Anfrage bei der Regierung von Unterfranken: Wer kümmert sich in den jeweiligen Unterkünften um die Kindergartenplätze? Dies sei Aufgabe der Flüchtlings- und Integrationsberatung; die Unterkunftsverwaltung unterstütze ebenfalls. Gleiches gelte für den Schulbesuch, heißt es von dort.
In Hammelburg läuft es ähnlich
Ortswechsel: Gesine von Postel kommt gerade aus der Flüchtlingsunterkunft in Hammelburg. "Integration wird fast ausschließlich von Ehrenamtlichen getragen", sagt sie. Wo Ehrenamtliche aktiv seien, funktioniere Integration. Dort wo es keine gebe, finde sie nur sehr schlecht statt. Ein neuer Kindergartenplatz muss her? Die Einschulung steht an? "Da kümmere ich mich drum."
Zum Ehrenamt gehöre für sie auch der Umgang mit medizinischen Bedürfnissen der Flüchtlingen, angefangen vom kaputten Rollstuhl bis hin zu psychiatrischen Fällen. "Von der Regierung von Unterfranken werde ich gar nicht unterstützt. Null, niente, gar nichts." Dort teilt Pressesprecher
Johannes Hardenacke von der Regierung von Unterfranken mit: Die Regierung von Unterfranken sei für die Unterbringung zuständig. Ehrenamtliches Engagement werde begrüßt und im Rahmen der Möglichkeiten unterstützt. "Selbstverständlich pflegen die Unterkunftsverwalter vor Ort den Kontakt zu den Ehrenamtlichen."
Die Entscheidung über Umfang und Förderung ausgebildeter Fachkräfte liege nicht in der Zuständigkeit der Regierung von Unterfranken, sondern bei der Regierung von Mittelfranken beziehungsweise beim Bayerischen Innenministerium.
Kommentar: Das muss sich ändern
von Charlotte Wittnebel-Schmitz
Im Landkreis Bad Kissingen leben laut der Regierung von Unterfranken derzeit 117 Kinder und Jugendliche in Flüchtlingsheimen (in Bad Brückenau 26, in Münnerstadt 28, in Oerlenbach-Ebenhausen 13, in Bad Kissingen 23, in Hammelburg 17 und in Reiterswiesen 10. In Bad Bocklet leben derzeit keine Minderjährigen in der Unterkunft). Ihre Eltern und sie kämpfen oft mit riesigen sprachlichen Barrieren, kulturellen Hürden, mit der deutschen Bürokratie, traumatischen Erlebnissen und körperlichen Beschwerden. Derzeit werden sie damit zu oft allein gelassen.
Als Angela Merkel 2015 in der Flüchtlingskrise sagte "wir schaffen das", da wurden von der Politik Fördermittel bereitgestellt. Mittlerweile sind viele dieser Gelder still und leise wieder eingespart und Stellen in der Integrationsarbeit massiv gestrichen worden. Die harte Linie, für die Bayern in der Asylpolitik steht, macht sich an den Einsparungen bemerkbar.
Ja, die Gesellschaft schafft es, Flüchtlingen ein schützendes Dach in einer Unterkunft zu vermitteln und ihnen Geld für den Alltag zu stellen. Aber die Gesellschaft "schafft" es auch, sie jahrelang in Asylverfahren zu halten und sie mit allen weiteren Problemen allein zu lassen. Diese gesellschaftliche Herausforderung ist zu viel für die Schultern von Ehrenamtlichen.