"Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen". Das wusste schon Matthias Claudius, der sein Gedicht "Urians Reise um die Welt" mit diesem Vers 1786 begann. Auf eine literarische Reise um die Welt begaben sich die Münnerstädter Litera(n)ten mit den "LiederTanten".
Mit dem Zitat von Matthias Claudius machten sich die Literanten auf den Weg. Das Gepäck für den Abend waren Texte und Musikstücke, die allesamt das Reisen oder ferne Ziele zum Thema hatten. Die Mitreisenden waren ein bunt gemischtes Publikum, das sich im Bärensaal gerne auf eine Gedankenreise in ferne und nahe Gefilde mitnehmen ließ.
Jens Müller-Rastede, Bernt Sieg und Bärbel Fürst hatten die Autoren für den unterhaltsamen Ausflug in die Literatur zusammengestellt. Es war eine leichte, lockere Litera(n)ten-Tour, die so manches Mal schmunzeln ließ, aber auch für richtige Lacher im vollbesetzten Saal sorgte. Die Texte lagen an diesem Abend nicht schwer im Magen oder drückten gar aufs Gemüt.
Wer unbekannte Wege einschlägt, der muss aber auch Überraschungen oder Unbequemlichkeiten rechnen. Auch das wird in der Reiseliteratur deutlich. Vielleicht kannte der eine oder andere im Saal auch die widersprüchlichen Urlaubs-Gefühle, die der Schriftsteller Erich Kästner mit der Ferne verband: "Der verborgene Sinn des Reisens ist es, Heimweh zu haben".
Köstlich bösartig waren die Passagen aus Favell Lee Mortimers Reiseführer "Die scheußlichsten Länder der Welt" - ein amüsantes, aber aus heutiger Sicht politisch völlig unkorrektes Kompendium gesammelter Vorurteile, die die englische Buchautorin um 1850 veröffentlichte, ohne die beschriebenen Länder je gesehen zu haben.
Dass aber nicht nur die Literatur, sondern auch die Musik zum Mythos "Reisen" beigetragen hat und noch beiträgt, das zeigten die "LiederTanten" ( Sabine Häring und Detlev Beck) mit ihren musikalischen Einlagen. Beim Udo Jürgens Hit "Griechischer Wein" stimmten fast alle im Saal mit ein. Bei "Island in the Sun" summten die Zuhörer mit; dieser Liedtext war dann doch nicht so geläufig. Ganz still und andächtig wurde es im Publikum, als der Syrer Nadim Sukkarie, der als anerkannter Flüchtling in Münnerstadt lebt, mit Trommelklängen die Magie einer jemenitischen Wüstennacht in den Bärensaal zauberte. eine Zugabe inbegriffen.