Lothar Pfülb hat beim Fuschter Geschichtskreis über die Mühle erzählt. Die Geschichte des Gebäudes lässt sich über 400 Jahre zurückverfolgen. Sie hatte viele Besitzer.
Das heimatgeschichtliche Bewusstsein lebendig halten und an die nachfolgenden Generationen weitergeben - das ist das Ziel des "Fuschter Geschichtskreises". Aus diesem Grund lädt der Arbeitskreis zu Vorträgen über die Ortsgeschichte von Fuchsstadt ein. Jetzt berichtete Lothar Pfülb im Rahmen eines Vortragsabends im Mehrgenerationenhaus "Eulentreff" über die wechselvolle Geschichte der "Fuschter Mühle", die sich über 400 Jahre zurückverfolgen lässt.
Die Mühle lag an der Gemarkungsgrenze zwischen Fuchsstadt und Westheim. Ihr Ursprung lässt sich seit 1547 aktenkundig belegen. In Ermangelung einer eigenen Mühle ließen die "Fuchsstädter" bis dahin ihr Korn in der "Westheimer Mühle" mahlen. Aber nachdem Zweifel aufkamen, dass ihr Getreide "nicht getreulich" gemahlen wurde, zitierte Pfülb aus der Dorfchronik, beschlossen der Schultheiß und die Gemeinde Fuchsstadt eine eigene Mühle zu errichten. Allerdings dauerte es fast 25 Jahre bis die Mühle schließlich 1548 erbaut wurde und so die eigenständige Versorgung der Dorfbewohner mit Mahlerzeugnissen sichergestellt werden konnte.
Vorausgegangen waren Streitereien zwischen den Hochstiften Würzburg und Fulda, in deren Machtbereich die beiden Dörfer lagen, sowie zwischen den beiden Ortschaften selbst. Auch nach dem Bau beklagten sich Dorfbewohner von Westheim unter anderem über vollgelaufene Keller und überschwemmte Felder, verursacht durch das Anstauen der Saale für den Betrieb der "Fuschter Mühle". Außerdem war das Mühlenwehr ein Anlass für Zwistigkeiten zwischen den beiden Mühlen. Mehrere Verträge und reger Schriftverkehr zwischen dem Bischof von Würzburg und dem Abt von Fulda waren notwendig, um den Fortbestand der Mühle zu sichern. Fuchsstadt wurde unter anderem dazu verpflichtet, durch Einschlagen von Eichpfählen den Wasseranstieg der Saale zu verhindern. Bis zum Jahr 1651 blieb die Mühle, zu der ein kleines Nebengebäude und ein Garten gehörten, in Gemeindebesitz. Danach wechselte die Mühle im Laufe der Zeit mehrfach den Besitzer. Teilweise wirtschafteten die Mühlenbesitzer erfolgreich; andere Müller hingegen konnten mit dem geringen "Mahllohn" ihre meist kinderreiche Familie nicht ernähren und waren gezwungen, die Mühle nach kurzer Zeit wieder zu verkaufen. Aus einem Zeitungsartikel, den Pfülb in einem Archiv ausfindig gemacht hatte, geht hervor, dass die Mühle im Jahre 1885 nach einem gescheiterten Verkaufsversuch versteigert wurde. Näher ging der Vortragende auf Georg Jakob Bayer ein, der die Mühle im Jahr 1892 kaufte sowie auf einige der 13 Kinder, die aus zwei Ehen Bayers hervorgingen: Ein Sohn, Heinrich Bayer, wurde wegen zweifachen Pferdediebstahls in Schweinfurt zu neun Monaten Haft verurteilt. Mit dem Verkaufserlös wollte er den Kauf einer eigenen Mühle finanzieren. Später wanderte er nach Südamerika aus, wo er auf einer Farm arbeitete. Im Jahre 1940 kehrte Heinrich Bayer nach Deutschland zurück und arbeitete in einem Schweinfurter Rüstungsbetrieb. Zwei Töchter von Georg Jakob Bayer wurden Nonnen. Auch die Schwiegermutter von Lothar Pfülb, Rosamunde Schaupp, geborene Bayer hat ihre Wurzeln in der "Fuschter Mühle".
Nachdem die Mühle zusehends verfiel, wurde sie schließlich im Jahre 1950 bis 1951 abgerissen. An ihrem ehemaligen Standort erinnert heute eine vom örtlichen Obst- und Gartenbauverein aufgestellte Informationstafel sowie ein Mühlstein an deren Vergangenheit.
Mit einem kräftigen Applaus bedankten sich die über 100 Zuhörer, unter ihnen auch Edeltraud Paul, deren Vorfahren ebenfalls aus der "Fuschter Mühle" stammen, bei dem fast 85-jährigen Lothar Pfülb. Mit seinem kenntnisreichen Vortrag unterstrich Pfülb einmal mehr, dass ihm die Weitergabe der Heimatgeschichte von Fuchsstadt eine Herzensangelegenheit ist.