Immer mehr Kunststoffe in Gebäuden führen im Brandfall dazu, dass auch die Uniformen von Feuerwehrleuten nach Einsätzen stark belastet sind.
Ronald Geis ist kein ängstlicher Typ. Dennoch macht er sich Sorgen. Als Kreisbrandinspektor (KBI) des Bereiches mit der Nummer vier ist er für eine Werksfeuerwehr und 41 Feuerwehren im Altlandkreis Bad Kissingen zuständig. "Nur die der Stadt und der Stadtteile gehören nicht dazu", erklärt der 56-Jährige. Somit trägt er persönlich die Verantwortung für hunderte Feuerwehrmänner und -frauen und auch für deren Gesundheit bei Einsätzen. Etwa 2000 leisten die mehr als 5100 Floriansjünger des Landkreises pro Jahr, ist auf der Homepage des Kreisfeuerwehrverbandes Bad Kissingen nachzulesen.
Brandeinsätze haben es in sich
"Der Anteil der Brandeinsätze bei den Feuerwehren in Bayern nimmt ständig ab. Derzeit ist nur noch etwa jeder sechste ein Brandeinsatz", heißt es im Jahresbericht 2015 zum Brand- und Katastrophenschutz in Bayern. Doch gerade diese Brandeinsätze haben es zusehends in sich.
"Früher wurde in den Häusern fast nur Holz verbaut, mittlerweile sind es zahlreiche Kunststoffe", weiß KBI Geis. Wenn sie brennen, entstehen gesundheitsschädliche Stoffe, die im heißen Brandrauch in höherer Konzentration gasförmig vorhanden sind. In Form von reizenden oder sogar giftigen Dämpfen, Nebeln und Gasen wie etwa Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Cyan- und Chlorwasserstoff werden sie über Mund, Atemwege, Schleimhäute und die Haut vom Körper aufgenommen. "Viele davon sind krebserregend", weiß der Wollbacher. Um die Einsatzkräfte der Feuerwehren davor zu schützen, tragen sie spezielle Uniformen und Atemschutzmasken. Doch das reicht nicht aus. Denn die giftigen Stoffe setzen sich bei den Brandeinsätzen als winzige Rußpartikel auch in der Schutzkleidung, in den darunterliegenden Kleidungsschichten und auf der Haut fest, werden so häufig weitergetragen und können somit vom Körper aufgenommen werden. "Bisher haben wir noch nicht so sehr darauf geachtet", gibt Geis offen zu.
Bei speziellen Vorträgen
Nicht selten hat auch er seine Kleidung nach Einsätzen in seinem Auto liegen lassen oder zu Hause in der Waschküche. Doch das soll sich nun ändern. "Wir wollen im gesamten Landkreis die Feuerwehrhygiene verbessern", sagt der Kreisbrandinspektor. Das Wissen dazu hat sich Geis bei einer Fachtagung mit speziellen Vorträgen der Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), dem Spitzenverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, zum Thema "Sicherheit im Feuerwehrdienst" angeeignet, die er mit Kreisbrandrat Benno Metz im vergangenen Dezember in Dresden besucht hat. Nun gilt es, diese Erkenntnisse umzusetzen. "Es ist uns ein wichtiges Anliegen", betonte der KBI bereits auf den zahlreichen Feuerwehrversammlungen, die er zu Jahresbeginn besucht hat.
Gleich grob vom Ruß reinigen
Doch was konkret ist vorgesehen? "So sollen die Feuerwehrmänner und -frauen nach Beendigung der Löscharbeiten ihre persönliche Schutzausrüstung und Geräte vor Ort grob vom anhaftenden Ruß reinigen", nennt Geis einen ersten wichtigen Schritt. Auch sollten sie ihre Hände gründlich waschen, bevor sie am Einsatzort rauchen oder Verpflegung zu sich nehmen. Anschließend empfiehlt er, Uniformen und Gerät abzulegen und luftdicht zu verpacken - beispielsweise in Kunststoffbeutel oder -säcke. Bei der Rückfahrt vom Einsatzort zum Feuerwehrhaus sollten diese Beutel getrennt von den Floriansjüngern bewegt werden. Auch bei der Lagerung im Feuerwehrhaus bis zur Reinigung muss darauf geachtet werden, dass diese Beutel in einem sogenannten "schmutzigen Bereich" bleiben. Die Pflege der Schutzkleidung soll außerdem in geeigneten Wasch- und Trockenmaschinen durch geschultes Personal oder durch Fachfirmen erfolgen.
Nach Einsatz gründlich duschen
Für die Feuerwehrmänner und -frauen selbst empfiehlt die Hygieneverordnung direkt nach dem Brandeinsatz eine gründliche Dusche, damit sie ihre Körper von anhaftenden Rußpartikeln und Schadstoffen befreien. "Ist das nicht möglich, reicht zur Not auch fließendes Warm- und Kaltwasser", sagt der KBI.
Enorme Herausforderungen
Jedoch ist er sich bewusst, dass allein dieser Punkt die Feuerwehren und die Kommunen als Sachaufwandsträger vor enormen Herausforderungen stellt. Denn nicht alle Feuerwehrhäuser sind mit den erforderlichen Sanitäranlagen oder Duschen ausgestattet und müssen deshalb nachgerüstet werden. Zudem erfordert die Umsetzung der neuen Hygienerichtlinie weiteres Umdenken und eine intensivere Zusammenarbeit der Wehren und Kommunen. Denn solange die Schutzkleidung der Feuerwehrmänner und -frauen nach einem Brandeinsatz nicht gereinigt ist, darf sie nicht mehr benutzt werden.
Ersatzausrüstung benötigt
Somit brauchen sie eine Ersatzausrüstung. Damit die Kommunen nicht unzählige Ausrüstungen und Uniformen anschaffen müssen, empfiehlt er, dass sogenannte Kleiderkammern entstehen. "Die Hygienerichtlinie umzusetzen, ist eine wichtige Aufgabe, die uns Jahre beschäftigen wird", fügt Geis hinzu.