Kissinger Kreis-FDP: Kaiser wirft Vorsitz hin

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Anna Viktoria Kaiser tritt nach nicht ganz einem Jahr als Kreisvorsitzende der FDP Bad Kissingen zurück.Foto: André Ernst Kaiser; Montage: Saale Zeitung
Anna Viktoria Kaiser tritt nach nicht ganz einem Jahr als Kreisvorsitzende der FDP Bad Kissingen zurück.Foto: André Ernst Kaiser;   Montage: Saale Zeitung

Neun Wochen vor der Kommunalwahl tritt Anna Viktoria Kaiser als Kreisvorsitzende der Liberalen zurück. Sie bemängelt einen fehlenden Rückhalt im Vorstand. Stattdessen sieht sie einen Generationenkonflikt. Die Kritisierten reagieren überrascht.

Es ist nicht ganz ein Jahr her, dass die Mitglieder des Kissinger FDP-Kreisverbandes Anna Viktoria Kaiser zu ihrer neuen Vorsitzenden gewählt hatten. Die Riedenbergerin setzte sich im März in einer Stichwahl gegen den vorherigen Vorsitzenden und Kissinger Stadtrat Hans-Joachim Hofstetter durch. Jetzt, gute neun Wochen vor den anstehenden Kommunalwahlen, hat die 34-Jährige das Handtuch bereits wieder geworfen. Kaiser erklärte gestern gegenüber der Redaktion, dass sie mit sofortiger Wirkung von ihrem Posten als Kreisvorsitzende zurücktritt. Als Gründe nennt sie unter anderem einen Generationenkonflikt sowie fehlenden Rückhalt innerhalb des Vorstandes, politische Meinungsverschiedenheiten und persönliche Differenzen.

Kaiser betont, sich weiterhin für den liberalen Gedanken engagieren zu wollen, allerdings nicht in der gut 30 Mitglieder zählenden Kissinger FDP.

"Die Strukturen sind sehr festgefahren", kritisiert sie. Im Kreisverband habe es vorher zehn Jahren lang keinen Wechsel in der Führung mehr gegeben. Es sei ihr als junge und neue Vorsitzende nicht gelungen, mit ihren Vorstellungen durchzudringen gegen etablierte Mitglieder wie Hofstetter (61) oder die Bad Brückenauer Stadt- und Bezirksrätin Adelheid Zimmermann (70).

Sie habe sich für seniorenpolitische Angelegenheiten einsetzen wollen und für landwirtschaftliche Fragen. Für diese Themen sei sie im Vorstand belächelt worden. Andererseits habe der Vorstand keine Rücksicht auf ihre Haltung in Sachen E-Mobilität genommen - ein Thema das sie ablehnt, weil es in ihren Augen ein Risiko für die hiesige Wirtschaft ist. Ferner habe sie kaum Unterstützung bekommen bei ihren Bemühungen, den Kreisverband modern aufzustellen mit eigener Homepage und Profilen in sozialen Netzwerken. "Ich kann nicht hinter meinem Vorstand stehen, da wir die Schwerpunkte anders setzen", sagt sie zusammenfassend.

Streit um Wahlvorbereitung

Den Ausschlag für den Rücktritt habe letztlich eine Vorstandsversammlung gegeben, an der sie aus privaten Gründen nicht teilgenommen hatte. Auf diesem Treffen bereitete der Vorstand die Veranstaltung vor, auf der die FDP ihre Kandidaten nominiert, die bei den Wahlen für den Bad Kissinger Stadtrat und den Kreistag antreten sollen. Kaiser sagt, sie habe das Organisationstreffen vorverlegen wollen. Sie wirft dem Vorstand vor, dass der sie übergangen und sie in ihrer Abwesenheit auf einen hinteren Listenplatz für den Kreistag gesetzt habe. Sie fühle sich hintergangen und habe "den Generationenkampf verloren". Auf ihre Kandidatur auf der Kreistagsliste verzichtet sie.

Hofstetter reagiert auf Vorwürfe

Der FDP-Kreisvorstand wurde von der Entscheidung offenbar überrascht. Hofstetter als stellvertretender Vorsitzender erklärt auf Anfrage, er habe von dem Rücktritt nichts gewusst. "Ich bedauere ihren Schritt. Sie ist mit viel Enthusiasmus angetreten", sagt er. Es sei wichtig, dass sich junge Leute in der Politik engagieren.

Ähnlich äußert sich auch Zimmermann. "Ihre Entscheidung tut mir sehr leid. Ich wünsche ihr alles Gute", sagt sie. Für eine Partei sei es wichtig, langfristig junge Mitglieder aufzubauen, Kaiser hätte sie sich gut vorstellen können. Die Vorwürfe nahm die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin zur Kenntnis, kommentieren wollte sie sie nicht.

Zu den vorgeworfenen inhaltlichen Differenzen und zum fehlenden Rückhalt entgegnet Hofstetter, Kaiser sei "in Bezug auf politische Themen nicht hervorgetreten". Enthusiasmus allein reiche nicht aus, das müsse auch mit Inhalten gefüllt werden. Zu dem angesprochenen Vorstandstreffen erklärt er, dass es für die Vorbereitung notwendig ist, die Kandidaten vorab im Vorstand zu beraten. Eine dort aufgestellte Reihenfolge auf einer Liste sei lediglich ein Gedankenspiel. Auf welchem Listenplatz ein Kandidat letztlich antritt, entscheidet die Nominierungsversammlung. Außerdem betont er, dass der Termin vorher bekannt gewesen sei. "Wenn man daran Interesse hat, stellt man sich darauf ein", findet der Augenarzt.

Wahlen ohne Vorsitzenden

Zwar kommt der Rücktritt für die FDP zu einem unschönen Zeitpunkt, größere Auswirkungen ergeben sich für die heutige Nominierungsveranstaltung jedoch nicht. "Wir haben einen funktionsfähigen Vorstand", betont Hofstetter. Er werde sich mit dem zweiten stellvertretenden Vorsitzenden, Linus Rieß, besprechen, wie die Geschäfte weiterzuführen sind. Man werde eine Kreishauptversammlung einberufen, die einen neuen Vorsitzender wählt. Das ist wahrscheinlich erst nach den Wahlen möglich. "Die Kommunalwahl hat Priorität", sagt er.