Hammelburg
Gesundheit

Wie es um die ärztliche Versorgung künftig steht

Das Durchschnittsalter der Mediziner ist hoch, sodass sich Nachfolgeprobleme abzeichnen. Die Kommunen im Saaletal wollen dem nicht tatenlos zusehen.
Jascha Hellberg sucht einen gleichaltrigen Kollegen. Foto: Arkadius Guzy
Jascha Hellberg sucht einen gleichaltrigen Kollegen. Foto: Arkadius Guzy
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Jascha Hellberg hat sich vor zwei Jahren als Nachfolger von Roland Wiedmann in Hammelburg niedergelassen. Der 39-jährige Mediziner würde jetzt gerne einen Weiterbildungsassistenten aufnehmen. "Es ist schwierig einen Assistenzarzt oder Praxispartner im gleichen Alter zu finden", erklärt Hellberg.

Seine älteren Hausarztkollegen machen sich dagegen Gedanken, wie sie es irgendwann einmal schaffen können sich zurückzuziehen. Denn auch das ist nicht einfach. "Für meine Nachfolgeregelung sehe ich schwarz", meint zum Beispiel Hans Steinke.

So hören sich Hellberg und Steinke zusammen mit anderen Kollegen aus dem Altlandkreis Hammelburg an, was Edgar Häfner und Hans-Joachim Schade ihnen für ihre Situation vorschlagen. Häfner und Schade beraten Ärzte, der eine betriebswirtschaftlich, der andere juristisch. Gemeinsam mit den Medizinern wollen sie eine Lösung finden, wie die ärztliche Versorgung auch für die Zukunft gesichert werden kann.

Der Anstoß für den Meinungsaustausch kommt von der kommunalen Allianz "Fränkisches Saaletal". "Das Thema brennt uns auf den Nägeln", sagt der Hammelburger Bürgermeister und Allianz-Vorsitzende Armin Warmuth (CSU). Angesichts der Altersstruktur bei den Ärzten und der drohenden Nachfolgeprobleme können die Kommunen der Allianz nicht einfach nur zusehen.

Mit ihrem Vortrag wollen Häfner und Schade die Ärzte, aber auch die Bürgermeister der Allianz-Gemeinden für den Wandel sensibilisieren: Die junge Medizinergeneration verabschiedet sich von der klassischen Rolle des niedergelassenen Einzelkämpfers. Sie sucht nach Strukturen ohne unternehmerisches Risiko, aber mit einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Für Schade steht daher fest: "Wir brauchen neue Modelle." Die Ärzte sollen sich zu größeren Gemeinschaften organisieren. Denn je kleiner die Einheiten seien, desto größer seien das Risiko und die Verantwortung für den einzelnen.

Wie eine Zusammenarbeit der Ärzte im Saaletal konkret aussehen könnte, ist nicht vorgegeben. Das Kooperationsmodell soll mit den Ärzten entwickelt werden, betont Schade. Schließlich sollen sich diejenigen, die weiterhin als klassischer niedergelassener Mediziner arbeiten wollen, nicht abgehängt fühlen. Schade spricht daher von einem Vertrauensprozess der ungefähr zwei Jahre dauern dürfte.

Häfner und Schade skizzieren den möglichen Weg: Zunächst sollen in Einzelgesprächen die Befindlichkeiten und Interessen der Hausärzte erfasst werden. Der erweiterte medizinische Bereich mit Fachärzten, Apotheken, den Heimen und dem Krankenhaus soll dabei ebenfalls Berücksichtigung finden. Diese Bestandsaufnahme bildet dann das Fundament, auf dem eine Kooperationsform für das Saaletal entstehen könnte.

Und erste Ansätze wie das Ärztezentrum gibt es ja bereits: Fuat Edgü und Marius Barbuia sind von ihrem Vorbild überzeugt. Auch für sie spricht ihre bisherige Erfahrung dafür, dass die Entwicklung weg vom selbstständigen Arzt hin zu gemeinschaftlichen Modellen geht. Edgü meint: "Ich würde nie wieder alleine arbeiten." Andere geben sich nach dem Vortrag nicht restlos überzeugt. Sie zeigen sich allerdings offen für weitere Gespräche. Denn auch sie suchen nach Lösungen für sich.