst in der ehemaligen Simultankirche "Worte der Begrüßung und Ermahnung". Die Pontifikalmesse am Sonntag zelebrierte der ehemalige Pfarrer Spangenberger.
Der Cäcilienverein Stadtlauringen hatte die heilige Handlung der Darbringung des Opfers des Neuen Bundes mit einer lateinischen Messe verschönert.
Schulden erst 1943 getilgt Trotz des enormen Engagements wurden die letzten Schulden erst 1943 getilgt. Der Kirchenbauverein wurde erst 1954 offiziell aufgelöst. 1962 stiftete Pfarrer Felix Seufert den drei Kirchen in Thundorf, Theinfeld und Rothhausen aus Mitteln seines aufgelösten Bausparvertrages jeweils eine elektrische Läutanlage.
1974 wurde eine umfassende Renovierung des Gotteshauses angegangen, bei der unter anderem eine Heizung installiert und eine Sakristei angebaut wurde. 1984 wurde der Innenraum neu gestaltet.
Rund 180 000 Euro hatten die Katholiken zudem in den vergangenen zehn Jahren für eine weitere Sanierung aufzuwenden, bei der vor allem die Trockenlegung des Mauerwerkes große Baumaßnahmen erforderte und der Zugangsbereich erneuert wurde. Dabei wurde auch ein behindertengerechter Aufgang geschaffen.