Kulturweg mit Geschichten

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Dieses teils verfallenen Bewässerungswehr an der Aschach hat die Initiative für den geplanten Kulturweg ausgelöst. Seit mehr als 20 Jahren überlegen Mitglieder des Rhönklubs schon, wie dieses bewahrt werden kann. Fotos: Kathrin Kupka-Hahn
Dieses teils verfallenen Bewässerungswehr an der Aschach hat die Initiative für den geplanten Kulturweg ausgelöst. Seit mehr als 20 Jahren überlegen Mitglieder des Rhönklubs schon, wie dieses bewahrt werden kann. Fotos: Kathrin Kupka-Hahn
Sie bringen das Projekt Kulturweg im Aschachtal voran: Bürgermeister Waldemar Bug (von links), Projektmanagerin Ganna Kravchenko und Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen Spessartprojekt.
Sie bringen das Projekt Kulturweg im Aschachtal voran: Bürgermeister Waldemar Bug (von links), Projektmanagerin Ganna Kravchenko und Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen Spessartprojekt.
 
Dieses teils verfallenen Bewässerungswehr an der Aschach hat die Initiative für den geplanten Kulturweg ausgelöst. Seit mehr als20 Jahren überlegen Mitglieder des Rhönklubs schon, wie dieses bewahrt werden kann.
Dieses teils verfallenen Bewässerungswehr an der Aschach hat die Initiative für den geplanten Kulturweg ausgelöst. Seit mehr als20 Jahren überlegen Mitglieder des Rhönklubs schon, wie dieses bewahrt werden kann.
 

Die Gemeinde und der Rhönklub planen, die kulturhistorische Bedeutung der Bewässerungsanlagen im Aschachtal zu bewahren.

Unterstützung bekommen sie vom Leader Plus-Programm und von einem Archäologen aus dem Spessart. Ein Europäischer Kulturweg soll entstehen. Und zwar an der Aschach, entlang der historischen Bewässerungsanlagen, wo bereits ein Radweg verläuft. Hört sich erstmal gut an. Ist es auch. Davon konnten sich am Donnerstagabend interessierte Bürger im Gasthaus "Zum Weißen Rössel" in Stralsbach überzeugen.
Rund 30 waren der Einladung von Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) gefolgt, darunter eine Abordnung des Rhönklub-Zweigvereins Markt Burkardroth, die Leiterin der Museen im Schloss Aschach, Annette Späth, und Kreisheimatpfleger Christian Neugebauer.
Letztlich wollten alle nur eines wissen: Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff Europäischer Kulturweg und warum soll so einer ausgerechnet an der Aschach entstehen? Antworten lieferte Gerrit Himmelsbach, Archäologe und Historiker vom Archäologischen Spessartprojekt (ASP).


93 Wege gibt es

Der Verein besteht seit 1998, wird zu 50 Prozent vom Bezirk Unterfranken finanziert und beschäftigt sich mit der Erforschung, Vermittlung und Pflege der Kulturlandschaft im Spessart. 93 Kulturwege hat das ASP bisher in Zusammenarbeit mit dem Spessartbund, den örtlichen Gemeinden und Vereinen zwischen Frankfurt und Würzburg erstellt. "Jeder hat eine Länge zwischen vier und 25 Kilometer, widmet sich einem bestimmten Thema und ist mit Schautafeln und Markierungen versehen", so Himmelsbach. Zudem wurde pro Weg ein informatives Faltblatt erstellt. Nun könnte das Projekt auch auf die Rhön ausgeweitet werden. Erste Gespräche mit dem hiesigen Wanderverein Rhönklub, dem Pendant zum Spessartbund, wurden bereits aufgenommen.
Auf das Aschachtal und seine besondere historische Bedeutung wurde Gerrit Himmelsbach bei einer Veranstaltung des Amtes für ländliche Entwicklung aufmerksam. Dort hatte Ganna Kravchenko, Projektmanagerin der Allianz Kissinger Bogen, das Vorhaben des Marktes Burkardroth zur Instandsetzung eines Wehres an der Aschach vorgestellt.
"Da steckt ein enormes Potenzial dahinter", erkannte der Fachmann, nahm Kontakt auf und stattete der Vorrhön einen Besuch ab. Dabei lernte er neben Bürgermeister Bug die Initiatoren des Projektes vom Rhönklub-Zweigverein Markt Burkardroth und auch den geplanten Erlebnisweg kennen.


