Bürgerwindpark Münnerstadt: Platz da für die Transport-Helden

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Extrem-Lieferung: Drei mal 15 Tonnen Stahl rollen Lkw-Fahrer über die B287 in Richtung Schindberg. Die Fracht aus dem hohen Norden ist seit zwei Tagen unterwegs. Fotos: Carmen Schmitt
Extrem-Lieferung: Drei mal 15 Tonnen Stahl rollen Lkw-Fahrer über die B287 in Richtung Schindberg. Die Fracht aus dem hohen Norden ist seit zwei Tagen unterwegs.  Fotos: Carmen Schmitt

Drei Schwertransporter haben nachts die letzten Flügel für den Münnerstädter Bürgerwindpark angeliefert. Die Lkw-Fahrer mussten die 60 Meter lange, tonnenschwere Ladung durch enge Kreuzungen manovrieren.





Die Pyramide ist blank. Am Knotenpunkt Münnerstadt, Nüdlingen, Langes Schiff sind fast alle Schilder weg. Die stören heute Nacht. Es sind um die null Grad. Handschuhe trägt René nicht. Rechte Hand Funkgerät, linke Hand Kippe. Das Manöver: 15 Tonnen Stahl verteilt auf einer Länge von 55 Metern rückwärts einparken. Auf sein Kommando hört Andreas im Führerhaus des Schwertransporters.

Vor zwei Tagen sind die Jungs im Norden Deutschlands von Brake an der Unterweser aus gestartet. Sie fahren nachts, wenn auf den Straßen weniger los ist. Drei Schwerlaster und zwei Begleitfahrzeuge walzen sich im Konvoi voran. 705 Kilometer bis zum Ziel. Pünktlich fahren sie bei der Autobahnabfahrt Oerlenbach ab. Sie bringen die letzten drei Rotorblätter für den Münnerstädter Windpark. Die Ladung ist für Norbert Schmäling vom Bürgerwindpark Langes Schiff Münnerstadt nach fünf Jahren Plaung das "Tüpfelchen auf dem i".

Zentimeter für Zentimeter

"Es ist eine Erleichterung", sagt Norbert Schmäling. "Und so eindrucksvoll." Er ist gekommen, um sich anzusehen, wie die Männer ihre tonnenschwere Fracht in Zentimeterarbeit über die Kreuzungen bugsieren. "Augenmaß muss man schon haben", sagt Fahrer Andreas und lacht. Seit 23 Jahren lenkt er Lkw-Ungetüme. Über die Jahre wurde die Ladung immer länger und breiter, erzählt er. Wird es eng, verlässt er sich blind auf seinen Partner, René.

Rückwärts durchs Nadelöhr

Der steht am Ende des Schwerlasters. Von der Spitze des Flügels baumelt eine rote Warnlampe. Das erste Nadelöhr an der Pyramide ist geschafft. Andreas hat gewendet und fährt rückwärts entlang der B287 bis zur Gabelung des Münnerstädter Gewerbegebiets am Schindberg - die nächste kritische Stelle auf der Strecke. Andreas lenkt ein und stößt langsam mit der hinteren Achse rückwärts in die Kreuzung. René spricht ruhig in das Funkgerät: "Weiter nach links." Andreas dreht die Räder hydraulisch ein. Rangiert. Setzt wieder an. Stück für Stück. Die Tragfläche des Transporters schwebt über dem Graben. So schafft er die steile Kurve.

Keine Hektik aufkommen lassen

Der Fahrer kennt die Strecke genau. Mit seinen Kollegen hat Andreas schon die Rotorblätter für die anderen vier Münnerstädter Anlagen geliefert. Vorab hat sich René die Strecke genau angeschaut. Er war mehrere Male hier, bevor die Jungs mit dem Schwertransport angerückt sind. Wo stehen Schilder, wie ausgeprägt ist die Steigung, wo gibt es Kurven, wo Graben, welche Kreuzung muss geräumt werden? "Es sieht zwar immer groß aus, aber am Ende wird es trotzdem eng", sagt er. Das Transport-Team braucht fast drei Stunden für gut zwölf Kilometer. Endstation ist heute Nacht ein Waldstück an der Anlage. "Jeder Transport hat etwas Besonderes", sagt Andreas. "Wichtig ist aber immer, dass alle ruhig bleiben - keine Hektik."

Während die Jungs sich ihr Feierabendbier genehmigen, schrauben Arbeiter die Schilder wieder an. Die Polizei löst ihre Sperre und alles ist wie vorher. Fast. Im Schutz der Nacht ist Münnerstadt mit der Hilfe von sechs Transport-Helden aus dem Norden einen Schritt weiter in Richtung Energiewende.