Verbraucher können sich darauf gefasst machen, dass das Brot bald mehr kostet.
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Philipp Cramer und Maximilian Landgraf von der Cramer-Mühle in Schweinfurt in den Produktionsräumen
Foto: Charlotte Wittnebel-Schmitz
In diesen 10-Kilo-Säcken können Kunden Mehl im Mühlenladen in Schweinfurt auf der Maininsel 3 kaufen.
Foto: Charlotte Wittnebel-Schmitz
Die Cramer-Mühle produziert 600 Tonnen Mehl am Tag. In ein Silofahrzeug passen etwa 25 Tonnen Mehl. Den ganzen Tag über fahren große Lkws auf den Hof, in die Mehl fließt.
Der Weizenpreis ist enorm gestiegen. Mühlen und Bäckereien haben mit deutlichen Preissprüngen zu kämpfen. Kunden müssen sich darauf einstellen, dass Backwaren in der Zukunft mehr kosten werden. Daran ist auch der Krieg schuld.
30 Kilo Mehl: Solche Mengen verkaufen die Mitarbeiter im Mühlenladen in Schweinfurt, der zur Cramer-Mühle gehört, derzeit alle paar Minuten. Normalerweise kommen etwa 10 Kunden am Tag, seit etwa zwei Wochen hat sich die Menge an Kunden verzehnfacht, sagt Geschäftsführer Philipp Cramer. "Es ist verrückt, die Leute drehen durch", bestätigt Fabio Merletti, der an der Ausgabestelle arbeitet. "So schlimm wie jetzt war es noch nie." Auch nicht zu Beginn der Corona-Krise.
Nachfrage unter den Kunden: Kaufen Sie Mehl wegen des Krieges in der Ukraine? Haben Sie Angst, dass es zum Versorgungsengpass kommt? Nein, sagen alle, mit denen wir sprechen. Keiner will zugeben, dass er hamstert. "Ich backe mein Brot selbst", sagt eine Frau als Begründung, wieso sie so viel Mehl kauft.
Stärkere Nachfrage nach Mehl
Maximilian Landgraf, der für den Getreide-Einkauf und Mehl-Verkauf zuständig ist, sagt, ihm sei es lieber, wenn die Menschen nicht zu viel Mehl kauften, die Menschen hätten ja nicht auf einmal mehr Hunger. Er beruhigt: "Das Getreide ist da, das Mehl ist da. Eine Versorgungskrise haben wir - was den Rohstoff betrifft - nicht. Wir produzieren in Deutschland mehr Weizen, als wir verarbeiten können."
Die Mengen, die in dem kleinen Laden an Privatpersonen verkauft werden, sind im Vergleich zu dem Hauptgeschäft Peanuts. Die Cramer-Mühle produziert 600 Tonnen Mehl am Tag.
Die Börse reagierte mit drastischen Preissprüngen auf den Krieg: Eine Tonne Weizen kostete Mitte Februar noch etwa 265 Euro, vor ein paar Tagen lag die Preisspitze bei 422 Euro.
Weizenpreis
"Wir reden von Preissteigerungen von Februar zu März von bis zu 35 Prozent." Da die Mühle an Verträge gebunden sei, könne sie die hohen Einkaufskosten derzeit nicht an die Kunden weitergeben. "Wir bewegen uns preistechnisch in einem starren Milieu, das ist nicht wie an der Tankstelle, wo sich der Preis ständig ändert."
Das heißt: Die derzeitige Preisexplosion führt nicht sofort dazu, dass in den nächsten Tagen Backware teurer wird. Teilweise gibt es Lieferverträge zu fest vereinbarten Preisen. Aber: "Nicht alle Abnehmer haben Lieferverträge geschlossen, wenn diese dann Mehl kaufen, bezahlen wir die aktuellen Preise an die Erzeuger und geben dies weiter. Viele kleine Bäcker sind davon betroffen", sagt Cramer.
Geschäftsführer Johannes Schmitt der Bäckerei "Peter Schmitt" berichtet: "80 Prozent der Sonnenblumenkerne kommen aus der Ukraine. Unsere Kontrakte sind geplatzt." Das Produkt sei am Markt nicht mehr verfügbar. Täglich kämen "neue Hiobsbotschaften rein". Es handele sich zwar um viele einzelne Rohstoffe wie etwa Konfitüre, die nähmen dann aber in der Summe extrem Einfluss. Auch die Logistikkosten seien aufgrund der Preiserhöhung bei Kraftstoffen um 25 Prozent gestiegen. Dann kommen noch die Gas- und Stromkosten: "Bäckerei - das ist das energieintensivste Handwerk, das es gibt."
Bäckerei Karch
Auch Martin Karch, Geschäftsführer der Bäckerei Karch, sagt: "Es ist eine kleine Katastrophe. Derzeit kann ich das Jammern gar nicht aufhören." Er spüre die gestiegenen Preise besonders bei den Energiekosten. Auch der steigende Mindestlohn macht ihm Sorgen. Wie viel mehr seine Backwaren in Zukunft kosten werden, kann er noch nicht sagen. "Wir müssen die Daten zusammentragen." Die Umstellung der Kassen, der Preisschilder und alles, was damit zusammenhänge, nehme außerdem vier bis sechs Wochen in Anspruch.