Die Stadt hat das Hüttenkonzept ausgearbeitet. Es soll einen regelmäßigen Bewirtungsbetrieb in den Winzerhäuschen ermöglichen, wenn einige Auflagen erfüllt sind.
Als einen Impuls für den Tourismus und das Gewerbe sieht Sandra Kaiser die Nutzung von Weinbergshütten. "Jeder hat was davon. Sie kommt zum Beispiel auch dem Bäcker oder dem Metzger zugute", sagt sie. Ihre "Vinica" ist das erste Winzerhäuschen, das nun genehmigungsrechtlich auf sicherem Fundament als Ausflugsziel bewirtet werden soll. Der Stadtrat stimmte einer Nutzung als Gaststätte zu. Das neue Hüttenkonzept macht das möglich. Allerdings stellte der Beschluss einige Auflagen.
So darf es insbesondere keinen Besucherverkehr in den Weinberg geben. Nur ein Shuttle-Service und der Transport von Waren sind erlaubt. Für einen eventuell höheren Unterhalt der nicht-asphaltierten Wegen, der durch die Nutzung der Hütte entsteht, muss die Betreiberin aufkommen.
Weitere Auflagen wird das Landratsamt als Genehmigungsbehörde möglicherweise noch stellen, wie Stadtbaumeister Detlef Mohr erklärte.
Denkbar ist zum Beispiel, dass festgelegt wird, wie viele Veranstaltungen insgesamt im Jahr stattfinden können. Denn jede Weinbergshütte unterliegt einer Einzelfallprüfung.
Bisher war eine gastronomische Nutzung von Weinbergshütten, die als landwirtschaftliche Geräteschuppen gelten, nicht erlaubt. Eine Ausnahme bildeten nur Weinbergswande rungen mit Verkostungen. Aus diesem Grund war die "Vinica" in die Diskussion geraten. Die Hütte, im Gansthal zwischen Hammelburg und Untererthal gelegen, zog an Sonntagen bis zu 100 Gäste an, die die Aussicht über das Saaletal genossen.
Mit ihrem Wunsch, die Weinbergshütte gastronomisch nutzen zu dürfen, stieß Kaiser eine Debatte an: Die CBB-Stadtratsfraktion griff den Gedanken auf und forderte ein Hüttenkonzept, um die Weinbergshäuschen für den Tourismus zu öffnen.
Die Stadt ließ dafür in einem mehrmonatigen Verfahren den Flächennutzungsplan ändern.
Die Änderung ist mittlerweile beschlossen. Der Flächennutzungsplan liegt jedoch noch beim Landratsamt zur Genehmigung vor. Daher wollte Reimar Glückler (CBB) in der Stadtratssitzung zunächst die Entscheidung des Landratsamts abwarten, bevor der Stadtrat über die "Vinica"-Hütte abstimmt. Glückler wollte dies ausdrücklich nicht als Ablehnung verstanden wissen. Ihm ging es nur um die zeitliche Reihenfolge.
Viel Überzeugungsarbeit Wie Mohr erklärte, können aber bereits jetzt Nutzungsanträge gestellt werden. Die Stadt geht schließlich davon aus, dass das Landratsamt den Flächennutzungsplan und damit das Hüttenkonzept genehmigen wird.
"Ich erwarte keine große Diskussion mehr", sagte Bürgermeister Armin Warmuth (CSU). Er verwies auf die vielen Gespräche mit dem Landratsamt. "Wir haben die Thematik mit dem Landratsamt ausgiebig abgestimmt." Die Nutzungsänderung der "Vinica"-Hütte passierte daraufhin den Stadtrat - mit sechs Gegenstimmen.
Die Stadt hatte für das Hüttenkonzept viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Insbesondere die Naturschutzbehörde sah die Idee kritisch. Auch einige Winzer äußerten sich über eine gastronomische Nutzung ihrer Hütten eher zurückhaltend. Es sei zu viel Aufwand.
Dass die Hüttenbewirtung viel Arbeit und Zeit kostet, bestätigt Kaiser. Die "Vinica" übernimmt eine Vorreiterrolle. Es muss sich erst zeigen, wie viele Hütteneigentümer nachziehen werden. Erst wenn weitere Weinbergshäuschen dazukommen, kann das Hüttenkonzept die touristische Wirkung, die sich die Befürworter versprechen, voll entfalten.