Alte Gebäude verschwinden, neue Bauten entstehen. Der Bundeswehrstandort wird in den kommenden Jahren umfassend modernisiert.
Die Sporthalle ist schon weg. Die Fläche ist komplett geräumt. Das alte Wirtschaftsgebäude ist innen bereits entkernt und verschwindet auch bald ganz. Doch es passiert noch mehr: Der Bundeswehrstandort auf dem Lagerberg wird sich so stark verändern, wie schon lange nicht mehr.
Laut Brigadegeneral Andreas Hannemann werden nach derzeitigem Stand bis 2022 rund 126 Millionen in die Infrastruktur geflossen sein. Der Kommandeur des Ausbildungszentrums Infanterie nennt einige Beispiel für Investitionen: So soll in diesem Jahr eine neue Sporthalle entstehen, und die Hauptwache wird nach den neuesten Standards umgebaut.
Auf der Liste für die kommenden Jahre steht aber noch mehr: ein neues Sanitätsversorgungszentrum, eine neue Munitionsausgabe, die Sanierung des Lehrsaalgebäudes. "Der Modernisierungsbedarf ist groß", sagt Hannemann.
Neue Waffensysteme ziehen Investitionen in die Simulatoren und wohl auch Änderungen an den Schießbahnen nach sich. So fliegt das Nachfolgesystem für die Milan-Panzerabwehrrakete zum Beispiel doppelt so weit wie diese, erklärt Hannemann. Und neue Scharfschützengewehre erreichten größere Reichweiten als bisher.
Ein großer Teil des Geldes fließt aber insbesondere in den Bau neuer Unterkünfte. Die Bundeswehr will schließlich attraktiver werden, um im Wettbewerb um neue Kräfte mit der freien Wirtschaft mithalten zu können. Eine flächendeckende WLAN-Versorgung ist für Hannemann bei der Modernisierung der Unterkünfte ein unerlässlicher Aspekt neben der sogenannten "erweiterten Ausstattung", die im Rahmen eines Attraktivitätsprogramms unter anderem Kühlschränke und Fernsehgeräte für die Zimmer vorsieht.
Die Bundeswehr wird noch stärker als bisher um neue Leute ringen müssen. Schließlich hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor einem Jahr die "Trendwende Personal" verkündet. Damit kehrt sich der seit 1990 verfolgte Schrumpfungskurs um. Die Bundeswehr soll personell gestärkt werden.
Mehr Offiziersanwärter
Gerade auf eine Ausbildungseinrichtung wie das Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg kommen damit neue Herausforderungen. Die ersten Auswirkungen der "Trendwende Personal" werden bereits in diesem Jahr zu spüren sein: Das Offiziersanwärterbataillon wird wachsen.
Nach Angaben von Hannemann beginnen im Juli 60 Offiziersanwärter mehr als bisher ihren sechsmonatigen Vorbereitungslehrgang auf dem Lagerberg - in militärischen Einheiten gemessen ist das ungefähr die Größenordnung zweier Züge oder einer halben Kompanie.
Die zusätzlichen Lehrgangsteilnehmer werden auf die bestehenden drei Kompanien des Offiziersanwärterbataillons verteilt. Die Verantwortlichen in den Kompanien sind schon gespannt, wie die Integration funktionieren wird. Es bedeute ja mehr Verantwortung für das Führungspersonal, ist zu hören.
Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Denn die Krux an der "Trendwende Personal" ist, dass Ausbilder für die vorgesehenen höheren Bewerberzahlen - bei den Offiziers-, Unteroffiziers- und Feldwebelanwärter - fehlen. Die Ausbilder selbst müssen erst einmal ausgebildet werden. Sie werden frühestens in drei Jahren zur Verfügung stehen. Da die Bundeswehr ein eigenes, geschlossenes System ist, können keine Kräfte von außen als Ersatz genutzt werden.
Also muss die Bundeswehr sich selbst behelfen. Für das Ausbildungszentrum bedeutet das, dass einzelne Lehrgänge gestrichen werden, um personelle Ressourcen zu gewinnen. Außerdem wird Ausbildungspersonal von anderen Standorten vorübergehend nach Hammelburg beordert, und Ausbilder aus Hammelburg werden auch an anderen Standorten unterrichten, wie Hannemann erklärt. "Das ist Teil der Kur, auch wenn die Medizin bitter ist", meint er. Am Ende sei es den Preis wert.
Denn die Sicherheitslage hat sich gewandelt. Die Nato-Partner in Osteuropa fühlen sich durch Russland bedroht. Mit der hybriden Kriegsführung kommen neue Bedrohungsformen auf den Schirm. Gleichzeitig sei die Zahl der Einsätze nicht zurückgegangen. Der Kommandeur fasst zusammen: "Die Bundeswehr steht vor der Herausforderung, auf alles gleichzeitig reagieren zu können." Dafür müssten die bereits ertüchtigten Strukturen jetzt mit ausreichend Personal gefüllt werden.