Etliche Winzer mussten in den vergangenen Apriltagen nachts Schädlinge von den Rebstöcken absammeln. Sie blicken nun besorgt auf das Wetter - und das nicht nur wegen der alljährlichen Angst vor Spätfrösten.
Tagsüber halten sie sich am Boden auf, abends krabbeln sie im Schutz der Dunkelheit die Rebstöcke hoch. Oben angekommen schlagen sich die Erdraupen mit frischen Knospen den Bauch voll, um für die Verpuppung genug Reserven zu haben. Daher mussten in den vergangenen Tagen auch viele Winzer nachtaktiv werden. Denn der Befall war in diesem Frühjahr stärker als sonst.
"Die Winzer haben sich über betroffene Lagen gegenseitig informiert und gewarnt", berichtet Matthias Büttner vom Winzerkeller Hammelburg. Er und andere bestätigen, dass die Zahl der Raupen in diesem Jahr deutlich zugenommen hat. "Erdraupen gab es schon immer. Davon erzählen auch ältere Winzer, aber so arg war es schon längere Zeit nicht mehr", sagt Büttner.
Heinrich Hofmann von der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim spricht von Wellenbewegungen.
Das vermehrte Auftreten gerade in diesem Jahr könnte seiner Meinung nach zum Beispiel mit der feuchten und damit für die Eiablage günstigen Witterung im vergangenen Mai und Juni zusammenhängen.
Um die unerwünschten Weinbergsbesucher wieder loszuwerden, blieb den Winzern nichts anderes übrig, als die Raupen nachts abzusammeln. Das ist die Methode der Wahl. Spritzen will mit Ausnahme von wirklich akuten Fällen niemand, zumal die Mittel auch nicht gerade günstig sind.
Wasserreserven im Boden sind aufgebraucht Und trotz des außergewöhnlichen Vorkommens an Raupen blieben die Schäden noch überschaubar, wie Büttner feststellt. Ulrike Lange vom Weingut Schloss Saaleck berichtet sogar, dass ihr Betrieb auf das Absammeln verzichtet hat, da die Schäden noch unter der Schwelle lagen.
Die Gefahr durch die Erdraupen, die Larven von Eulenfaltern sind, ist jetzt weitgehend gebannt. "Der Raupe wächst das Futter aus dem Maul", sagt Lange. Die kräftig sprießenden Triebe werden zu groß und damit uninteressant für die Falterlarven. An den angefressenen Stöcken können die schlafenden Augen die Schäden ausgleichen, wie Ruppert erklärt. Jedoch sind diese Nebentriebe nicht so ertragreich wie die Zweige der Hauptknospen.
Außerdem darf das Wetter die Schäden, die durch die gefräßige Raupe entstanden sind, nicht noch vergrößern. So hoffen die Winzer, dass die nächsten Tage keine Spätfröste bringen. Die zwei, drei leichten Frostnächte vor Ostern haben die Rebstöcke noch großenteils überstanden.
Ruppert fügt hinzu: "Regen müsste jetzt dringend fallen." Noch ist die Blattmasse gering, sodass die Pflanzen die anhaltende Trockenheit überstehen könne. Aber die Wasserreserven im Boden sind aufgebraucht. Die Feuchtigkeit wird fehlen, wenn der Frühsommer heiß werden sollte.