Der Milchpreis geht wieder rauf. Die Nachfrage wächst aber vor allem im Ausland.
Milchwirt Walter Emmert aus Elfershausen kann erfreut feststellen: "Der Milchmarkt hat sich im
vergangenen Halbjahr positiv entwickelt." Emmert hat 75 Milchkühe.
Ein Laufstall und etwa 100 Quadratmeter Fläche gehören zu seinem landwirtschaftlichen
Betrieb. Die Versammlungen der Milcherzeugergemeinschaft Hammelburg, zu der 44 Höfe
gehören, sind für ihn wichtig, um den Markt besser kennenzulernen.
Von großer Bedeutung seien für ihn auch die Sorgen und Anliegen der Molkerei.
"Wir müssen nämlich gut zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein", sagt Emmert.
Die
momentane Aufwärtsbewegung des Milchpreises konnte auch Zott-Mitarbeiter Leonhard Heilgemeir
in seiner Milchmarktbetrachtung bei der Jahresversammlung der Milcherzeuger bestätigen.
Waren die Vergütungen für die Milchbauern seinen Angaben nach im vergangenen Sommer noch
im Keller - der Spotmarkt lag deutschlandweit zwischen 20 und 35 Cent - so stiegen sie seit dem
vergangenen Herbst wieder auf 40 Cent und mehr. "Bayern liegt im deutschen
Nord-Süd-Gefälle noch recht günstig und hatte eine Schwankung des Trinkmilchpreises
um lediglich neun Cent", erklärte Heilgemeir.
Außerdem stellte der
Molkerei-Mitarbeiter fest, dass der Milchexport nach Russland kräftig wachse und mittlerweile
etwa ein Drittel der Produktion ausmache. "Die Russen schicken sogar ihre eigenen
Lebensmittelkontrolleure in die Molkereibetriebe", bestätigte er.
Angestiegen seien im vergangenen Jahr die Exporte im Käsehandel, bei Vollmilchpulver und der
Butterexport. Weltweit werde immer mehr Milch gebraucht - auch in Indien und den USA.
So
verwundert es nicht, dass die Molkereien mit ihren deutschen Standorten allmählich nicht mehr
auskommen. Johannes Hegenberger, ein weiterer Zott-Mitarbeiter, gab nähere Einblicke in neue
Projekte in Polen, die dort einen Marktanteil von über 20 Prozent anstreben.
Nach Oppeln ist es zum Beispiel der neue Standort Racibórz. Auch auf dem Balkan im
bosnischen Gradacac soll eine Molkerei entstehen.
Die auf unter sechs Grad gekühlte Milch
aus der Saale-Region fährt täglich rund 200 Kilometer bis ins Hauptwerk.
Notfalls auch noch weitere 800 Kilometer ins Ausland, sagte Hegenberger.
In jedem Fall seien die Hygiene in den Milchtanks und die Gesundheit der Kühe die
unabdingbaren Voraussetzungen für das Lebensmittel Milch. "Wer dagegen
verstößt, ist die längste Zeit unser Geschäftspartner gewesen", machte
Hegenberger auf die Konsequenzen aufmerksam.
Der Trend zu landwirtschaftlichen
Großbetrieben ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Die Zahl der Betriebe mit mehr als
100 Milchkühen hat um 7,7 Prozent und die Zahl der Betriebe mit mehr als 300 Kühen um 6,1
Prozent zugenommen. Auf der Strecke blieben viele Kleinbetriebe.
Angesichts vieler neuer
Produkt-Labels im Landwirtschaftsbereich hinterfragte Karlheinz Vogler deren Nutzen, zum Beispiel
in Sachen Tierschutz. "Bei den zukünftigen EU-Nitrat-Richtlinien kommt noch einiges auf uns
Landwirte zu", vermutete der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands.
Offenbar werde es aber erst nach dem Wahlherbst unbequem, wenn es um neue Verordnungen zu den
Lagerkapazitäten und der Dichtigkeit von Güllegruben gehe.