Kochbuch mit Rezepten aus Pfaffenhausen

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Melanie Genzler rührt zugeschickte Rezepte zu einem Buch zusammen. Foto: Arkadius Guzy
Melanie Genzler rührt zugeschickte Rezepte zu einem Buch zusammen. Foto: Arkadius Guzy

Zum 1111. Jubiläum des Hammelburger Stadtteils Pfaffenhausen erscheint ein Kochbuch. Melanie Genzler hat dafür nicht nur in die Töpfe der Bewohner geschaut.

Zweimal im Jahr kommen bei Sofie Genzler Steckrüben auf den Tisch, quasi als Reminiszenz an frühere Tage. "Es war einst ein Gemüse, das auf den Feldern wuchs", sagt Sofie Genzler. Das einfache Gericht kann deshalb für sich beanspruchen, eine für Pfaffenhausen typische Speise zu sein.

Das Rezept für die "Ünnerschiche Kohlerrowe" hat es damit in das Jubiläumskochbuch geschafft.
Melanie Genzler, Sofie Genzlers Schwiegertochter, hat anlässlich des 1111.- Jahrestags von Pfaffenhausen darin zusammengetragen, was in dem Stadtteil gekocht wird.

"Nach einem Aufruf haben mir die Leute Rezepte zugeschickt", erklärt Melanie Genzler. Einige davon waren sogar mit persönlichen Anmerkungen garniert. So erfährt der Leser des Kochbuchs, dass Kohlrabi mit Spinat-Schafskäse-Füllung in einer Familie in Pfaffenhausen gerne gegessen wird, weil es das Lieblingsgerichte der Töchter ist. In einer anderen Familie zählt der Mandarinen-Schmandkuchen zum Lieblingsgebäck.

Melanie Genzler hat alle Rezepte für das Buch grafisch aufbereitet und die Sammlung um Haushaltstipps ergänzt. Dafür trieb sie alte Ratgeberheftchen aus den 50er und 60er Jahren auf.

Bettwäsche gegen Kartoffeln

In Gesprächen mit Nachbarn und Ortsbewohnern bekam sie nicht nur einen Einblick in die Töpfe, sondern auch in die Essgeschichte des Stadtteils. "Es war für mich persönlich ein Gewinn. Ich habe einige interessante Aspekte erfahren", sagt Melanie Genzler, die aus Bamberg stammt. So wurde ihr zum Beispiel erzählt, dass während der Hungersnot nach dem Krieg sogar Leute aus Frankfurt nach Pfaffenhausen gekommen seien. Sie hätten Bettwäsche gegen Kartoffeln getauscht.

Melanie Genzler sagt von sich, dass sie gerne alte Geschichten höre. "Ich sitze da an der Quelle", meint die 39-Jährige. Denn ihre Schwiegermutter kennt noch viele Details der Ortsgeschichte. So war in Sofie Genzlers Kindertagen noch der Backofen regelmäßig in Betrieb. Sofie Genzler erklärt: "Ein Plan teilte ein, wer wann backen konnte." Ihre Großmutter habe den Ofen im Ort alle 14 Tage genutzt, um Sauerteigbrot zu backen.

"Gegenüber dem Leonhardihaus gab es einen Tante-Emma-Laden", berichtet Sofie Genzler. Zucker sei noch pfundweise abgewogen worden. "Ein Pfund Kaffee war was." Anfang der 70er Jahre habe es 14,50 DM gekostet, ein halbes Pfund Butter 2,35 DM. "Die ersten Sachen, die man eingekauft hat, vergisst man nicht", meint Sofie Genzler.

Etliches ausprobiert

Doch früher wurde auch viel eingemacht. "Es wurde alles verwertet, was man im eigenen Garten hatte."
Durch die Arbeit an dem Kochbuch hat Melanie Genzler Pfaffenhausen ein Stück näher kennengelernt - und kulinarische Anregungen gewonnen. "Ich koche seit vielen Jahren, aber einige Sachen sind für mich neu gewesen", sagt sie und ergänzt: "Es gibt etliche Rezepte, die ich ausprobieren muss." Zum Beispiel den "Party-Lendentopf" von Ulrike Neder.