Schülerinnen helfen Flüchtlingskind in Hammelburg

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Alexandra Marx und Olga Gerlitz (von links) mit ihrer jungen Patientin. Foto: Arkadius Guzy
Alexandra Marx und Olga Gerlitz (von links) mit ihrer jungen Patientin. Foto: Arkadius Guzy

Zu den Flüchtlingen in Hammelburg gehört ein siebenjähriges, behindertes Mädchen. Schülerinnen der Berufsfachschule für Physiotherapie in Schweinfurt unterstützen sie in ihrer Entwicklung.

Aischa hat seit Herbst große Fortschritte gemacht: Sie kann auf dem Boden krabbeln, sich eine Sprossenwand hochziehen und mit Begleitung sogar Treppen steigen. "Die Entwicklung ist schon beeindruckend", sagt Belinda Böhm, Fachlehrerin an der Hans-Weinberger-Akademie der AWO in Schweinfurt. Schülerinnen der Berufsfachschule für Physiotherapie besuchen das Mädchen seit Herbst regelmäßig und halten mit ihr Therapieübungen ab. "Anfangs konnte Aischa nicht selbst krabbeln", erklärt Belinda Böhm.

Aischa leidet an einer frühkindlichen Hirnschädigung und in deren Folge an einer Behinderung. Ihre Eltern sind mit ihr und dem zwei Jahre jüngeren Sohn aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku nach Deutschland geflohen. Die Familie lebt nun im Asylbewerberwohnheim in Hammelburg. Das Bewegungsvermögen des Mädchens war zunächst stark eingeschränkt. Sie konnte sich nur drehen, wie Belinda Böhm erklärt. Der Vater habe versucht, mit selbst entwickelten Übungen seinem Kind zu helfen.

Doch das konnte eine professionelle Betreuung nicht ersetzen. Eine spezielle medizinische Versorgung ist bei Flüchtlingen aufgrund rechtlicher Einschränkungen aber nicht einfach zu organisieren. Über Sibylle Unser, die Sozialbetreuerin für das Hammelburger Wohnheim, ergab sich jedoch ein Kontakt zu der Berufsfachschule. Die angehenden Physiotherapeutinnen kümmern sich nun um Aischa. "Je nachdem wie es der Stundenplan zulässt, sind wir in Hammelburg", sagt Olga Gerlitz. Sie gehört mit ihrer Kollegin Alexandra Marx zu den Engagierten.

Die beiden jungen Frauen machen mit dem Mädchen Übungen. So muss sich Aischa mit Unterstützung eine Sprossenwand hochziehen. Die Sprossen konnten dank Spenden für das Zimmer der Familie angeschafft werden.

Förderung der Selbstständigkeit

Ziel ist es, die Selbstständigkeit von Aischa zu fördern, wie Belinda Böhm erklärt. Dass Olga Gerlitz zufällig selbst aus Russland stammt hilft dabei. Sie übernimmt die Rolle der Dolmetscherin und kann den Eltern sowie Aischa erklären, was passiert. "Vorher hat Aischa ihre Mutter nur angesehen und gefragt, was die Leute wollen", berichtet Olga Gerlitz.

Die Eltern sind froh über die Entwicklung ihrer Tochter. Damit sie weiter gefördert wird, besucht Aischa den schulvorbereitenden Bereich der Katharinen-Schule in Fuchsstadt. Da Olga Gerlitz und Alexandra Marx in ihrem dritten Ausbildungsjahr stehen, wartet demnächst die Abschlussprüfung auf sie. Für die weitere Betreuung von Aischa müssen sich neue Freiwillige finden.

Jemand mit Russischkenntnissen wäre dann auch wieder hilfreich. "Dolmetscher brauchen wir immer", sagt Sibylle Unser. Sie sei gerade dabei, einen Pool an Leuten mit Fremdsprachenkenntnissen aufzubauen. Gesucht sind vor allem Menschen, die ausgefallenere Sprachen wie Arabisch oder Persisch können.

Aischa ist auch nicht die Einzige, die spezielle Betreuung braucht. Hilfe ist vor allem für traumatisierte Flüchtlinge notwendig. "Bedarf gibt es immer", sagt Sibylle Unser. Doch selbst wenn die Kostenübernahme geklärt sei, gebe es nicht genügend Betreuungsplätze.