Klaus Lotter sagt Tschüss

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Foto: Carmen Schmitt
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Der Rektor der Sinnberg-Grundschule verabschiedet sich heute in den Ruhestand. In den 40 Jahren als Lehrer hat Klaus Lotter viel gelehrt und gelernt. Noten hält er inzwischen nicht mehr für ausschlaggebend.

Es ist sein letzter offizieller Termin als Rektor. Heute verabschiedet sich Klaus Lotter von der Sinnberg-Grundschule in Bad Kissingen. In den vergangenen 40 Jahren als Lehrer hat er den Schulweg einiger tausend Schüler begleitet. In dieser Zeit war ihm wichtig, ein "sicheres Fundament" zu legen und die Kinder zu stärken. Jedes entsprechend seiner Begabung. Dabei hat der Lehrer gelernt: "Noten sind gar nicht so wichtig wie man denkt."
Seine Schule sollte "keine Paukstation" sein.
Seine Methoden hatten stets Hand und Fuß. Im wörtlichen Sinn: Klaus Lotter wollte, dass die Schüler "ganzheitlich lernen". Der 65-Jährige bezeichnet sich selbst als Erlebnispädagoge. Das bedeutet für ihn: praktische Dinge in den Unterricht einbringen, raus in die Natur und mit allen Sinnen entdecken - getreu dem Namen der Schule: Sinnberg-Grundschule. Er brachte nicht nur Schulhühner und -bienen mit, sondern legte auch einen Garten an. "So lernen die Kinder Verantwortung zu übernehmen", sagt Klaus Lotter.

In und von der Natur lernen

Er übergibt eine Ganztagsschule mit einem Gesundheitskonzept, auf das er sehr stolz ist. Die Schule bietet frisches Essen und ein Sportangebot von Golf bis Schach an. Außerdem ein Musikprogramm bei dem jedes Kind ein Instrument lernen kann. Besonders lag dem Lehrer die Schullandheimbewegung am Herzen. Als Ansprechpartner für den Landkreis setzte er sich dafür ein, dass Kinder in und von der Natur lernen und ihre soziale Kompetenz ausbauen.

Klaus Lotter startete 1974 als Lehramtsanwärter an den Volksschulen Bad Bocklet und Münnerstadt. Bald unterrichtete er an der heutigen Anton-Kliegl-Mittelschule, wo er früher selbst die Schulbank drückte. Ende der 90er-Jahre wurde er Konrektor. Klaus Lotter widmete sich intensiv der Integration von Aussiedlerkindern, die wenig oder keine Deutschkenntnisse hatten. In kleineren Sprachlernklassen werden die Schüler gefördert. Auch als er 2002 Chef der Grundschule wurde, hielt er an dem Angebot fest.

2009 zog er mit seinem Kollegium und den Schülern ein paar Straßen weiter in das Gebäude der ehemaligen amerikanischen Grundschule. Lange hatte er für das Anwesen gekämpft. "Die Amerikaner waren extrem weit, was die Aufteilung anging." Große Klassenräume, eine eigene Turnhalle, verschiedene Spielplätze und barrierefreie, lichtdurchflutete Räume, zählt er auf. "In der entsprechenden Atmosphäre ist das Lernen ganz anders möglich." Er versuchte ein Stück Natur in die Klassenräume zu bringen und den Wohlfühlfaktor zu erhöhen. Für seine Schüler und für seine Kollegen.

Gegen das Grundschulabitur

In den vergangenen 40 Jahren hatte Klaus Lotter täglich mehrere hundert Kinder um sich. Er schätzt den Umgang mit ihnen: "Kinder sind so unbekümmert und kreativ. Sie haben einen großen Wissensdrang und so viel Freude in den Augen." Auch seine Augen strahlen, wenn er erzählt. Klaus Lotter spricht bedacht und mit ruhiger Stimme. "Sie müssen Kinder mögen", rät er Nachwuchslehrern. "Das ist das Allerwichtigste." Jedes Jahr machen zwei bis drei Lehramtsanwärter in der Grundschule am Sinnberg Station. "Sie brennen für den Beruf. Ich würde gerne alle halten." Doch das Ministerium ziehe sie nach Oberbayern ab. Auch dass Lehrer heute immer mehr Erzieherfunktionen übernehmen ärgert ihn. "Wir werden zum Reparaturbetrieb der Nation", sagt der scheidende Rektor. Er wünscht sich von der Politik mehr Unterstützung bei der Sozialarbeit. An den Pranger stellt er außerdem das "kleine Grundschulabitur". "Ich bin nicht glücklich über diese frühe Auslese." In der Schule seiner Vorstellung bekämen die Kinder mehr Zeit und weniger Noten.

Das Klingeln der Schulglocke gehört ab sofort nicht mehr zu seinem Alltag. Seinen Ruhestand will Klaus Lotter stattdessen entspannt in der Hängematte in seinem Garten einläuten und mit dem Summen seiner Bienen im Hintergrund auf neue Ideen kommen.