Landtagswahl 2018: Gesundheit in der Politik

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Yatin Shah aus Bad Königshofen tritt bei den Landtagswahlen als Direktkandidat für Bündnis 90/Die Grünen an.

Yatin Shah ist als ältester von drei Brüdern in Bad Königshofen aufgewachsen. Nach dem Abi leistet er in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung im Nachbarort seinen Zivildienst. Danach geht es zum Studieren nach Würzburg. Dort startet er direkt ins Medizin-Studium. Nach dem Staatsexamen sammelt Yatin Shah praktische Erfahrung in der Klinik und forscht an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Während seiner Arbeit spürt der Mediziner: Es gibt Handlungsbedarf - auf politischer Ebene. Anfang 2017 tritt Yatin Shah der Partei Bündnis 90/Die Grünen bei. Jetzt steht der Arzt als Landtagskandidat auf dem Wahlzettel und will sich vor allem in seinem Fachgebiet für die ländliche Gesundheitspolitik engagieren. Auch im Zuge der "Jamaica-Diskussion" fiel sein Entschluss, zu kandidieren.

Seit Jugend politisch interessiert

Politisch interessiert war er immer schon, erzählt er. Als Jugendlicher erlebte er einen Wahlkampf, der ihm im Gedächtnis bleiben sollte. "Man kann Gruppen nicht gegeneinander ausspielen", sagt Yatin Shah. Er nimmt eine Ungerechtigkeit wahr. Damals spürt er, dass der Tonfall der wortführenden Politiker abdriftet, erzählt er heute. "Die Diskussionen waren nicht in Ordnung." Yatin Shah ist berührt und mobilisiert. Der Mediziner fühlt sich nicht nur der Behandlung von Patienten, sondern auch der Behandlung von politisch brisanten Themen berufen.

Ausgleich: Pferde auf dem Hof

Nach einer anstrengenden Woche an der Uni hat ihm die Arbeit mit den Pferden, daheim auf dem Bauernhof der Großeltern in Bad Königshofen, wo er aufgewachsen ist, gut getan, erzählt der 39-Jährige. Ein Ausgleich neben Studium und Forschungsarbeit für ihn. Nebenbei baut er den Hof um und richtet ihn ökologisch aus. Während der sieben Jahre in Berlin hat er den Bezug zu seiner Heimat nie verloren, sagt er. Heute lebt Yatin Shah wieder in Bad Königshofen. Bevor sich der Arzt in seine Forschungsarbeit vertieft, tut ihm ein Spaziergang draußen gut, erzählt er. "Die Natur in der Rhön zu erleben - das ist es. Daher kommt auch der Gedanke um den Erhalt unserer Lebensgrundlage."

Die Mutter aus Unterfranken, der Vater aus Indien: "Ich habe aus zwei Kulturen viel gelernt", sagt Yatin Shah. "Auch im medizinischen Bereich." Gerade forscht er an einem Mittel für die Versorgung des Herzens. "Ich will Arznei-Schätze wieder ausgraben." Wenn er sich nicht um die Herzgesundheit anderer kümmert, sorgt er sich um seine eigene und macht Sport. Am liebsten unter freiem Himmel.

Immer in Bewegung

"Das ist ganz wichtig für mich", sagt der 39-Jährige. Ob Trekkingrad oder Rennrad, die Hauptsache ist für Yatin Shah: in Bewegung bleiben. "Ich bin einfach gerne draußen." Wenn er nicht auf dem Rad unterwegs ist, schnürt er die Wanderstiefel und tourt durch die Rhön oder powert sich beim Schwimmen aus. Im Winter schnallt er die Langlaufski an und macht sich auf in Richtung Bischofsheim auf die Loipe. Beim Mannschaftssport beim Volleyball steht er mit anderen zusammen auf dem Spielfeld. Braucht er eine kurze Pause für den Kopf, setzt er sich an sein Klavier. Für mehr Klanggewalt geht es an die Orgel. Das Spiel hat er früher in Bad Kissingen gelernt, erzählt er. Er sei immer offen für Neues, sagt er. Das reize ihn auch an der Politik.

