Kirche von Wermerichshausen mit toller Akustik

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Peter Rottmann (Orgel) und Mathias Kreuzer (Gesang) waren überrascht, dass mehr Zuhörer in die katholische Pfarrkirche St. Vitus kamen als Sitzplätze vorhanden waren. Foto: Peter Klopf
Peter Rottmann (Orgel) und Mathias Kreuzer (Gesang) waren überrascht, dass mehr Zuhörer in die katholische Pfarrkirche St. Vitus kamen als Sitzplätze vorhanden waren.  Foto: Peter Klopf

Es war ein außergewöhnlich spannendes Konzert, und die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Es mussten sogar noch Stühle herbeigeschafft werden.

Die katholische Pfarrkirche St. Vitus in Wermerichshausen ist nicht besonders groß, die Orgel ist klein und hat nur ein Manual. Der Regionalkantor und Münnerstädter Kirchenmusiker Peter Rottmann - gleichzeitig musikalischer Leiter des Festivals "Rhöner Orgelsommer" - hat den Ort aber mit Bedacht ausgewählt.
Der Erbauer der bemerkenswerten Barockorgel in der Pfarrkirche St. Vitus ist bisher nicht bekannt. Aufgrund der Machart wird jedoch angenommen, dass ein Orgelbauer aus Würzburg dafür in Frage kommt, entweder der Hoforgelbauer Josef Seufert, der auch in Fridritt, Althausen und Münnerstadt tätig war, oder der Domorgelmacher Otto, der im nahen Großwenkheim gebaut hat.


Profi am Manual

Größer hätte die Überraschung nicht sein können. Denn die Kirche hat eine tolle Akustik und eine außergewöhnliche Atmosphäre.
Bereits zum siebten Mal wird der "Rhöner Orgelsommer" veranstaltet. Das Besondere dabei sind die wechselnden Spielorte und immer andere Mitwirkende. Einmal die eigene Orgel zu hören, wenn ein Profi am Manual sitzt, ist für die Einheimischen ein Erlebnis, bei dem so mancher die "Ohren anlegt".
Mit dem Tenor Mathias Kreuzer, der Wermerichshäuser ist, hatte Rottmann einen Partner gefunden, der mit seiner tollen Stimme glänzen kann. Ohne Mikrophon und Verstärker sang Kreuzer anspruchsvolle Arien wie Giuseppe Giordanis "Caro mi oben" oder das "Gebet des Rienzi" aus der Oper "Rienzi" von Richard Wagner. Gänsehaut konnte man bei dem berühmten "Ave Maria" von Charles Gounod bekommen. Stimmgewaltig auch in den hohen Passagen bezauberte er mit seiner sonoren Stimme.


Auf harten Kirchenbänken

Dabei vergaß man, dass man dichtgedrängt auf harten Kirchenbänken saß. Und das war auch für die Veranstalter eine Überraschung: Es kamen mehr Zuhörer als Plätze vorhanden. Kurzerhand wurden zusätzliche Stühle organisiert.
Peter Rottmann entlockte der Orgel bezaubernde Klangwelten. Besonders die "Symphonie Concertante" von Guillaume Lasceux beeindruckte. Recht filigran und fast verspielt kam dieses Stück daher, in dessen Verlauf man sich an die romantische Tradition erinnert fühlte und einem unmittelbar der Name "Peter Tschaikowsky" in den Sinn kam, der einen ähnlichen Stil hatte.


Fast volkstümlich

Höhepunkt und anspruchsvollstes Werk war die Partita über den Choral "Jesu meine Freude" von Johann Gottfried Walther. Walthers Choralbearbeitungen, hier von Johann Sebastian Bach, sind in Form und Inhalt den Standardwerken aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gleich. Ihr satztechnisch geschickter Aufbau und die liedhafte Melodik lassen einen fast volkstümlichen Stil entstehen. Mit einer Konzertliteratur aus Italien, Frankreich und Deutschland, vom Barock zur Romantik, gelang beiden ein Konzert, das von Anfang an faszinierte.
"Wir haben Stücke ausgewählt, da könnte man meinen, diese seien dieser Orgel auf den Leib geschrieben worden", sagte Peter Rottmann. Den Zuhörern gefiel es so sehr, dass sie mit stehenden Ovationen und riesigem langanhaltendem Applaus den beiden Akteuren dankten.