Die historischen Glasmalereien der Kirchenfenster gehören zu den besonderen Schätzen der Münnerstädter Stadtpfarrkirche. Seit Monaten werden die Fenster gereinigt und konserviert.
Restauratorin Steffi Wirsing-Nolte bearbeitet letzte Fenstersegmente des historischen Elisabeth-Fenster. Es ist das Fenster, das der Restauratorin besonders gut gefällt. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie Thüringerin sei und die Wartburg und auch die Legenden um die heilige Elisabeth kenne. Ein Fenstersegment zeigt das Rosenwunder. Die Darstellung sei fantastisch, so das Urteil der Fachfrau. "Jedes Mal erkennt man etwas Neues". Noch in dieser Woche werden die Segmente wieder ihren angestammten Platz bekommen. Danach folgt die Reinigung und Konservierung des Passionsfensters, ehe noch als letztes das Kilian/Katharinenfenster folgt. Das Magdalenen-, das Apostel- und das Pfingstfenster sind bereits restauriert und wieder eingebaut. Die eindrucksvolle Leuchtkraft der Glasmalereien ist wieder vorhanden. Münnerstadt könne froh sein, dass die Kirchenfenster erhalten geblieben sind und nicht einer neuen Mode weichen mussten, sagt Steffi Wirsing Nolte, die in der Stadtpfarrkirche von ihrem Ehemann, dem Restaurator Steffen Nolte, unterstützt wird.
Die Restauratorin betont, dass die Arbeiten bislang wie geplant laufen. Auch die Corona-Pandemie habe keinen Einfluss auf den Fortgang gehabt. Unerwartete Überraschungen hat es bei den Konservierungsarbeiten nicht gegeben. "Ich hoffe, dass es so weiter geht" , sagt Steffi Wirsing-Nolte, denn sie weiß aus Erfahrung weiß, dass man bei Restaurierungen plötzlich vor unerwartete Probleme gestellt werden kann. Im Zuge Konservierung und Reinigung werden die Fenster vom Schimmel und Staub befreit. Außerdem muss von den historischen Fenstern eine 1974 aufgebrachte Kunstharzschicht soweit möglich entfernt werden. Damals sollte das neuartige Material dem Schutz der wertvollen Glasbilder dienen, erläutert Steffi Wirsing-Nolte. Erst viel später hat man erkannt, dass dieser Kunststoff im Laufe der Jahre vergilbt und den Malereien die Leuchtkraft nimmt.
Stadtpfarrer P. Markus Reis ist mit dem bisherigen Ablauf der Arbeiten sehr zufrieden. Er ist optimistisch, dass die Arbeiten an den Kirchenfenstern termingerecht im Herbst beendet werden können. Das ist auch das Zeitfenster, das die Restauratorin nennt. P. Markus Reis ist von der künstlerischen Ausarbeitung der Fenster sehr beeindruckt; jetzt, durch das aufgestellte Gerüst, kann er Details in den Darstellungen noch viel besser in Augenschein nehmen als bisher.
Fasziniert hat ihn vor allem die Darstellungen der Maria Magdalena, der Kirchenpatronin der Stadtpfarrkirche. Deren Patronatstag ist der 22. Juli. Erinnert wird an die Patronin im Gottesdienst am 26. Juli. Vom Gerüst aus hat P. Markus entdeckt, wie sehr die gemalte Figur der Kirchenheiligen im historischen Glasfenster mit der Holzfigur der Maria Magdalena im Hochaltar korrespondiert. Er ist der Überzeugung, dass sich Tilman Riemenschneider, der Erschaffer des Hochaltars, bei seiner Arbeit auch an den Darstellungen in den Glasfenstern orientiert hat. Das Magdalenenfenster ist um 1440 entstanden, der Riemenschneideraltar ab 1490. P. Markus spricht von einer Harmonie zwischen Fenster und Altar.
Coronabedingt nicht möglich waren in den letzten Monaten Führungen, bei denen Steffi Wirsing-Nolte interessierten Gruppen einen Einblick in ihre Tätigkeit geben sollte. Diese sind jetzt in Kleingruppen möglich und sollen unter Einhaltung der Coronaschutz-Regeln organisiert werden, so P. Markus Reis.
Während der 1. Bauabschnitt gut vorangekommen ist, bleibt weiterhin offen, wie es mit der geplanten Kirchensanierung weiter gehen wird. Denn der 2. Bauabschnitt wurde von der Diözese Würzburg erst einmal auf Eis gelegt. Die Kirchenverwaltung steht derzeit in Verhandlungen, ob nicht zumindest die im Chorraum vorgesehenen Arbeiten des 2. Bauabschnittes zeitnah erledigt werden können. P. Markus Reis und die Mitglieder der Kirchenverwaltung möchten damit vermeiden, dass die Kirche auf unbestimmte Zeit einer Baustelle gleicht.
Deshalb war die Kirchenverwaltung auch bereits auf einer eintägigen Informationsfahrt, um sich in Aschfeld, Lohr und Karstadt über die liturgische Neugestaltung des Chorraumes in den dortigen Kirchen umzusehen.