Die "Fränkische Weihnacht" im Regentenbau präsentierte die "anderen" Lieder zum Christfest.
Bad Kissingen — Adventliche und weihnachtliche Volksmusik aus Franken zur Vorweihnachtszeit gab es im Max-Littmann-Saal unter dem Motto "Fränkische Weihnacht" am 2. Advent. Während draußen der übliche Hochnebel seine trübe Spätherbststimmung verbreitete und nur die Hartgesottenen an den Glühweinständen hielt, luden die Staatsbad GmbH und die Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik zu einem bunten Spätnachmittagsprogramm mit
Bläsern, Sängern, Zithern, Hackbrett, Akkordeon und Gitarre, zu dem Gabi Kanz, selbst leidenschaftliche Volksmusikerin und Geschäftsführerin eines Kissinger Hotels, sie ganz herzlich begrüßte.
Adventlich dunkel war's im Saal und auf der Bühne erstrahlte eine Weihnachtsbaumkulisse in grün und rot und zwischen links und rechts der Bühne freundlich strahlenden Schneemännern fünf Musikgruppen aus Franken von Rimpar bis Langenleiten und
von Grettstadt bis hinauf nach Bad Neustadt und Reichenbach.
Als zukünftigen Kissinger Neubürger begrüßte Kanz den in allen Bereichen fränkischen Brauchtums, als Musiklehrer und Schriftsteller aktiven Dieter Rieß, der jetzt noch aus dem tiefen Süden Frankens, aus Weißenburg, angereist war, und Weihnachtsgeschichten wie "Worüber das Christkind lächeln musste", seine eigenen Kindheitserinnerungen, etwa zum "damals nur bedingt
freundlichen" Heiligen Nikolaus oder auch Kritisches zur Kommerzialisierung der Weihnachtszeit beisteuerte: "Respektlos dudeln unsere schönsten Weihnachtslieder aus der Berieselungsanlage der Weihnachtsmärkte."
Mit Ernsthaftigkeit und Liebe zum Musizieren waren die Laienmusiker am Werk, die die große Bühne des Max-Littmann-Saales füllten und ihrem Publikum die "anderen" Weihnachtslieder präsentierten, die man nicht über die Weihnachtsmärkte
säuseln und plärren hört. Und es war ganz erstaunlich, was sie da aus dem kollektiven Weihnachts-Gedächtnis der Franken vorstellten.
Fröhlich und nachdenklich Da zum Weihnachtsfest schon immer die nachdenkliche, feierliche, aber gelegentlich auch fröhlich-ausgelassene Musik gehört, gibt es da einen ganzen Fundus, aus dem die vier Sänger des "Grettschter Dreigsangs" mal mit, mal ohne
Akkordeonbegleitung in zum Teil raffiniertem Satz sangen, wohl zur Überraschung des Publikums auch eine völlig unbekannte Version von "Es ist ein Ros entsprungen". Unter der aufmerksamen Leitung von Jungdirigentin Mirja Betzer präsentierte sich der Chor des Sängerkranzes Reichenbach vor allem beim beschwingt und rhythmisch mitreißend gesungenen "Eilet nach Bethlehem nun geschwinde" von seiner besten Seite.
Bei der "Hoibüche Muisig" aus Langenleiten und
Umgebung singen eigentlich alle mal, aber die schon seit 1999 miteinander musizierenden sechs Nordrhöner unter der Leitung von Luise Voll haben auch das Spielen der typischen Volksmusikinstrumente wie Gitarre, Akkordeon, Bass und sogar mal Hackbrett drauf. Bei ihnen klang Weihnachten beschwingt dreivierteltaktig und sie scheuten sich auch nicht davor, in "Sterne der Heiligen Nacht" auch mal nah an der schnulzigen Stimmungsmusik eines lauschigen Sommerfestes vorbeizuschrammen.
Aus Pop wird Volksmusik Ein ebensolches Crossover, aber einer ganz anderen Art präsentierten die insgesamt sehr konzentriert und klanglich geschliffen musizierenden Mitglieder des Zitherclubs Bad Brückenau in ihrer raffiniert instrumentierten und so gar nicht plakativen Version des fast schon Pop-Weihnachtssongs "White Christmas". So wurde der Pop dann wieder Volksmusik.
Die Aufgabe der Adventsbläser, die in den großen Städten allsamstäglich von den Kirchtürmen Weihnachtliches blasen, übernahm die Auskoppelung der Rimparer Musikkapelle für Fränkisches "Ouwä lings" unter der Leitung des Trompeters Stefan Schalanda, die mit viel Enthusiasmus vom "Feierlichen Marsch" am Anfang bis zur Begleitung des gemeinsamen Singens von "Macht hoch die Tür" am Ende den Bläserglanz für die Veranstaltung nicht
immer klinisch sauber, aber mit großem Engagement und Spaß am Musizieren lieferten.
Für den reibungslosen Ablauf der präzise getakteten Lichtwechsel auf die jeweilige Gruppe der vielen Musiker auf der Bühne sorgte das Technikteam der Staatsbad GmbH und so wurde die Veranstaltung ein vom Publikum mit viel Applaus bedachter stimmungsvoller Vorbote des in zwei Wochen beginnenden "Winterzaubers" .