Kreißsaal Schließung am Eli: Zur Geburt in die Ferne

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Flarije Trebunja und ihr Mann Zymer mit Tochter Elmonda und Söhnchen Elonis. Foto: Benedikt Borst
Flarije Trebunja und ihr Mann Zymer mit Tochter Elmonda und Söhnchen Elonis. Foto: Benedikt Borst

Seit März gibt es keinen Kreißsaal im Landkreis Bad Kissingen mehr. Für die junge Mutter Flarije Trebunja ein großes Problem. Die meisten Betroffenen scheinen sich damit aber abgefunden zu haben.

Eigentlich haben Flarije Trebunja und ihr Mann Zymer das St. Elisabeth Krankenhaus direkt vor der Haustüre. Knappe fünf Minuten Fußweg sind es bis zu der Klinik von der Flüchtlingsunterkunft in Reiterswiesen, in der die beiden Kosovaren mit Tochter Elmonda und Söhnchen Elonis leben. Dass das Krankenhaus so nahe ist, hat der Schwangeren nicht geholfen. Seit März gibt es im Eli keine Entbindungsstation mehr.
Söhnchen Elonis wurde Anfang Juli in der 23 Kilometer entfernten Kreisklinik Bad Neustadt auf die Welt gebracht. Eine komplizierte Situation für das Paar.

"Der Weg ist lang und sie hatte Schmerzen. Es war alles sehr kompliziert", sagt Zymer Trebunja über einen Dolmetscher. Die Flüchtlinge haben keinen Führerschein und kein Auto, die Klinik in Bad Neustadt ist für sie ohne Hilfe unerreichbar. Ins Krankenhaus sind sie nur gekommen, weil ihr Dolmetscher und die Unterkunftsleiterin sie gefahren haben. Bei der Geburt gab es Komplikationen. Flarije musste operiert werden und lag danach fünf Tage im Krankenhaus. Fünf Tage, an denen Zymer irgendwie schauen musste, wie er mit Tochter Elmonda zum Besuchen nach Bad Neustadt kam. Für die junge Frau war die Situation eine große Belastung. "Ihr ist es schwer gefallen, damit umzugehen", sagt ihr Mann.

Lange allein während Geburt
Das Beispiel mit den Asylbewerbern ist zwar ein Extremfall, es zeigt aber die grundsätzliche Problematik. Das Eli war die letzte Klinik im Landkreis, die noch einen Kreißsaal betrieben hat. Zuletzt kamen hier jährlich rund 300 Kinder auf die Welt. Seit der Schließung vor fünf Monaten sind schwangere Frauen, abgesehen von den wenigen Hausgeburten, darauf angewiesen, etwa in Schweinfurt, Bad Neustadt, Würzburg, Fulda oder Meiningen zu entbinden.

"Es gibt einige Frauen, die darüber traurig sind", sagt Franziska Stoewer, Kreissprecherin des Bayerischen Hebammenverbandes. Die Ansprüche, die werdende Mütter an die Geburtshilfe in Kliniken stellen, sind unterschiedlich. Einige Frauen vermissen die familiäre Betreuung in einer kleinen Entbindungsstation, sagt Stoewer.
Ihnen fällt es schwer, sich mit dem Gedanken anzufreunden, in einer großen Klinik zu entbinden. Dort ist eine Rundum-Betreuung während der Geburt kaum möglich. "Ich bekomme von vielen Frauen die Rückmeldung, dass sie lange allein sind. Gerade in der einleitenden Phase während der Wehen", berichtet die Hebamme. Dennoch hätten grundsätzlich viele Frauen die Situation akzeptiert, vor allem weil die Notfallversorgung in großen Spitälern besser ist. "Das Sicherheitsempfinden spielt für immer mehr Frauen eine große Rolle", sagt Stoewer.

Versorgung gewährleistet?
Darf es also sein, dass es im Kreis Bad Kissingen, in dem rund 100 000 Menschen leben, keine Entbindungsstation mehr gibt? Laut Gesetz ist der Landkreis verpflichtet, "in den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit die erforderliche Krankenhausversorgung und Hebammenhilfe sicherzustellen", erklärt Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken. "Unsere Aufgabe ist es, die grundlegende Versorgung zu gewährleisten", sagt der stellvertretende Landrat Emil Müller (CSU). "Die Frage ist, ist mit dem vorhandenen Angebot ringsum die Versorgung sicher gestellt? Die Frage scheint mit Ja beantwortet zu sein." Die Schließung des Kreißsaals am Eli sei letztlich im Bettenbedarfsplan genehmigt worden.

Wenig Zuversicht etwas zu ändern
Müller weist darauf hin, dass die Geburtenzahlen am Eli in den letzten Jahren immer mehr zurück gegangen sind. "Es haben sich schon vorher viele Frauen entschieden, außerhalb des Landkreises zu entbinden. Davor darf man nicht die Augen verschließen", betont er. Wenn ein Angebot nicht genutzt wird, besteht die Gefahr, dass es wegfällt. Müller ist pessimistisch. Ihm ist nicht bekannt, dass momentan Alternativen wie etwa von Hebammen geführte Geburtshäuser, diskutiert würden. "Auch wenn wir den Verlust der Infrastruktur bedauern. Ich befürchte, dass man das auf absehbare Zeit nicht ändern kann."

Die Hebammen klingen ebenfalls nicht zuversichtlich. Ein von Hebammen geleitetes Geburtshaus beziehungsweise Kreißsaal würde aus finanziellen Gründen scheitern. "Es rechnet sich nicht", sagt Stoewer. Eine freiberufliche Hebamme verdiene pro Geburt zu wenig Geld.