Die Hammelburger kulturbunt-Frauen haben keine Nachwuchssorgen. Ihr Geheimrezept ist der Spaß an der gemeinsamen Arbeit.
Jedem Ende wohnt ein Anfang inne. So war es auch bei kulturbunt. Die Gruppe gründete sich 1997, nachdem das Kino in Hammelburg seine Tore geschlossen hatte. "Es sollte einfach mehr angeboten werden an Kultur. Von Anfang an war das Ziel, dass die Kultur in Hammelburg und Umgebung vielfältiger und bunter wird. Da waren wir schon Vorreiter," erzählt Vorstandsfrau Barbara Stross selbstbewusst. Das Ziel ist mittlerweile zweifelsrei erreicht.
Dass nur Frauen im Vorstand mitwirken, hat sich so ergeben. "Vielleicht liegt das ja ein wenig an unserer kreativen Diskussionskultur, unseren Querbesprechungen", spekuliert Vorstandskollegin Annemarie Fell und ergänzt: "Rund 50 Prozent der Sitzungszeit geht es ans Eingemachte, danach vielleicht auch mal ums Einmachen."
Nachwuchssorgen haben die kulturbunt-Frauen im Alter von 45 bis etwa 65 Jahren nicht. Das Geheimrezept ist wohl, dass die Arbeit mit Gleichgesinnten viel Spaß macht. Jährlich begeben sich die Vorstandsfrauen zu einem Workshop-Wochenende, um das neue Programm zu gestalten, kreative Kraft und Ideen auszutauschen, sich mit leckerem Essen und Wellness verwöhnen zu lassen. "Das Programm für 2014 steht schon fast", erklärt Andrea Mohr und versichert: "Ideen haben wir noch genug, da werden wir wohl bis 80 weitermachen."
Viele originelle Ideen Bekannt sind die Damen für Kultur mit Niveau, besondere Aktionen wie etwa eine Modeschau vor einem Film, ausgefallene Aufführungsorte wie Gärtnerei, Schwimmbad und Bahnhofshalle sowie fantasievolle Dekorationen und leckere, zum Anlass passende Speisen.
Auch die Künstler wissen den Service von kulturbunt zu schätzen. "Wir erfüllen die Wünsche der Akteure gern, persönliche Abholung vom Bahnhof inklusive. Der eine möchte ein übergroßes Bett, der andere eine spezielle Bewirtung. Auch der gemeinsame Absacker nach dem Auftritt in der heimischen Gastronomie wird gerne angenommen", verrät Mohr.
Verändert hat sich dennoch etwas im Laufe der Jahre. "Das Schleppen von Stühlen und Bühnenteilen macht einem doch etwas mehr zu schaffen", bekennen die Damen. So freuen sie sich auch über die kürzlich in der Stadtbibliothek installierte Leinwand, die die Vorbereitung der monatlichen Kinovorführungen wesentlich erleichtert. Auch beim Geschirr zeigt sich der Aufwärtstrend. Anfangs gab es Plastikteller, mittlerweile sind die Frauen bei Designerteilen angekommen.
Jede hat ihr Aufgabenfeld, das Team ist eingespielt. Eine gestaltet das Jahresprogramm, die andere die Plakate oder Eintrittskarten, die übrigen denken sich passende Speisen zur Veranstaltung aus. "Barbara hat eine gewisse Stärke beim Verhandeln mit den Künstlern und immer die Kasse im Blick", lobt Andrea Mohr. Die beiden treten eigentlich als Doppelspitze auf. "Das klappt so gut, weil wir flexibel sind, gut miteinander kommunizieren und einen ähnlichen Geschmack haben", erklärt Mohr und ergänzt: "Möglich ist der nicht unerhebliche Aufwand auch, weil wir nicht berufstätig im klassischen Sinn sind."
