Der frühere Revierförster Rainer Betz zeigte bei einer Wanderung die Schätze der Kernzone des Biosphärenreservats
Gut 60 Personen folgten der Einladung des Bund Naturschutz zu einem Spaziergang mit dem ehemaligen Revierförster Rainer Betz zu den neu angelegten Waldteichen im Neuwirtshauser Forst.
Gleich zu Beginn der dreistündigen Wanderung zeigte Betz ein verstecktes Kleinod direkt an der Bundesstraße B27. Denn aus der Zeit, als es an der Straßenkurve noch keine Brücke, sondern nur eine Furt gab, befindet sich am Riedenmicher Brünn eine gefasste Pferdetränke und ein mit einem Holzdeckel verschlossenen Brunnen. Zur Zeit ist sie etwas zugewachsen und müsste auch wieder gepflastert werden.
Weiter ging es direkt in die 2014 eingerichtete Kernzone des Biosphärenreservates Rhön im Neuwirtshauser Forst. Die Bayerischen Staatsforsten haben hier unter Anleitung von Revierförster Arnulf Schöberl und in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde eine Reihe hintereinander gelegener Waldteiche geschaffen. Hilfreich ist der wasserundurchlässige Stauwasserböden als Untergrund. Dadurch wurde ein Naturparadies für Schwarzstorch, Bekassine, Moderlieschen, Teichmuscheln und Amphibien wie Wasser-und Grasfrosch, Erdkröte, und Berg-, Teich-, Fadenmolch geschaffen. Der Feuerbach fließt neben den Teichen in das einzige Niedermoor am Feuerbachgrund im Landkreis.
An den Rändern der Teiche sind Steinhaufen platziert, um wärmeliebenden Reptilien wie Ringelnatter und Eidechsen Lebensraum zu schaffen. Es wurde besonders darauf geachtet, unterschiedliche Wassertiefen (ausgedehnte Flachwasserzonen und frostfreie Tiefwasserzonen) und möglichst lange, geschwungene Uferzonen zu schaffen. Strukturelemente wie Steinhaufen oder Totholz, die als Versteck-, Besonnungs- oder Überwinterungsplätze für Amphibien und Reptilien dienen, wurden im Umfeld der Feuchtbiotope neu angelegt oder gepflegt. Diese Tümpel und Weiher dienen sowohl als Laichgewässer und Nahrungshabitat für Amphibien, als auch gleichzeitig als Lebensraum oder Nahrungsquelle für eine Vielzahl weiterer Arten (z. B. Libellen, Reptilien, Wasserinsekten, Wasserfledermaus, Eisvogel, Graureiher, Schwarzstorch).
Dass die Teiche reichlich Futterangebot für Vögel bieten, zeigt der Aufwuchserfolg bei den scheuen Schwarzstörchen. So wuchsen mindestens vier junge Schwarzstörche im Neuwirtshauser Forst auf. Ob die Schaffung der Waldteiche zu einer Änderung des Wanderungsverhaltens der Amphibien über die Bundestraße 27 geführt hat, oder ob insgesamt die Anzahl der Amphibien aufgrund von Klimawandel und anderen Faktoren zurückgegangen ist, wäre hier näher zu untersuchen. Denn an der B27, die früher noch zu Wanderzeiten mit Amphibienschutzzäunen versehen war, finden sich jetzt nur wenige Amphibien, die die Straße kreuzen, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen.
Die Pflege und das Ausbaggern von Waldteichen ist für Betz aber nichts Neues. Im Laufe seines Försterlebens hat er wohl 50 Tümpel zusammen mit dem Bund Naturschutz geschaffen. Dabei lag ihm auch sehr am Verbreiten des Deutschen Edelkrebses, den er im nahe gelegenen Heegkopfsee bei Schönderling züchtete. Gefährdet ist der Deutsche Edelkrebs durch die mit dem amerikanischen Signalkrebs eingeschleppten Krankheitserreger. Daher dürfen auf keinen Fall Aquarientiere in die Natur entlassen werden.
Betz erläuterte auch das Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten. Beim Umbau zur Kernzone können noch weniger standortgerechte Bäume wie Fichten entnommen werden. Denn die Fichte hält mit den flachen Tellerwurzeln den trockenen Sommern nicht Stand und ist daher auch anfälliger für die vom Förster gefürchteten Borkenkäfer, Buchdrucker und Kupferstecher. Die Tanne als Halbschattenpflanze kann im Umwandlungskonzept erhalten bleiben.
Schön ist die wiederaufgeforstete Windwurffläche nach dem Sturm Wiebke vom 28.2.1990 anzusehen. Auf dem staunassen Extremstandort hat sich eine vielfältige Verjüngung mit gepflanzten Wildlingen gebildet. Tanne, Buche, Birke, Eberesche bieten dem Auge einen abwechslungsreichen Anblick und werden den kommenden Stürmen besser trotzen können.