Jeder Apfel kommt in die Presse

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Ob in kleiner Menge oder mit Großanhänger angeliefert - derzeit herrscht bei der Firma Hofmann in Nüdlingen Hochbetrieb. Das Fallobst muss rasch verarbeitet werden, weil es sonst verdirbt. Fotos: Sigismund von Dobschütz
Ob in kleiner Menge oder mit Großanhänger angeliefert - derzeit herrscht bei der Firma Hofmann in Nüdlingen Hochbetrieb. Das Fallobst muss rasch verarbeitet werden, weil es sonst verdirbt. Fotos: Sigismund von Dobschütz
Die ausgepressten Reste (Trester) von zwei bis drei Äpfeln passen locker in die Hand von Martin Hofmann.
Die ausgepressten Reste (Trester) von zwei bis drei Äpfeln passen locker in die Hand von Martin Hofmann.
 
Dieter Weisenburger (links) und Arnulf Hausdörfer sammeln Fallobst für frischen Apfelsaft.
Dieter Weisenburger (links) und Arnulf Hausdörfer sammeln Fallobst für frischen Apfelsaft.
 
Inhaber Martin Hofmann (43) vor seiner neuen Apfelpresse für kundenbezogene Saftherstellung: Eigener Saft von eigenen Bäumen.
Inhaber Martin Hofmann (43) vor seiner neuen Apfelpresse für kundenbezogene Saftherstellung: Eigener Saft von eigenen Bäumen.
 
Dieser naturtrübe Apfelsaft lag am Morgen noch als Apfel unter seinem Baum.
Dieser naturtrübe Apfelsaft lag am Morgen noch als Apfel unter seinem Baum.
 
Familienmitglied Robert Hofmann sortiert am Ausleseband mangelhafte Äpfel aus.
Familienmitglied Robert Hofmann sortiert am Ausleseband mangelhafte Äpfel aus.
 
Auf dem Wasserweg zum Ausleseband werden die Äpfel ordentlich gewaschen.
Auf dem Wasserweg zum Ausleseband werden die Äpfel ordentlich gewaschen.
 
So sieht die grobe Maische gemahlener Äpfel aus, bevor sie in die Saftpresse kommt.
So sieht die grobe Maische gemahlener Äpfel aus, bevor sie in die Saftpresse kommt.
 
In der Firma Fruchtsäfte Hofmann.
In der Firma Fruchtsäfte Hofmann.
 
Ob in kleiner Menge oder mit Großanhänger angeliefert - jeder Apfel kommt in die Presse.
Ob in kleiner Menge oder mit Großanhänger angeliefert - jeder Apfel kommt in die Presse.
 
Arnulf Hausdörfer, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Nüdlingen, freut sich über die gute Apfelernte.
Arnulf Hausdörfer, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Nüdlingen, freut sich über die gute Apfelernte.
 

Bei der Firma Hofmann Fruchtsäfte in Nüdlingen herrscht jetzt Hochkonjunktur. Heuer ist die Apfelernte besonders gut.

Jetzt wird wieder gesammelt. Viele Obstgärtner im Landkreis haben in diesen Tagen nichts anderes im Sinn als Fallobst. Denn die Apfelernte hat begonnen, und die ersten vom Baum gefallenen Früchte müssen schnellstens zu Saft verarbeitet werden, bevor sie verderben.
Tief gebückt oder auf Knien rutschend haben auch bereits Arnulf Hausdörfer, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Nüdlingen, und einige Mitglieder die rotbackigen Früchte aus dem hohen Gras der 1000 Quadratmeter großen, mit 20 Apfelbäumen besetzten Streuobstwiese neben der Schlossbergschule aufgesammelt. Trotz aller Anstrengung schien die Arbeit aber Freude zu machen. "Basst scho", bewertete Hausdörfer augenzwinkernd das zu erwartende Ernteergebnis in diesem Jahr.

Apfelschwemme in 2008

"Die Erdbeerernte war in Ordnung, Birnen auch gut, Kirschen normal, Äpfel und Zwetschgen sehr gut. "Haselnüsse gibt es heuer so viel wie nie", wurde OGV-Jugendwart Jochen Schröpfer etwas ausführlicher, auch Himbeeren, Brombeeren und "alles, was jetzt so kommt", sei üppiger ausgefallen als im Vorjahr. "Wir hatten einen sonnigen Frühling." Deshalb fällt auch die Apfelernte in diesem Jahr besonders gut aus.

