Die Kurverwaltung hat das dritte Jahr massive finanzielle Probleme. Das Defizit wird 2022 so hoch wie zu Beginn der Coronakrise. Wie der Freistaat Bayen und die Stadt Bad Kissingen darauf reagieren.
Die Staatsbad Bad Kissingen GmbH steht aus wirtschaftlicher Sicht vor dem nächsten Katastrophenjahr. Das Tochterunternehmen von Stadt Bad Kissingen und Freistaat Bayern fährt das dritte Jahr in Folge massive, ungeplante Verluste ein. Erst sind die Übernachtungszahlen und damit die Einnahmen aus der Kurtaxe aufgrund der Corona-Pandemie eingebrochen und haben sich bis jetzt nicht wieder erholt, die explodierenden Energiepreise verschärfen die finanzielle Misere weiter. Wie die Staatsbad GmbH auf Anfrage dieser Zeitung mitteilt, rechnen die Verantwortlichen für 2022 mit einem Minus von 3,6 Millionen Euro.
Die Staatsbad GmbH betreibt schon in normalen Jahren ein Draufleggeschäft. Vor Corona lag das Defizit bei rund zwei Millionen Euro jährlich. Die Stadt Bad Kissingen und der Freistaat springen Jahr für Jahr mit jeweils rund einer Millionen Euro in die Bresche, um das auszugleichen. Im vergangenen Jahr betrug das Defizit nach Angaben der Staatsbad GmbH 3,4 Millionen Euro, im ersten Pandemiejahr mit den monatelangen Lockdowns lag es bei 3,6 Millionen Euro.
Übernachtungszahlen erholen sich
Da ist es erfreulich, dass die Gästezahlen sich deutlich erholt haben. "2022 konnten bis dato wieder deutlich mehr Gästeankünfte und Übernachtungen verzeichnet werden, im Vergleich zu den stark von der Pandemie gezeichneten Vorjahren", berichtet Staatsbad-Pressesprecherin Theresa Preisendörfer. Bis Ende September wurden 974.527 Übernachtungen gezählt, das sind ein Drittel mehr als Vorjahreszeitraum. Bei den Gästeankünften ist der positive Trend noch deutlicher: 165.710 Ankünfte waren es Ende September, das sind fast doppelt so viele wie in den Monaten des Jahres 2021 (88.900). Allerdings bleiben die Zahlen weiterhin hinter den Jahren vor Beginn der Pandemie zurück (2019: 1,2 Millionen Übernachtungen bis Ende September). "Unter anderem ist das darauf zurückzuführen, dass ein Großteil der Bad Kissinger Reha-Kliniken derzeit noch nicht wieder voll ausgelastet ist", erklärt Preisendörfer.
Die grundsätzlich positive Entwicklung macht sich auch bei der Kurtaxe bemerkbar, wenngleich die Erlöse noch nicht wieder das Vorcorona-Niveau erreicht haben: 2,3 Millionen Euro Kurtaxe hat die Staatsbad im laufenden Jahr bis Ende September eingenommen, 2021 waren es 1,7 Millionen Euro. 4,2 Millionen Euro Erlöse wurden insgesamt erzielt (2019: 3,4 Millionen Euro).
Dass das Defizit dennoch wieder anwächst, erklärt die Staatsbad GmbH vor allem mit den Energiepreisen. "Bereits dieses Jahr verzeichnen wir Kostensteigerungen über alle Energieträger von mehr als 60 Prozent zum Vorjahr", gibt die Sprecherin Auskunft. Diese Entwicklung werde sich 2023 weiter verschärfen. 7 Millionen Euro Ausgaben hat das Unternehmen bisher dieses Jahr verzeichnet, im Vorjahreszeitraum war es eine Millionen Euro weniger.
Wo kann die Staatsbad GmbH sparen?
Wie reagieren Stadt und Freistaat, wie die Staatsbad GmbH selbst auf diese Entwicklung? Wird das Defizit bedingungslos getragen oder ziehen die Gesellschafter die Notbremse und verordnen einen strikten Sparkurs? Das Rathaus jedenfalls hat die eigentlich im Dezember anstehenden Haushaltsberatungen im Stadtrat kurzerhand abgesagt und ins neue Jahr verschoben.