Hornissen-Asyl im Bad Kissinger Klaushof

2 Min
Axel Maunz ist der Bad Kissinger Stadtförster und leitet den Wildpark. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Axel Maunz ist der Bad Kissinger Stadtförster und leitet den Wildpark. Foto: Kathrin Kupka-Hahn

Im Wildpark sind weitere Investitionen notwendig - für den Bau von Toiletten und für neue Projekte mit Insekten und dem Rotmilan.

Egal ob die Sonne scheint oder nicht: Der Wildpark Klaushof ist ein beliebtes Ausflugsziel. Rund 60 000 Besucher wurden im vergangenen Jahr laut Rathaussprecher Thomas Hack gezählt - Tendenz steigend. Diese Entwicklung bestätigt auch der Blick auf die Einnahmen. Die sind seit 2003 fast um das Doppelte gestiegen.
Laut einer Besucherstatistik, die im Rathaus geführt wird, wurden damals insgesamt 79 313,72 Euro über den Eintritt eingenommen. 2016 waren es 144 811 Euro. Ein Grund für diese positive Entwicklung sind die zahlreichen Investitionen, die in den vergangenen Jahren in den Wildpark geflossen sind.


Obstbäume spenden Schatten

So wurden mehrere Gehege modernisiert und neu gebaut, unter anderem das der Kaninchen. Drei verschiedene Arten gibt es aktuell im Wildpark: die Thüringer mit ihrem braunen Fell, die Rhönkaninchen und die Meissner Widder. Früher waren die Nager in übereinander gestapelten Käfig-Kisten untergebracht. Jetzt tummeln sie sich in großen ebenerdigen Gehegen. In diesen haben sie - wie in freier Wildbahn auch - ausreichend Auslauf sowie Hügel zum Verstecken. Zudem finden sie verschiedene Dinge zum Anknabbern. Mittendrin in den Gehegen stehen Obstbäume. "Die haben wir bewusst hier gepflanzt", erklärt Stadtförster Axel Maunz, der den Wildpark leitet. Im Sommer beispielsweise spenden die Kronen der Bäume ausreichend Schatten sowie Schutz vor Raubvögeln, im Herbst können die Kaninchen das herabgefallene Obst fressen.

Nicht nur die Tiere, auch die Besucher profitieren von dem Umbau. "Sie können das Verhalten der Kaninchen viel besser beobachten, sie füttern und auch mal streicheln", erklärt der Förster. Hinter all dem steckt aber mehr als nur der Blick auf die höheren Einnahmen: Ein neues Konzept für den Wildpark, das jetzt Stück für Stück umgesetzt wird. Die Besucher sollen die hier lebenden heimischen Wild- und Haustierrassen auf Augenhöhe erleben können, ist Maunz' Ziel. Jedoch nicht immer lässt sich das umsetzen.


Sicherheit der Besucher geht vor

So etwa beim Rotwild, das er am liebsten ohne Zaun halten würde. Doch die Tiere sind zu schreckhaft, können Besucher oder Kinder umrennen. "Da geht die Sicherheit vor", fügt er hinzu. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der sich in dem neuen Konzept verbirgt, ist der der Umweltbildung. Vor allem Kinder sollen mehr über die natürlichen Lebensräume der Wildtiere sowie Wissenswertes rund um den Naturschutz erfahren. So etwa beim Biber. Im Wildpark wurde erst im vergangenen Jahr eine spezielle Anlage mit begehbarem Biberbau errichtet. Darin sind tagsüber zwei Exemplare schlafend anzutreffen. Parallel dazu wurde verschiedenes Lernmaterial installiert, mit dem sich Kinder und Erwachsene Wissen aktiv aneignen können.

Nun könnten Maunz und seine beiden Mitarbeiter die Hände in den Schoß legen. Doch der Leiter ist überzeugt: "Ausruhen geht nicht. Wir brauchen jedes Jahr neue Attraktionen."


Insekten in den Mittelpunkt

Als nächste kann sich der Förster beispielsweise eine Hornissenauffangstation im Wildpark vorstellen. Denn die Insekten bauen ihre Nester auch in Wohnhäusern der Region. Jedoch dürfen diese nicht vernichtet, sondern müssen fachgerecht entfernt und umgesiedelt werden. Doch wohin? Der Klaushof ist eine Alternative. Maunz verfolgt neben dem Schutz noch ein zweites Ziel. "Wir wollen die Insekten in den Blickpunkt nehmen, da es davon immer weniger gibt ", sagt er.

Ein weiteres Projekt für den Wildpark hat er inzwischen schon angestoßen. In Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Rhön möchte er einen Rotmilan im Wildpark ansiedeln, den eine ausgebildete Falknerin betreut. Der Greifvogel mit dem tief gegabelten Schwanz ist in der Rhön noch relativ häufig anzutreffen. "Etwa ein Prozent der rund 25 000 Brutpaare umfassenden [...] Weltpopulation brütet hier", ist auf der Homepage des Biosphärenreservates Rhön nachzulesen. Die Zusammenarbeit ist für Axel Maunz nicht nur thematisch wichtig, sondern auch finanziell. Zwar wird der Unterhalt des Wildparks von der Stadt finanziert. Doch das Geld für Investitionen ist rar. Deshalb versucht der Förster neben Spendern weitere Geldgeber wie etwa den Naturschutzfonds und verschiedene Förderprojekte zu finden.
Nur hinsichtlich der dringend benötigten Toilettenanlage sind ihm die Hände gebunden. Zwar wurden inzwischen einige Dixi-Häuschen im Wildpark aufgestellt. Aber die sind nur eine Notlösung - bis eine Toilettenanlage entsteht. "Das ist unsere Flanke", gibt der Wildparkleiter offen zu. Das Geld für die Anlage müsste im Haushalt der Stadt bereitgestellt werden. Das wiederum ist von der Entscheidung der Stadträte abhängig.