Viele Ideen

"Vier Stunden hat unser Spaziergang gedauert. Es war super", so Himmelsbach. Gleich an mehreren Punkten des Weges vom Schloss Aschach durchs Dorf über Frauenroth nach Stralsbach wurde er auf Besonderheiten aufmerksam. Diese würden sich mit ihren Geschichten wunderbar in das Konzept eines künftigen Kulturweges einarbeiten lassen, schwärmte er in Stralsbach.
Beispielsweise der Skulpturengarten des Künstlers Ludwig Bauer, die Neugebauer-Mühle, das historische Bewässerungswehr im Aschachtal, ein Apfelbaum in der Frauenrother Flur oder der Stralsbacher Gedenkstein an 250 Jahre Kreuzberg-Wallfahrt. "Man pickt sich dabei das Wichtigste heraus." Zudem empfiehlt der Historiker und Archäologe, Verknüpfungen zu bestehenden touristisch erschlossenen Wegen wie dem Hochrhöner oder dem Bockleter Mühlenweg zu schaffen.


Ortskundige statt Wissenschaftler

Schließlich wollen Touristen und Einheimische sich nicht nur bewegen und Natur erleben, sondern auch Dinge erfahren und entdecken. Deshalb sollten seines Erachtens nicht Wissenschaftler wie er, den geplanten Kulturweg kreieren, sondern lediglich dabei unterstützen. "Ein Kulturweg zeichnet sich dadurch aus, dass er von den Menschen vor Ort erarbeitet, betreut und weiterentwickelt wird. Es geht dabei um Identität und Heimat, um uns", sagte er. Schließlich forderte er die Anwesenden zur Mitarbeit auf. Zwar hätten Klaus Wehner und Alois Müller mit ihren Recherchen zu den Bewässerungsanlagen an der Aschach bereits hervorragende Vorarbeit geleistet. "Nun müsst ihr sagen, was wir in das Konzept für den künftigen Kulturweg noch einarbeiten müssen."
Kreisheimatpfleger Christian Neugebauer wies auf den Zehnt-keller hinter der Frauenrother Kirche hin. Dieser wurde bei der seit 2014 laufenden Erfassung der historischen Kulturlandschaft im Markt Burkardroth näher erforscht. "Hier konnte man früher mit einem Pferdefuhrwerk hineinfahren", erzählte er. Thomas Büttner, der dieses Forschungsprojekt betreut, ergänzte, dass auch die Klosteranlage Frauenroths berücksichtigt werden sollte. Schließlich seien die Orte ringsum allesamt Klosterdörfer und mit diesem auf irgendeine Art verbunden, manche eben über das Wasser.
Egon Schlereth brachte die geologischen Besonderheiten Stralsbachs zur Sprache, Pfarrer Stephan Hartmann erinnerte an die Madonna in Lauter. Auch Cordula Kuhlmann, Regionalmanagerin vom Landratsamt, brachte sich in die Diskussion mit ein. Sie bat darum, sich bei dem geplanten Kulturweg auf die Bewässerungsanlagen an der Aschach zu konzentrieren. Schließlich sei dafür die Förderung über das Leader Plus-Programm beantragt worden. Zudem wies sie auf die übergeordneten Marketingeinheiten der Region, die Rhön und das Biosphärenreservat hin.
Zum Abschluss des Abends vereinbarten alle Beteiligten ein weiteres Treffen. Das soll am Donnerstag, 19. Mai, um 19.30 Uhr in der Alten Schuel Stralsbach stattfinden. Bis dahin können sich alle Beteiligten Gedanken zu weiteren Geschichten und Inhalten für den geplanten Kulturweg machen. Weitere Infos unter www.spessartprojekt.de