Kabarettist vertreibt im Wasserhaus die Angst

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Thomas C. Breuer gibt im Wasserhaus eine Lehrstunde in Sachen Angst. Foto: Elisabeth Assmann
Thomas C. Breuer gibt im Wasserhaus eine Lehrstunde in Sachen Angst. Foto: Elisabeth Assmann

Bei Thomas C. Breuer vergeht die Furcht vor Lachen.

Angst, dass keiner kommt, muss Kulturbunt nicht haben. Das Publikum wiederum darf keine Platzangst haben, denn das Wasserhaus ist bis auf den letzten Platz besetzt. Der Kabarettist Thomas C. Breuer zieht mit seinem Programm "Sohn der Angst!" die Zuschauer an.
Eigentlich auch logisch. Gilt Deutschland doch als Weltmeister der Ängste und hat einen weltweit anerkannten Begriff geprägt: German Angst. Schließlich kann bei uns jeder mitfühlen, wenn es um Burn-out, Phobien und Neurosen geht. Burnout, der Ritterschlag unter Schwaben, kann auch die Angst erzeugen, dass es doch nur eine Depression ist, was einem widerfährt. Überhaupt fragt Breuer provokant, ob das ganze Phänomen nicht doch nur eine Erfindung der Medien und Therapeuten sei.
"Liebe Zager, Zausel und Zauderer", empfängt der Rottweiler Kabarettist seine Gäste und führt wortgewaltig ein in die allumfassende Welt der Ängste und Bedenken.
Akrobatisch verdreht er Buchstaben und erzeugt Erstaunliches aus unserem Alltag: Da gibt es eine Furcht-Marmelade zum Frühstück. Die bei Aktivisten beliebte Mahnwache wird zur Wahnmache.
Fakten wie die etwa 70 000 gelisteten Bücher zum Thema Angst und die mehr als 40 000 Trainer für alle Lebenslagen ("Mentalwilderer") lassen den Zuhörer ins Grübeln kommen. Aber nicht lange, denn der Wortakrobat verleitet sogleich zum Lachen über den angestellten Klamauk.
Lehrer bleiben an diesem Abend erstaunlicherweise verschont. Aber die Bahn bekommt wie so oft ihr Fett ab. Auch die Stadt Hammelburg wird kabarettistisch beleuchtet. Früher war der Satz "Wenn du nicht spurst, kommst du nach Hammelburg" unter Soldaten während der Grundausbildung sicher gefürchtet. Das hat sich laut Breuer seit den Aktivitäten von Kulturbunt geändert. Nun gilt: "Nur wer in Hammelburg schon mal aufgetreten ist, kann es zu etwas bringen als Kabarettist."
Sein Skript liest Breuer am Stehtisch ab, "denn zum Auswendiglesen ist mir die Zeit zu schade". Er greift dafür aber zur Mundharmonika und spielt Blues und Countrysongs. Der bei vielen Kabarettisten beliebte Rap und Hip-Hop bieten keinen Trost, wie Breuer erklärt. Übertrieben schmalzig intoniert, freut sich der Zuhörer über den sinnfreien Inhalt des Countrysongs. Der Anti-Angst-Crash-Kurs des Kabarettisten trägt sicher ein wenig dazu bei, in Zukunft etwas lockerer mit den eigenen Macken umzugehen. Lachen ist da bekanntlich ein gutes Heilmittel. Also braucht nicht nur der Mutige keine Angst vor Kulturbunt-Veranstaltungen zu haben.