"Jetzt bin ich 45 Jahre dabei", machte der Reiterswiesener Jäger Konrad Röder seinem Herzen Luft, "aber so etwas hab ich noch nicht erlebt." Was mit den Klängen der Jagdhornbläser begann, endete mit schrillen Misstönen bei den Vorstandswahlen, die eine tiefe Zerstrittenheit offenbarten.
Der Jägerverein Bad Kissingen hatte zur Generalversammlung in den Saalbau Vogler nach Albertshausen eingeladen. Ein gutes Viertel der 244 Mitglieder des dem Jagdverband Bayern angeschlossenen Vereins waren gekommen. In seinem Rechenschaftsbericht umriss Vorsitzender Dr. Peter Gleißner die Aufgaben und Zielsetzungen des Vereins. In der Öffentlichkeit werde verkannt, welch vielfältige Aufgaben die Jägerschaft über die Jagd hinaus zu erfüllen habe.
Er nannte das Zusammenwirken mit der Landwirtschaft bei Wildschäden, mit der Polizei bei Wildunfällen, mit übergeordneten Gremien bei Anhörungen und Gutachten. Er sprach die Hubertusmesse der Jagdhornbläser an und berichtete von der aktiven Jungjägergruppe, die Felix Müller gegründet hat.
Der Kassenbericht des Geschäftsführers Georg Fleischer wies eine stattliche Rücklage aus, und Kassenprüfer Hans Brehm attestierte eine
einwandfreie Kassenführung. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet.
Was dann kam, hatten sich Gleißner, seit 25 Jahren Vorstand, und sein Stellvertreter Raimund Wagner, seit 18 Jahren im Vorstand dabei, anders vorgestellt. "Wir wollen Platz machen für jüngere Leute mit neuen Ideen und neuem Schwung", führte der scheidende Vorsitzende aus. In einer Vorstandssitzung waren die Weichen gestellt worden, und er präsentierte eine neue Mannschaft mit Dr.
Martin Hauer an der Spitze, die er den Mitgliedern vorstellte.
Generalabrechnung Die Aussprache nahm Alfons Hümpfer, stellvertretender Vorstand und verantwortlich für die Jagdhornbläser, zum Anlass, auf das 2014 anstehende 50-jährige Bestehen der Bläsergruppe hinzuweisen, und nutzte seine Meldung zu einer Generalabrechnung mit dem alten Vorstand im Allgemeinen und dem Vorsitzenden im Besonderen, die in der
Aussage gipfelte: "Seit Jahren geht es mit dem Jägerverein nur noch bergab." Hümpfer schlug Dr. Helmut Fischer jun. als neuen Vorsitzenden vor. Die Wortmeldungen in aufgeladenen Atmosphäre zeigten, dass ein Riss durch die Jägerschaft geht.
Dennoch präsentierte Gleißner mit Dr. Hauer, Wolfgang Lutz, Helmut Fleischer und Thomas Schlereth seinen Vorschlag.
In der geheimen Wahl des Vorsitzenden erhielt Fischer 37 der 63 Stimmen, während für Hauer nur 24 Jäger votierten. Nachdem weder Hauer noch Wolfgang Lutz für weitere Ämter kandidierten, wählte die Versammlung Alfons Hümpfer mit 32 Stimmen zum Stellvertreter. Joachim Weißensel wurde weiterer Stellvertreter. Georg Fleischer erklärte sich "im Interesse des Jägervereins" doch wieder als Geschäftsführer bereit, dem als Stellvertreter
Winfried Wet terich zur Seite gestellt wurde. Erster Kassenprüfer blieb Hans Brehm, zweiter Prüfer wurde Rainer Schmitt.
Nicht genügend Referenten Die Referentenposten konnten nicht zur Gänze besetzt werden. Immerhin stellten sich Norbert Paul, Georg Wilm, Armin Straub, Reinhold Reuscher und Felix Füller zur Verfügung.
Als letzte Amtshandlung zeichnete der scheidende Vorsitzende Siegfried
Schmitt, Jörg Reuter und Georg Fleischer mit dem Ehrenzeichen des Jagdverbands in Bronze und Hubert Dietz mit der Bläser-Treuenadel in Gold aus. Die Anerkennung für 60 Jahre Mitgliedschaft für Ludwig Geier und Ernst Müller, die nicht erschienen waren, wird ihnen überbracht, schloss Gleißner seine letzte Amtshandlung und fügte hinzu: "Der Jägerverein wird mir immer am Herzen liegen."
Harald Wedler, der die Jagdtradition seines Vaters
fortführt, blieb es vorbehalten, wenigstens ein paar versöhnliche Worte zu finden. Er dankte dem alten Vorstand und hoffte, dass "nach dieser bewegenden Versammlung" die Grabenkämpfe aufhören. Einen Blumenstrauß oder Bocksbeutel für 25 Jahre Vorstandsarbeit gab es nicht. Immerhin fanden sich die Jagdhörner wieder zum abschließenden Halali zusammen.