"In der Politik geht es um Entwicklung." Diskussionen vor Ort setzen Bewegungen in Gang und bringen Ideen hervor, die man vorher nicht für möglich gehalten hat, beschreibt er. "Das ist spannend! Es macht mir Freude, wenn es um Inhalte geht", sagt Yatin Shah. "Politik sollte nicht stimmungsgetrieben handeln, sondern überlegt - mit Haltung und Weitblick."

Blick ins politische Programm: Yatin Shah über Landwirtschaft, den Öffentlichen Nahverkehr und die gesundheitliche Versorgung auf dem Land

Notfallmedizin Yatin Shah will sich als Direktkandidat für Bündnis 90/Die Grünen für eine bessere Gesundheitsversorgung der Menschen auf dem Land stark machen. Der studierte Arzt hat vor allem auch die Notfallversorgung auf dem Schirm: "Es fehlt ein nachhaltiges Konzept", sagt der 39-Jährige. Seine Befürchtung: Lücken für die Patienten. "Es braucht eine gute Krankenhausplanung, damit die Strecken nicht zu weit werden", fordert Yatin Shah.

Mobilität Damit Ältere den Arzt überhaupt erreichen, brauche es innovative Ansätze, um die Mobilität auf dem Land zu verbessern. Etwa eine "Bayerncard", die landkreisübergreifend fürs ganze Bundesland gilt, erklärt er. Der öffentliche Nahverkehr hat auf dem Land "viel Luft nach oben", sagt er. Das belaste Familien auch finanziell, die sich einen Zweit- oder Drittwagen anschaffen müssten, meint er.

Prävention Für die Bevölkerung vor Ort will er Präventionsprogramme anstoßen und etablieren. Ein Gesundheitsprojekt unter dem Titel "Gesunde Rhön für Alle" soll in Zusammenarbeit mit den lokalen Verantwortlichen entstehen und den Menschen helfen.

Versorgung Damit sich Fachärzte wie Kinderärzte in der Region ansiedeln, soll die Region mit ihren Stärken punkten, sagt Yatin Shah. Seine Mediziner-Kollegen will er auch mit dem Biosphärenreservat Rhön hierher locken. Bei jungen Menschen, die wie er aus der Region kommen und Medizin studiert haben, sieht er gute Chancen, dass sich die wieder in ihrer alten Heimat ansiedeln. Geht es nach ihm, soll sich am besten bereits im Vorfeld etwas ändern: "Noten sind nicht die Grundvoraussetzung für diesen Beruf." Er fordert anstelle des Numerus Clausus andere Auswahlkriterien für die Ausbildung eines Mediziners. "Soziales Einfühlungsvermögen spielt eine große Rolle!" Auch bei der Geburtshilfe sieht er "dringenden Handlungsbedarf". Vor allem für Hebammen. "Es braucht eine Gegenentwicklung", sagt der Mediziner. Andere Modelle wie in den Niederlanden könnten als Vorbild dienen, meint er.

Landwirtschaft Auch bei der "Grundlage unserer Gesundheit", der Landwirtschaft, will er ansetzen: "Die Subventionskriterien sind nicht zukunftsfähig", sagt Yatin Shah. Er meint, es sei Zeit für Veränderungen. Freilich, nicht von heute auf morgen und nur mit den Landwirten gemeinsam, so sein Plan. Wer Naturschutz-Kriterien erfüllt, soll entsprechend unterstützt werden. Das Credo: Gewässerschutz statt Größenwachstum. Geht es nach ihm, wird die "Subventions-Landschaft" umgebaut. Subventionen bleiben für ihn das essentielle Steuerungselement. Daran führe kein Weg vorbei. "Landwirtschaft ist so risikobehaftet", sagt Yatin Shah. Die Abhängigkeit von Wetter sei für jeden Landwirt eine große Herausforderung. "Vom Milchpreis abhängig zu sein, ist nicht leicht zu schultern", sagt der 39-Jährige. Subventionen seien gerade für kleinere lokale Familienbetriebe überlebenswichtig. bcs