Junge Leute haben bei der Matinee classique einmal mehr gezeigt, was sie schon können.
Die Matinee classique ist eine kleine Konzertreihe im Rahmen des Kissinger Winterzaubers, die sich in den letzten Jahren zur Nachwuchsschmiede entwickelt hat. Waren es früher hochpreisige, international renommierte Streichquartette oder Pianisten, so lädt Thomas Friedrich, der die Organisation der Reihe vor ein paar Jahren übernommen hat, junge Leute, Musikschüler, aus der Region ein und bietet ihnen ein Podium.
Das lockt natürlich niemanden von der Alster an die Saale. Aber die Menschen aus der Umgebung kommen. Weil sie sehen und hören wollen, was sich da tut. Weil es einfach Spaß macht, junge Leute in ihrer musikalischen Entwicklung zu beobachten.
Natürlich kann da - auch wenn die das jetzt nicht gerne lesen - nicht alles perfekt sein. Schließlich sind alle noch in der Ausbildung. Es ist ja noch nicht einmal gesagt, ob sie alle einmal Berufsmusiker werden wollen, was schon von der Statistik her recht unwahrscheinlich ist. Aber es macht einfach Spaß, sie in ihrer Situation der vielversprechenden Unfertigkeit kennen zu lernen und zu beobachten. Auch, um ihnen zu sagen, was sie alles schon sehr gut bis großartig machen. Aber auch, um ihnen zu sagen, wo sich noch zulegen können. Das Potenzial dazu haben sie alle.
Es ist gut und wichtig, dass sie sich dem Publikum stellen. Aber nichts ist schädlicher als nur gelobt zu werden. Künstlerisch wachsen kann man nur an Widerständen. Und deshalb ist es gut und wichtig, dass sie sich auch der Kritik stellen und sie nicht als bösartig, sondern befördernd verstehen.
Wie jetzt bei "Christmas Brass" im Rossini-Saal mit den "Bad Kissinger Blechbläsern", einem Ensemble, das bei "Jugend musiziert bereits Schlagzeilen gemacht hat: Die drei Posaunisten Paul Metz, Luca Ehrenberg und Jonas Greubel. Dazu gesellten sich der Hornist Jeremias Friedrich und die Pianistin Johanna Meder.
Nehmen wir Jonas Greubel. Seine Arme sind halt noch ein bisschen kurz. Auf seine Musikalität hat das keinen Einfluss. Um den Posaunenzug bis zum Anschlag zu bedienen, sind sie lang genug. Und das macht er schon sehr virtuos und genau und mit viel Gespür für Pointen, nicht nur bei dem schwierigen, souverän gemeisterten "Trombone Circus" von Christian Gouinguene, sondern auch bei dem witzig gespielten "Rudolph, the red nosed reindieer" (beide Male am Klavier begleitet von Gabriele Greubel).
Aber wenn der den Speichel aus dem Rohrsystem pusten will und am einen Ende reinbläst, kommt er nicht an das Ventil am anderen Ende. Da braucht er Hilfe. Natürlich kann man darüber schmunzeln. Aber Jonas Greubel hat Zeit. Üben muss er natürlich immer noch selber. Aber die Arme wachsen von alleine. Und dann ist auch das Thema vom Tisch.