Keine Zugabe für den Kissinger Kunst- und Kulturkreis

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Für den Kissinger Kunst- und Kulturkreis geht es nicht weiter. Gerhild Ahnert, die letzte Vorsitzende, wird trotz des Endes versöhnlich. Foto: Carmen Schmitt
Für den Kissinger Kunst- und Kulturkreis geht es nicht weiter. Gerhild Ahnert, die letzte Vorsitzende, wird trotz des Endes versöhnlich. Foto: Carmen Schmitt

Für den Kissinger Kunst- und Kulturkreis geht es nicht weiter. Gerhild Ahnert, die letzte Vorsitzende, wird trotz des Endes versöhnlich. Die Zeichen der Auflösung? Überraschung, Kompliment und Motivation.

KKKK war einmal. Der Kissinger Kunst- und Kulturkreis hat sich aufgelöst. Die vier Buchstaben standen 36 Jahre lang für ehrenamtlichen Einsatz in der Kultur- und Kunstszene der Stadt. Nicht einmal ein Dutzend der 200 Mitglieder erwiesen dem Förderkreis bei seiner letzten Sitzung die letzte Ehre. Das war es wohl auch, was dem KKKK am Ende den Hals brach: fehlendes Interesse.
"Der Kulturkreis hätte immer noch seine Daseinsberechtigung, wenn er Leute hätte, die etwas arbeiten wollen", sagt Gerhild Ahnert, die letzte Vorsitzende des KKKK. Sie hatte noch einiges vor mit dem Förderkreis.

Gerhild Ahnert kommt ins Schwärmen, wenn sie von den Theaterfahrten mit dem KKKK erzählt. 1990, nach der Wende, ging es direkt ins Meininger Theater und nach Erfurt. In den guten Zeiten waren die Busse voll und sie bekam die Karten schnell los. Das war einmal. Das Publikum sei inzwischen mobiler geworden und längst nicht mehr von Bad Kissingen abhängig, wenn es kulturell oder künstlerisch unterhalten werden will. Zur Zeit der Gründung des Kreises war das anders. "Damals war die Kulturlandschaft der Stadt wie eine Wüste", sagt Johannes R. Köhler, der den Kissinger Kunst- und Kulturkreis 1978 initiierte. Zehn Jahre später hatte der KKKK 150 Mitglieder. "Es sollte keine Art Golfclub werden", sagt Gerhild Ahnert. Die Jahresbeiträge blieben überschaubar. Von Beginn an wollten die Mitglieder das Angebot in der Stadt von der "Kurgastbelustigung" auf eine zeitgenössische Ebene hochschrauben. Sie wollten junge Künstler fördern und Kulturinteressierten eine Plattform bieten. Auf ihren Fahnen standen Vernissagen, Ausstellungen und Konzerte. Sie waren euphorisch - und abhängig von der Stadt. "Kulturveranstaltungen tragen sich nie", sagt Gerhild Ahnert.

Tod des Musikrings

Vor allem beim Musikring, den ihr Mann Thomas Ahnert organisierte, waren die Kosten häufig höher als das, was durch den Kartenverkauf wieder reinkam, erklärt Gerhild Ahnert. Wo früher die Kurverwaltung die Räume kostenlos für die Nutzung stellte, verlangte später die Staatsbad GmbH Saalmieten, die der Verein nicht tragen konnte. Solange die Stadt dem Verein den Rücken freigehalten und eine Ausfallbürgschaft übernommen hatte, liefen die Kammerkonzerte. Als die Mittel eingestampft wurden, begrub der KKKK den Musikring. Das Risiko der Verschuldung war zu hoch, meint Ahnert. Die Konkurrenz durch den Kissinger Sommer tat sein Übriges.

Mit dem Tod von Hjalmar Franke ging das Curatorium Historisches Bad Kissingen zu Ende. Die Führungen durch geschichtsträchtige Gebäude der Stadt kamen auch bei den Kissingern gut an, sagt Gerhild Ahnert.

Was vom KKKK bleibt

Nach der Auflösung des KKKK wird der Theaterring weitergehen, versichert die Intendatin, Gerhild Ahnert. Neben den Jazz-Konzerten ist das das Einzige, was vom Kunst- und Kulturkreis künftig bleibt. Den Schreibwettbewerb, den die pensionierte Lehrerin vor neun Jahren ausgerufen hatte, gibt sie an einen anderen Veranstalter ab.
Johannes R. Köhler war bei der "Todesstunde" des KKKK dabei. "Es war besser, die Auflösung als Sterbehilfe herbeizuführen, als den Verein die nächsten Jahre dahinsiechen zu lassen." Gerhild Ahnert wird versöhnlich: "Vielleicht kann man sagen, es besteht kein dringender Handlungsbedarf mehr für uns."

"Der Verein hat viel für die Kultur in der Stadt getan", sagt Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Inzwischen habe sich die Kulturlandschaft verändert. "Die Auflösung ist ein trauriger Anlass, aber gleichzeitig ein Kompliment für die Kulturarbeit in der Stadt." OB Blankenburg misst Privatinitiativen wie der des KKKK und der Kultur selbst eine große Bedeutung zu. "Kultur ist ein Aushängeschild für unsere Stadt."

Künstler sollen von Erbe zehren

Alexander Ruppert arbeitet als Maler in Bad Kissingen. Für den Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Bildende Kunst in Bad Kissingen kommt die Auflösung des KKKK überraschend. Es sind keine guten Nachrichten zum Jahresbeginn für den Künstler. "Es ist traurig, dass die Kunst und die Kultur an Wichtigkeit verliert", sagt Alexander Ruppert. Er sieht die Gefahr, dass die Stadt in der Kunstszene an Bedeutung verliere und Künstler künftig woanders ausstellen. Für Alexander Ruppert ist die Auflösung des KKKK zugleich Motivation. "Wir müssen mehr tun und die Menschen mit Kunstaktionen konfrontieren."

Für Künstler wie Alexander Ruppert will Gerhild Ahnert das Erbe des Vereins einsetzen. Das Vermögen der Vereinskasse soll in etwas gesteckt werden, das einen Gedanken der Gründerväter endlich auslebt: Ausstellungsräume für Künstler.


Beginn Gegründet wurde der Förderkreis am 6. Juni 1978 von Initiator Johannes R. Köhler. 20 Mitglieder wollten sich künftig für "die Förderung von Kunst und Kultur in jeder Art und Form" einsetzen.

Zweck Der Kissinger Kunst- und Kulturkreis sollte "der Pflege und Erhaltung der traditionellen sowie der Förderung der zeitgenössischen Kunst und Kultur in Bad Kissingen dienen".