Ein Baum wie ein Kirchturm

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Die hohle Linde hat viele Wucherungen und Knorze. Herbert Holzheimer arbeitet sie jetzt noch heraus und wird einen Teil in einer speziellen Technik vergolden.Foto: Heike Beudert
Die hohle Linde hat viele Wucherungen und Knorze. Herbert Holzheimer arbeitet sie jetzt noch heraus und wird einen Teil in einer speziellen Technik vergolden.Foto: Heike Beudert
Ein historischer Nagel und dieser Vulkanstein steckten im Baum.Foto: Heike Beudert
Ein historischer Nagel und dieser Vulkanstein steckten im Baum.Foto: Heike Beudert
 
Bis zu sieben Menschen passen ins Innere des Baumes, nur schlank müssen sie sein.Foto: Heike Beudert
Bis zu sieben Menschen passen ins Innere des Baumes, nur schlank müssen sie sein.Foto: Heike Beudert
 

 Ein Gewittersturm warf im August 2013 eine mehrere Jahrhunderte alte Linde in Münnerstadt um. Der Langenleitener Künstler Herbert Holzheimer gestaltet jetzt aus dem hohlen Stamm eine Baumkapelle.

Einst war die hohle Linde im Münnerstädter Hindenburgpark ein Naturdenkmal. Jetzt wird daraus ein Kunstobjekt. Der Stamm steht in der Werkstatt des Langenleitener Künstlers Herbert Holzheimer. Herbert Holzheimer schglüpft in das Innere des Baumes. Für den schlanken Künstler ist das kein Problem, und im Innern ist die Linde ohnehin geräumig. Sieben Personen, hat er getestet, finden dort Platz.

Eine Linde in drei Teilen

Alleine das senkrechte Aufstellen des hohen Stammes war ein Kraftakt für sich und eine Herausforderung auch für einen versierten Künstler wie Herbert Holzheimer. Doch jetzt steht der Stamm und kann bearbeitet werden. Seine volle Höhe von einstmals elf Metern hat er aber nicht mehr. Er war einfach zu hoch und hätte nicht unter das schützende Dach im Hof des Künstlers gepasst. Deshalb gibt es die Linde in der Holzheimer´schen Werkstatt nun in drei Teilen. Ein weiteres, kleines Stammstück ist zwischenzeitlich für das Gesellenstück eines Absolventen der Bischofsheimer Bildhauerschule verarbeitet worden.

Platz zum Innehalten

Das größte, immer noch 3,60 Meter hohe Endstück der Linde soll zur Baumkapelle werden. "Der Stamm hat etwas von einem Kirchturm", findet Holzheimer. Manche Menschen wiederum, weiß er aus Gesprächen, erinnert der dunkle von Wucherungen durchsetzte und nach oben strebende Innenraum der Linde an eine Tropfsteinhöhle.
Jetzt, in der ersten Bearbeitungsphase, stellt die Linde den Künstler immer wieder auf die Probe. Momentan noch arbeitet Herbert Holzheimer hauptsächlich an der Außenseite des Stammes, um ihm seine endgültige Form zu geben. "Aber jedes Mal ist dann die Kette stumpf oder kaputt", erklärt Holzeimer. Denn die Säge bleibt regelmäßig in Nägeln oder Steinresten hängen. Oft stecken die Nägel unsichtbar tief in der Rinde oder den wuchtigen Knorzen.

Mehr als 100 Jahre alt

Manche müssen Jahrzehnte oder sogar einen noch längeren Zeitraum in dem alten Baum überlebt haben, so der rostige, dicke Nagel, der noch handgeschmiedet ist. Holzheimer schätzt, dass dieser schon weit über 100 Jahre alt sein dürfte. Herbert Holzheimer überlegt deshalb, ob er erst einmal mit einem Metalldetektor nach weiteren Fundstücken suchen soll, ehe er das nächste Mal die Säge ansetzt. Aber auch verschiedenste Steine sind mit dem Stamm des Baumes regelrecht verwachsen und sie zeigen, dass die Linde eine bewegte Vergangenheit hatte. So finden sich Mörtelreste ebenso wie Ziegelsteine oder Beton - mit diesen Materialien hat man in der Vergangenheit versucht, die Stabilität des Baumes zu erhöhen und sein Leben zu verlängern. Ein Stück Drahtseil hat Holzheimer bei seinen Arbeiten in der Rinde entdeckt Ganz ungewöhnlich war aber ein Stein vulkanischen Ursprungs. Wie der hineingekommen ist, bleibt ein Rätsel.

Blattgold für die Knorze

Herbert Holzheimer hat sich kein Zeitlimit für seine Baumkapelle gesetzt. Nach den Arbeiten am Außenstamm geht es im Innern der Linde an die eigentliche Feinarbeit. Dem Künstler schwebt vor, einen Teil der so formenreichen und markanten Baumwucherungen zu vergolden. Holzheimer arbeitet gerne mit Gold in Verbindung mit Naturmaterialien. Die Technik ist zeitaufwändig und arbeitsintensiv. "Es zieht sich mindestens noch zwei Jahre hin", meint Holzheimer.

Standort ist noch völlig offen

Wo die Baumkapelle einmal ihren Platz finden wird, das weiß Holzheimer noch nicht. Er würde zwar gerne haben, dass der Baum einmal zurück nach Münnerstadt kommt, ob es allerdings möglich sein wird, ist offen. Das liegt sicherlich an mehreren Faktoren. Zum einen hat Holzheimer bislang noch keinen geeigneten Platz für die Linde gefunden. Er hat sich die Rathausdiele auf Anraten von Bürgermeister Helmut Blank ebenso angesehen wie Räume im Deutschordensschloss. Auch im Bestatterzentrum war er. In allen Gebäuden sei wohl nicht genug Platz, findet er. Denn um wirklich zur Geltung zu kommen, brauche die künstlerisch gestaltete Linde einmal entsprechend viel Platz und Luft um sich herum. Dennoch müsse sie in einem geschützten Innenraum stehen.

Einmalige Gelegenheit

Ein weiterer Faktor ist natürlich das Geld. Herbert Holzheimer ist ehrlich und betont, dass er dieses Kunstobjekt nicht verschenken kann. Was es kosten wird, weiß er heute noch nicht. Eines kann er sagen: Die Arbeitszeit, die er in die Linde steckt, wird er wohl nie wirklich vergütet bekommen. "Die Zeit darf man nicht rechnen", erklärt er. Das will er auch gar nicht. Denn für Herbert Holzheimer ist die hohle Linde aus Münnerstadt ein künstlerischer Glücksfall. "Dieser Baum ist einmalig". Und dies soll sich später einmal in dem Kunstobjekt "Baumkapelle" widerspiegeln.