Ministranten und Firmlinge organisieren im Landkreis dreitägige Sozialaktionen. In Stangenroth soll die Dorf-Wirtschaft wieder öffnen, in Hammelburg steigt ein Benefiz-Konzert und in Elfershausen gibt es eine Überraschung.
Drei Gaststätten hatte Stangenroth einst, vor einem halben Jahr schloss die letzte. Damit es hoffentlich ab Herbst wieder eine Dorf-Wirtschaft gibt, packen nun die örtlichen Ministranten mit an: Im Rahmen der 72-Stunden Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) veranstalten sie ein Dorffest, mit dessen Erlös der "Hirschen" aufgehübscht werden soll. Aber was hat das mit Kirche zu tun?
Im März, kurz vor Ostern, flatterte der Aufruf zur Sozialaktion ins Haus der Familie Kleinhenz: Josefa Kleinhenz (17) betreut die Minis. Die Familie war begeistert von der Idee und informierte sich: Vorgeschlagen werden in der Projektbeschreibung auch "regionale Anstöße für gesellschaftliche und soziale Entwicklungen". Doch die Beispiele passten alle nicht zu Stangenroth: "Wir haben ja hier nichts, nicht einmal eine Wirtschaft", sagt Josefas Mutter Jutta Kleinhenz. Das war der Startpunkt für die Idee.
Erste Arbeiten laufen bereits
Jutta Kleinhenz stammt selbst aus einer Wirts-Familie: Die "Waldesruh" war ihr Elternhaus, ihr Mann wuchs im Wollbacher "Café Kessler" auf. "Deshalb wissen wir, was für eine Bedeutung die Gaststätten früher in den Dörfern hatten", sagt Jutta Kleinhenz. Und auch der Bezug zur Kirche war für sie offensichtlich: "Früher hat sich jede Kirchenparade an der Wirtschaft aufgestellt." Pfarrer und Pfarrgemeinderat waren schnell überzeugt.
Seit Ostern wird nun geplant und bereits gewerkelt: Ehrenamtliche Helfer bringen gerade die Toiletten auf Vordermann, damit sie für das Benefizfest genutzt werden können. Die Zimmerei Kleinhenz spendierte eine Trockenbauwand, andere gaben Fliesen, Putz und Farbe dazu. Eigentümer Stylianos Krystallis stellt weiteres Material. Er hatte die Wirtschaft bis 1997 gepachtet. Vor drei Jahren kaufte er sie dann, allerdings ist die ganze Familie rund um die Uhr in der Nüdlinger Gaststätte "Bei Stelios" im Einsatz und es kamen gesundheitliche Probleme dazu. "Es ist zuviel", berichtet er von den Schwierigkeiten in Stangenroth und freut sich über die Hilfe unter dem Motto "Uns schickt der Himmel" aus dem Dorf. Ziel sei, dass sein Schwager Manos Iosifidis mit Despoina Voulgari im Herbst ein griechisches Restaurant im alten "Hirschen" eröffnet. "Alle Helfer werden zum Essen eingeladen", kündigt Manos Iosifidis schon jetzt an.
Während beim Umbau die Erwachsenen helfen, ist das Fest am Samstag (siehe Info-Kasten) Sache der Kinder und Jugendlichen. "Die Minis backen Waffeln, schminken Kinder, verkaufen Getränke", berichtet Jutta Kleinhenz. Bratwürste und Brötchen werden gestiftet. Mit dem Erlös soll die ehemalige Treppe zur Disco abgerissen und ein neues Vordach gezimmert werden. Hilfe dafür sei noch willkommen, etwa einige Baggerstunden oder ein Container zur Entsorgung.
Konzert auf der Saaleinsel
In Hammelburg stellte eine Firmlingsbegleiterin die 72-Stunden-Aktion vor und begeisterte drei weitere Betreuer und acht Firmlinge dafür. "Das ist wirklich ihr Projekt", freut sich Pastoralreferent Markus Waite über die Eigeninitiative. Unter dem Titel "MusiKultur" ist für den 25. Mai ein Tag im Zeichen von Musik und Kreativität auf die Saaleinsel beim Museum "Herrenmühle" geplant. Ab 15 Uhr gibt es Spiele, Schminken, Basteln, Tänze und Workshops: Theaterspielen mit "Spectaculum", Trommeln mit "Chiko U", "Spiel mit Klang und Rhythmus" mit Ruth Weisel, Äthiopische Kaffeezeremonie der "Afrika Hilfe Franken" oder Offenes Singen mit Malte Schilling. Beim Konzert am Abend spielen die Newcomer-Jazzband "The Black Suspenders" und Mathias Uebel alias "George". Danach folgt eine "Jam-Session". Der Erlös geht an den Verein "Afrika Hilfe Franken".
"Wir haben in den beiden Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld rund 200 Helfer", freut sich Jugendseelsorger Roland Pietryga über die große Resonanz. Auffällig sei, dass wenige Verbände, sondern vor allem Minis mitmachen: "Kirchliche Jugendarbeit ist eben fast deckungsgleich mit Ministrantenarbeit." Vier der fünf Gruppen im Landkreis hätten selbst Ideen eingebracht, nur die Minis der Pfarreiengemeinschaft Saalekreuz bekommen eine Überraschungsaufgabe von Jugendbildungsreferentin Johanna Mahr. "Die Gruppe ist noch ziemlich neu, deshalb war es schwierig ein gemeinsames Projekt zu finden", berichtet Pastoralreferentin Elke Wallrapp und ist gespannt auf die Aufgabe.