Anfangs wurde beim Vorsitz noch alle zwei Jahre rotiert. Mittlerweile wird Andrea Mohr zum dritten Mal bei den Wahlen Mitte März als 1. Vorsitzende antreten.
Gondel auf dem Weiher Ein Höhepunkt des bisherigen kulturbunt-Wirkens war die Venezianische Nacht. Die ganze Stadt versprühte südliches Flair, der Schlossweiher konnte mit einer Gondel befahren werden. Mit leuchtenden Augen sprechen die Frauen auch von den bekannten Künstlern, die schon hier waren, als die meisten sie noch nicht kannten: Urban Priol, Vince Ebert, Andreas Rebers und einige mehr.
Heuer freuen die Kulturmacherinnen sich vor allem auf die "Night in White" am 22. Juni. Sie sind gespannt, wie das Experiment eines Sommerabends "Ganz in Weiß" ankommt.
Was sind die Ziele für die Zukunft? Spontane Antwort aus aller Munde: "Weitermachen wie bisher." Und Annemarie Fell schmunzelt selbstbewusst: "Wir wollen noch ein paar jungen Talenten zum Durchbruch verhelfen." Und zwar zu bezahlbaren Preisen fürs Publikum, wie Barbara Stross ergänzt. Die positiven Rückmeldungen der Zuschauer sind ein wesentlicher Grund für die Powerfrauen weiterzumachen.
Was ihnen der Frauentag bedeutet? "Bei meiner Tochter bekomme ich hautnah mit, was es bedeutet, Familie mit Beruf vereinbaren zu wollen. Das ist eine richtige Doppelbelastung für die Frauen", erzählt Barbara Stross und freut sich, dass die Kinderbetreuung in Hammelburg gut ist. Und Annemarie Fell ist überzeugt: "Die Frau muss immer noch mehr leisten als ihr männlicher Kollege, um ernst genommen zu werden". Andrea Mohr appelliert: "Wünschenswert wäre ein gleichberechtigtes Miteinander."
unter diesem Aspekt scheint " freiepresse" von früh bis spät die Hammelburger Zeitungen zu durchforsten um immer wieder einen Aufhänger zu finden, die eigene Meinung ungefragt unters Volk zu bringen.
Wie man bei diesem Artikel über die Aktivitäten von kulturbunt - am Tag der Frau - auf einen solchen Kommentar kommt, erschließt sich jeder anderen Frau nicht.
Schade eigentlich, denn man könnte sich entweder mal über den Erfolg anderer Frauen freuen oder eben mal den Mund halten.
Der Ausbau von Krippenplätzen in Hammelburg wurde im Dezember 2011 weder von der SPD-Fraktion noch von den Grünen, Frau Fell, beantragt, sondern von Eltern und Leitungen der Kindergärten. Bekanntlich lehnte der Stadtrat mit den Stimmen von Rot-Grün den Antrag der Eltern im Dezember 2011 ab. Erst im zweiten Anlauf im Januar 2012 hat schließlich auch die SPD-Fraktion nach massiven Elternprotesten kapiert, dass der Ausbau von Krippenplätzen kommunale Pflichtaufgabe ist und Eltern ab August 2013 einen Rechtsanspruch haben. Es ist sicher nicht das Verdienst "kulturbunter" Frauen, den Krippenausbau in Hammelburg vorangetrieben haben. In Hammelburg hat der verstärkte Krippenausbau noch einen völlig anderen Grund: die Kindergärten versuchen auf diesem Wege den massiven demografischen Wandel abzufangen (Halbierung der Geburtenrate). Jede Kita in Hammelburg kämpft zur Zeit ums finanzielle Überleben. Die Politik hat bislang keine Antwort. Nur noch 85 Kinder im Jahr werden in Hammelburg geboren. Aber es gibt zehn Kindergärten. Das ist eine Überversorgung, die auf Dauer nicht zu halten sein wird, weil sie nicht finanzierbar ist, weder für die Stadt noch für die Eltern.