Im Minutentakt

Damit rechnet auch Martin Hofmann (43), Mitinhaber der Nüdlinger Kelterei Hofmann Fruchtsäfte. Jedes Jahr kommen bei den 15 firmeneigenen Sammelstellen in Franken, davon sechs allein im Landkreis Bad Kissingen, durchschnittlich etwa 3000 Tonnen an Äpfeln unterschiedlichster Sorte zusammen, die in der Zentrale zu Saft verarbeitet werden. "2008 hatten wir eine wahre Apfelschwemme mit 5000 Tonnen", erinnert sich Hofmann. Ob es heuer wieder so viel wird?
Im Minutentakt fahren jetzt die Obstgärtner mit ihren Anhängern voll bunter Früchte vor. Beim Wiegen und Auskippen hilft in diesen Tagen Abiturient Tim Dittrich. Zwar mache ihm die Arbeit Spaß, sagt er. "Aber abends habe ich schwere Beine."
Egal welche Sorte, ohne Ansehen schütten Dittrich und seine Kollegen alle abgelieferten Äpfel in das große Aufnahmesilo. Von dort wird das Fallobst auf einer Wasserbahn, in der die Äpfel zugleich gesäubert werden, zum Ausleseband transportiert.
Dort sortiert Robert Hofmann die unbrauchbaren Äpfel aus. Erst kürzlich hat er seinen "Industriemeister Fruchtsafttechnik" im Weinort Geisenheim bei Rüdesheim gemacht. Dort gibt es die einzige Berufsschule in Deutschland mit diesem Studiengang.

Zellstruktur bleibt erhalten

Nach der Auslese werden die Früchte in die Mühle transportiert, wo sie zu Maische grob zerkleinert werden, "ohne die Zellstruktur des Apfels zu zerstören", wie Martin Hofmann es beschreibt. Diese weiche Masse kommt dann in die Bandpresse. "Früher arbeitete man mit Leinentüchern, heute sind es Kunststoffbahnen", in denen durch Walzendruck der Saft ausgepresst wird.

Direktsaft für erste Nachfrage

Der frische Saft fließt schließlich in Auffangbecken und wird teilweise als "Direktsaft" in Literflaschen abgefüllt, um die erste Nachfrage nach Apfelsaft befriedigen zu können. Der weitaus größere Teil der Safternte fließt allerdings in riesige Nachschubtanks mit einem Gesamtfassungsvermögen von 2,5 Millionen Litern und kommt erst im Laufe des weiteren Jahres in den Getränkehandel.
Die nicht mehr verwertbaren Apfelreste (Trester) landen draußen auf einem Haufen. Der wird bald abtransportiert, um woanders als Viehfutter verwertet zu werden. Hofmann: "Bei uns kommt nichts um."
Inzwischen ist auch OGV-Vorsitzender Arnulf Hausdörfer mit seinen Äpfeln in der Kelterei eingetroffen. Ab einer Mindestmenge von 100 Kilo könnte er - wie man es auch von Weintrinkern mit eigenem Rebstock kennt - bei Hofmann heuer zum ersten Mal seine Äpfel mit einer neuen Spezialmaschine zu höchsteigenem Apfelsaft pressen lassen. Dieses kleine Wunderwerk an Technik vereint auf drei Metern Länge, wozu die Kelterei von der Obstannahme bis zum Safttank sonst mehrere hundert Meter braucht. Der "Saft von eigenen Bäumen" wird dann auch in ganz speziellen Drei-Liter-Behältern abgefüllt und für den Kunden individuell etikettiert.
"Basst scho", meint aber Hausdörfer wieder und schüttet seinen Hänger in das große Auffangsilo. Diesmal waren es 320 Kilo. Irgendwann will er noch einmal sammeln gehen. Bis Allerheiligen nimmt die Firma Hofmann noch Äpfel an.

Annahmeschluss bei Hofmann Fruchtsäfte ist Freitag, 31. Oktober

Öffnungszeiten werktags 8 bis 18 Uhr, samstags 8 bis 13 Uhr

Adresse Keltereistraße 12, 97720 Nüdlingen