Kissinger Senioren zur Corona-Krise: Gesund bleiben, durchhalten, keine Panik

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Hannelore Greiner (85) lebt allein in Bad Kissingen. Während der Corona-Krise bleibt sie zu Hause, meidet persönliche Kontakte. Dennoch bleibt sie zuversichtlich. Foto: Benedikt Borst
Hannelore Greiner (85) lebt allein in Bad Kissingen. Während der Corona-Krise bleibt sie zu Hause, meidet persönliche Kontakte. Dennoch bleibt sie zuversichtlich. Foto: Benedikt Borst

Hannelore Greiner ist eine von vielen Senioren, die die Corona-Krise trifft. Die Alleinlebende meidet Kontakt zu anderen und verlässt kaum noch ihr Haus. Trotzdem bleibt sie zuversichtlich.

Morgens nimmt sich Hannelore Greiner jetzt mehr Zeit. Da sitzen. Kaffee trinken. Zeitung lesen. Aus dem Fenster schauen. "Das ist für mich im Moment die schönste Stunde am Tag. Durch das Fenster habe ich meinen Garten und den Sinnberg im Blick", sagt die 85-Jährige. In ihrem Haus im Dummentaler Weg wohnt sie seit 1937 und damit eigentlich ihr ganzes Leben. Sie erinnert sich, wie nach dem Krieg die Wohngebiete am Sinnberg gewachsen sind und hat noch vor Augen, wie die Winkelser Bauern dort vorher noch ihre Felder bestellt haben. Heute, während der Corona-Ausgangsbeschränkungen, kommt ihr die sonst so vertraute Welt vor dem Fenster wie leer gefegt vor. "Ich freue mich, wenn ich im Garten bin und die Nachbarskinder höre. Sonst wäre das ja wie auf dem Mond", sagt sie.

Ihr Tagesrhythmus hat sich komplett gewandelt, seitdem die Bayerische Regierung die Ausgangsbeschränkungen verhängt hat, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und Risikogruppen zu schützen. Sie steht frühs später auf, nimmt ihre Mahlzeiten nicht mehr zu streng geplanten Uhrzeiten ein, sondern dann, wie sie Lust darauf hat. Die üblichen Treffen mit Freunden entfallen, auch Besorgungen in der Stadt lässt Hannelore Greiner bleiben. "Ich vermeide es, nach draußen zu gehen. Ich mache höchstens noch kleine Spaziergänge auf dem Parkfriedhof. Da ist es ohnehin ruhig", erzählt sie.

Mit neuer Situation arrangiert

Die Seniorin ist verwitwet und lebt alleine. Ihre Einkäufe erledigt eine Nachbarin. Notwendige Medikamente lässt ihr der Hausarzt über die Apotheke zuschicken. Mit ihren Kindern, Enkelkindern und mit Freunden hält sie über das Telefon Kontakt. Das ist ihr wichtig. "Ich telefoniere sehr viel und jetzt länger. Ich fände es schade, wenn der Kontakt einfach so abreißen würde", sagt sie. Auch wenn sie es vermisst, sich tagsüber mit Freunden zu treffen oder mit dem Stadtbus in die Innenstadt zu fahren - grundsätzlich macht ihr das Alleinsein keine Probleme. Das sei sie seit mehr als 30 Jahren gewohnt. "Am Abend bin ich sowieso lieber allein", meint Hannelore Greiner.

Die Bad Kissingerin hat sich mit der neuen Situation arrangiert. Sie kocht sich ihr Mittagessen selbst. Weil sie jetzt zuhause mehr Zeit hat, stellt sie das Geschirr nicht in die Spülmaschine, sondern spült es per Hand ab. "Ich mache jetzt vieles, für das ich sonst keine Zeit habe", erzählt sie. Zum Beispiel alte Kisten durchwühlen und ausmisten. Gern nimmt sie alte Fotos in die Hand und schwelgt in Erinnerungen. Den Fernseher schaltet sie erst am Abend ein. Da laufen dann ihre gewohnten Sendungen.

Versuchen, keine Angst zu haben

Hannelore Greiner weiß, dass sie aufgrund ihres Alters besonders gefährdet gegenüber dem Coronavirus ist. Die täglichen Krisenmeldungen aus den Nachrichten versucht sie nicht allzunah an sich heranzulassen. "Ich versuche, die Situation ernst zu nehmen und trotzdem nicht zu ängstlich zu sein", sagt sie. Sie hat sich vorgenommen, die Krise so gut es geht auszuhalten: Persönliche Kontakte meiden, viel telefonieren und gesund bleiben. Irgendwann wird es wieder besser. "Man kann es ja sowieso nicht ändern."

Ein Bier ins Pflegeheim

Kurt Loske fehlt der Besuch. "Ich habe hier keine Verwandten mehr, die sind in ganz Deutschland verteilt", sagt der 99-Jährige, der aktuell im Seniorenheim am Saaleufer in Bad Bocklet lebt. Mit ihnen sei oft nur telefonischer Kontakt möglich. Froh ist er allerdings über seine ehemalige Nachbarin aus Bad Bocklet, die ihn regelmäßig besucht. In Zeiten von Corona haben die beiden sich etwas überlegt. "Sie will heute etwas abgeben, rein darf sie ja nicht. Wir haben besprochen, dass sie ein Fläschchen Bier mitbringt", sagt er.

Auch Kurt Loske lässt sich von der Krise nicht unterkriegen. "Dieses Alter ist ein Segen, ich bin dankbar dafür, dass ich so alt werden durfte", erklärt er im Telefongespräch mit der Zeitung. In seinem Leben hat er viel erlebt. 1939 zog er in den Zweiten Weltkrieg, aus dem er im Oktober 1948 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte. "Ich bin froh, wenn ich dabei mithelfen kann, die Leute in einer solchen Zeit aufzubauen", meint er. Wichtig ist für ihn vor allem eines: "Wir sollten die Leute beruhigen, Panik ist falsch."