Das Projektorchester Spira mirabilis um Konzertmeisterin Lorenza Borrani spielte die drei "Tageszeiten-Sinfonien" von Joseph Haydn morgens, mittags und abends in Bad Kissingen.
Es war durchaus eine schöne Idee, die drei "Tageszeiten-Sinfonien" von Joseph Haydn weder zu vereinzeln noch in ein Konzert zu pressen, sondern sie genau an den Zeiten eines Tages zu spielen, für die sie gedacht waren: morgens, mittags und abends - und dazwischen das zu tun, was Fürst Nikolaus Esterhazy auch getan hat: essen, trinken, gut leben.
Zahlreiche solistische Schmankerl
Das in Italien angesiedelte Projektorchester Spira mirabilis um Konzertmeisterin Lorenza Borrani hatte diese Aufgabe übernommen, und das machte den Stellenwert der drei Sinfonien sehr deutlich: Es waren Haydns Antrittskompositionen auf Schloss Esterhaza. Das heißt: Er musste und wollte dem Fürsten, aber auch seinen neuen Kollegen zeigen, was er kann und was sie erwartet. Und er wusste, wen er aus betriebshygienischen Gründen besonders und heraushebend bedienen musste. So entstanden drei Sinfonien, die, ohnehin spieltechnisch schon auf einem hohen Niveau, noch zahlreiche solistische Schmankerl von Violine bis Violone beinhalten.
Spira mirabilis stellte sich dieser Herausforderung mit sichtlichem Vergnügen, spielte auf historisch orientierten Instrumentarium Musik mit Klangbildern, die den Haydn'schen wohl sehr nahe kamen. Und es instrumentalisierte geschickt die Musik: das Sich-erst-mal-orientieren-Müssen am Morgen, bevor ein sonniger Tag beginnt, das Angekommen-Sein in der täglichen Ordnung, das sich am Mittag in der strengen Form der französischen Ouvertüre zeigt, bevor sich auch hier die Heiterkeit und Unbeschwertheit durchsetzt. Und das Herunterfahren am Abend im langsamen Satz von "Ls soir". Aber dann wurde doch noch ausgiebig gefeiert.
Geistreiche Gespräche zwischen den Stimmen
Es waren an diesem Tag viele bunte Klangbilder mit frischen Klangfarben und plastisch artikulierten Rhythmen, mit einer natürlichen Virtuosität gespielt, die so leicht klingt, aber hart erarbeitet werden muss. Es waren viele geistreiche Gespräche zwischen den Stimmen, die in der erstaunlich kammermusikalischen Atmosphäre des weiten Saales erstaunlich gut zur Geltung kamen.