Landkreis Bad Kissingen: Warum die Kinder ständig zocken

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Kinder bräuchten eigentlich eine besondere Zuwendung und Förderung, oft ist das Smartphone aber das Spielzeug.
Kinder bräuchten eigentlich eine besondere Zuwendung und Förderung, oft ist das Smartphone aber das Spielzeug.
Stanisic Vladimir und wachiwit, stock.adobe (Symbolbild)

In den Flüchtlingsheimen mangelt es an Personal. Kindern spüren das besonders in Form mangelnder Förderung. Anstatt kindgerecht zu spielen oder Deutsch zu lernen, werden sie oft mit dem Handy ruhig gestellt.

"Mit dreieinhalb Jahren spielen Kinder Ballerspiele ab 18 Jahren auf dem Tablet, weil sie kein Spielzeug finden", sagt Henrike-Josefin Jander-Wilk. Das sei in der Flüchtlingsunterkunft in Volkers Normalität, berichtet die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin. Mit ihrem Mann war sie vor ein paar Wochen an die Öffentlichkeit gegangen, um darauf aufmerksam zu machen, dass ein Integrationshelfer in der Unterkunft fehle.

Auf den Bericht unserer Redaktion folgten aus der Bevölkerung Sachspenden und Tipps auf Spielnachmittage wie "Spaß am Freitag" von der Jugendbildungsstätte Volkersberg. Aber: "Den Integrationshelfer gibt es immer noch nicht."

Situation der Kinder

Die 33-Jährige und ihr Mann finden: "Die Kinder verwahrlosen hier." Sie könnten sich nicht ausleben, sie spielten mit Müll, statt im Garten ein paar Blumen zu sähen oder mit bunten Farben zu malen. Das Smartphone sei dagegen ein ständiger Begleiter.

"Die Eltern lassen es zu. Sie wollen die Kinder mit irgendwelchen Reizen befriedigen." Sie ergänzt: Die Eltern bräuchten Hilfe und könnten "vielleicht nicht die beste Erziehungsarbeit leisten, weil die eigene Geschichte schon zu schwer ist." Sie und ihr Mann hätten sich auch ans Jugendamt gewandt.

Beim Jugendamt nachgefragt

Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamtes Bad Kissingen teilt mit, das Landratsamt habe keine Meldungen erhalten, die den Verstoß des Jugendschutzgesetzes in dem genannten Punkt beinhalten.

Wie wäre das reguläre Vorgehen in einem solchen Fall? "Der genannte Verstoß gegen die Empfehlung der Altersfreigabe stelle - jeweils abhängig von den konkreten Umständen des Einzelfalls - gegebenenfalls eine Verletzung der Aufsichtspflicht dar", heißt es von der Behörde.

"Sofern eine solche Meldung beim Jugendamt eingehen würde, würde die Meldung überprüft werden. Die Personensorgeberechtigten würden entsprechend beraten werden."

Für die Regierung von Unterfranken, die für die Unterkunft zuständig ist, teilt ein Sprecher mit: "Das Erziehungsrecht und die Erziehungspflicht liegt auch bei Kindern von Asylbewerbern bei den Eltern. Es ist nicht Aufgabe der Unterkunftsverwaltung, sich maßregelnd in das Erziehungsrecht einzumischen. Auffällige Missstände werden aber gegenüber den Eltern kommuniziert."

Situation in Hammelburg und Ebenhausen

In der Hammelburger Flüchtlingsunterkunft sieht die Ehrenamtliche Gesine von Postel Kinder regelmäßig am Handy. Die Kinder würden durchs Daddeln ruhiggestellt. Das Problem liege aber nicht am fehlenden Spielzeug, sagt sie, sondern am Umgang der Eltern mit dem Verhalten ihrer Kinder.

"Das Handy spielt eine sehr große Rolle", sagt auch Maria Wahler, die sich ehrenamtlich um die Flüchtlingsunterkunft in Ebenhausen kümmert. Kinder spielten auf dem Handy Videos ab, die nichts für ihr Alter seien. Die Faszination für das Gerät sei groß. Heranwachsende und Erwachsene betreffe das genauso. In Ebenhausen gebe es deshalb einen Filter, der verhindere, dass etwa Porno-Seiten geladen werden könnten, wenn man das WLAN nutze, sagt sie.

Eigentlich müsse man einen Familienhelfer einschalten, findet Henrike-Josefin Jander-Wilk. Erschwerend komme oftmals hinzu, dass es zur Verständigung einen Dolmetscher bräuchte. Da sei man wieder beim Kernproblem: "Es braucht jemand, der sich kümmert."