Die Feuerwehren im Kreis Bad Kissingen haben als erste in Unterfranken auf die neue Technik umgestellt. Die Zeit der Funklöcher ist damit endlich vorbei.
Abhörsicherer, flexibler, verständlicher und selbst in den engsten Rhöntälern verfügbar - auf den neuen Digitalfunk für Sicherheitsbehörden haben die Feuerwehren schon lange gewartet. Am 2. Januar war es dann so weit: Als erster Landkreis in Unterfranken stellte der Kreis Bad Kissingen um. "Der Digitalfunk läuft", freute sich Kreisbrandrat Benno Metz gestern bei der offiziellen Vorstellung. Und Landrat Thomas Bold ergänzte: "Das Beste ist bei der Einführung eines solch komplexen Systems, wenn es keiner merkt."
1006 neue Funkgeräte
Insgesamt 1006 neue Funkgeräte wurden bereits an die 113 freiwilligen und die drei Werksfeuerwehren sowie den Landkreis Bad Kissingen für die Feuerwehr-Führung ausgeliefert. Mehr als eine Million Euro hat die Umstellung im Kreis gekostet, allerdings seien rund 850 Geräte mit einem Fördersatz von 85 Prozent bezuschusst worden. Den Eigenanteil und die Kosten für den Einbau mussten die 26 Kommunen und der Landkreis selbst schultern.
Die Notwendigkeit der neuen Technik unterstrich Bold aus eigener Erfahrung als ehemaliger Polizeibeamter: "Im Schondratal war man im Tal der Ahnungslosen, man konnte niemanden erreichen und man konnte nicht erreicht werden." Das bestätigt auch Kreisbrandinspektor Marco Brust, der die Einführung des digitalen Behördenfunks auf Bezirksebene begleitete: "In der Münchau oder in Schmittrain hatten wir mit dem alten Analognetz keinen Empfang." Seit 2. Januar sei das ganz anders: "Es gibt nur noch kleinere Bereiche mit Einschränkungen", fasst Brust die neue Netz-Abdeckung zusammen. Lediglich in Stralsbach, Katzenbach und Lauter gebe es an wenigen Plätzen noch Probleme, die aber bald behoben würden.
"Dass wir die ersten in Unterfranken waren hat sich zufällig ergeben", blickte Kreisbrandrat Benno Metz zurück. Vor allem die Feuerwehren im Raum Bad Brückenau hätten gedrängt. Eigentlich sei die Umstellung im April geplant gewesen, die Integrierte Leitstelle (ILS) in Schweinfurt habe dann aber den 2. Januar vorgeschlagen, weil technisch alles vorbereitet war. Bereits seit Mai 2014 nutzt die Polizei im Landkreis das neue Netz, Mitte 2015 wurden die Krankentransporte umgestellt. Gemeinsam mit den Feuerwehren im Landkreis startete dann vor zwei Wochen die Notfallrettung in der Region Main-Rhön. Die Wehren im Landkreis Schweinfurt sollen im April folgen, der Landkreis Rhön-Grabfeld stellt erst 2017 um.
Gotthard Schlereth, Kreis-Vorsitzender im Bayerischen Gemeindetag, betonte, dass die Einführung trotz der Kosten auf große Zustimmung stieß: "Es steht nicht in Frage, dass eine moderne Feuerwehr diese neue Technik braucht." Er lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Kreis und Kommunen.
Abkürzung Das Kürzel BOS steht für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Mit der neuen Technik funken langfristig alle rund 450 000 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz.
Planung Ursprünglich sollte bereits vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ein neues BOS-Netz aufgebaut werden. 2010 gründete der Bezirksfeuerwehrverband eine Projektgruppe. Die ersten beiden Ausschreibungen 2013 und 2014 scheiterten jedoch an den Klagen von Firmen. Die Geräte konnten deshalb erst ab Ende 2014 bestellt werden.
Netz Insgesamt 879 neue Basisstationen sind in ganz Bayern für das neue Netz notwendig, in Betrieb sind mittlerweile 840 davon. In Unterfranken ist der Ausbau bereits abgeschlossen: Alle 124 Basisstationen sind in Betrieb, 14 davon stehen im Landkreis Bad Kissingen. Die genauen Standorte sind allerdings geheim, um ein Lahmlegen des BOS-Funks zu verhindern.
Schulung Die drei Kreisbrandmeister Michael Wolf, Dominik Billmann und Ronald Geis schulen die Feuerwehrleute zusammen mit 30 Multiplikatoren. 1069 der 5367 Aktiven haben bereits die praktische Ausbildung.