Für viele ukrainische Schüler gilt mittlerweile die Schulpflicht. Aber wer die über 270 Schüler im Landkreis nach den Sommerferien unterrichten wird, ist offen. Es gibt zwar ein Rahmenkonzept, das ist manchen Eltern aber längst nicht konkret genug.
Für ukrainische Kinder und Jugendliche, die direkt nach Beginn des Krieges aus ihrer Heimat fliehen mussten, gilt drei Monaten nach Ankunft in Bayern die Schulpflicht. Die drei Monate sind bei vielen Kindern jetzt um. Viel hat sich im Alltag der Schulen deshalb aber nicht verändert. Am Frobenius-Gymnasium in Hammelburg beispielsweise hatten die Schüler bereits vor der Schulpflicht den Status "Gastschüler". Dieser verpflichtete sie, an allen schulischen Veranstaltungen teilzunehmen und eine Entschuldigung zu liefern, wenn sie fehlten. Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (FW) hatte im Mai geäußert, was die geltende Drei-Monatsfrist angehe, so sei hier der Blick "wirklich sehr stark auf das nächste Schuljahr" gerichtet.
Brückenklassen folgen im neuen Schuljahr
Große Umstrukturierungen gibt es bis zu den Sommerferien also nicht mehr. Zum Beginn des neuen Schuljahres am 13. September sollen dann aus den bisherigen "Willkommensklassen" sogenannte "Brückenklassen" werden. Das Konzept der Bayerischen Staatsregierung sieht vor, dass die 5. bis 9. Klässler, die noch nicht so gut Deutsch können, dass sie am Regelunterricht der anderen Schüler teilnehmen können, zehn Stunden pro Woche das Fach "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ) haben. Außerdem sollen sie Unterricht in Mathe und Englisch bekommen und an einigen Stunden im normalen Unterricht sitzen.
In den Grundschulen soll es laut Ministerium wie bisher bleiben. In den Klassen 1 bis 4 sitzen die geflüchteten Kinder direkt in den Regelklassen und erhalten eine zusätzliche Deutschförderung.
Am Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen plant Schulleiter Markus Arneth neben den zehn Stunden DaZ mit acht Stunden Englisch und fünf Stunden Mathe. Die restlichen sieben der insgesamt 30 Stunden werden die Acht- und Neuntklässler den regulären Klassen zugeordnet und haben gemeinsam etwa Geografie oder Sport, erklärt Arneth, der auch in der Steuerungsgruppe ist. Diese plant die Beschulung der ukrainischen Kinder im Landkreis.
Weiterhin entscheidet vor allem das Alter und der Wohnort, nicht die Fähigkeiten der ukrainischen Schüler, in welcher Form und an welcher Schule sie unterrichtet werden. Das Kultusministerium plant, dass die Schüler in den Brückenklassen im Juli 2023 eine Empfehlung bekommen, ob sie für die Mittelschule, die Realschule oder das Gymnasium geeignet sind.
Von den 274 Schülern, die im Landkreis angemeldet sind, besuchen rund die Hälfte (140) die Willkommensklassen, heißt es vom Landratsamt. 127 Schüler sind in den Regelklassen integriert. Sieben Schülerinnen und Schüler werden anderweitig etwa über Online-Schulungen betreut. Im Landkreis befinden sich insgesamt zehn Willkommensgruppen an unterschiedlichen Schulen.
Das Rahmenkonzept, das die Bayerische Staatsregierung vorgelegt hat, geht manchen Eltern nicht weit genug. Eine Person (Name der Redaktion bekannt), die eine ukrainische Familie bei sich aufgenommen hat, kritisiert: "Bis wann wissen wir Bescheid, wie es weitergeht? Keiner weiß etwas."