Flüchtlinge sollen in frühere Krawattenfabrik ziehen

1 Min
Leere Räume in der ehemaligen Krawattenfabrik Halbritter sollen Flüchtlingen als neues Zuhause dienen. Foto: Arkadius Guzy
Leere Räume in der ehemaligen Krawattenfabrik Halbritter sollen Flüchtlingen als neues Zuhause dienen. Foto: Arkadius Guzy

Im Altlandkreis entsteht nach Euerdorf und Hammelburg nun auch in Fuchsstadt eine dezentrale Unterkunft für Asylbewerber - diesmal in einer dafür ungewöhnlichen Immobilie.

Der Zustrom von Flüchtlingen und damit der Bedarf an Unterkünften für die Menschen ist ungebrochen. Thomas Jakob weiß davon und will mit Büroräumen aushelfen. Dort wo einst die Geschäftsführung und weitere Mitarbeiter der Krawattenfabrik Halbritter am Schreibtisch saßen, sollen demnächst Asylbewerber einziehen.

Die Gewerbeimmobilie an der Kissinger Straße in Fuchsstadt soll teilweise zu einer dezentralen Unterkunft für Flüchtlinge werden. Sie teilen sich das Dach mit zwei Betrieben: Das Unternehmen Franken-Papier nutzt das Gebäude. Außerdem hat die Vertriebsagentur Jakob & Streit, deren Mit-Geschäftsführer Thomas Jakob ist, ihren Sitz in der früheren Krawattenfabrik.

Seitlich gibt es in der Halle ungenutzte Räume. Zusätzlich steht noch die Hausmeisterwohnung zur Verfügung, die seit mehreren Monate nicht mehr bewohnt ist.

Jakob, der die Räumlichkeiten pachtet, plant einen Umbau des Bürotrakts. Vor allem soll jedes Zimmer ein eigenes Bad bekommen, wie er erklärt. Der Wohnbereich soll so abgetrennt werden, dass es keine Störung durch die gewerbliche Nutzung gibt. Umgekehrt aber kann Jakob die Flüchtlinge dank der räumlichen Nähe direkt betreuen: "Ich bin den ganzen Tag im Büro da."

Der Landkreis will 25 bis 30 Personen im Bürotrakt und der Hausmeisterwohnung unterbringen, wie Stefan Seufert erklärte. Bei einer Informationsveranstaltung am Mittwochabend stellte der Leiter der Landkreis-Koordinierungsstelle für Asylangelegenheiten das Vorhaben den Bürgern vor.

Gemeinderat muss zustimmen

Dieses stehe noch ganz am Anfang. Es gebe noch keinen Vertrag. Der Gemeinderat muss der Nutzungsänderung erst einmal zustimmen, bevor der Umbau beginnen kann. Seufert ging davon aus, dass Flüchtlinge die neue Unterkunft voraussichtlich ab August oder September belegen. In die Wohnung könnten vielleicht schon früher Asylbewerber einziehen.

Die Gemeinde war laut Bürgermeister Peter Hart (CSU/ UWG) mit dem Landratsamt schon länger wegen einer Unterkunft in Kontakt gewesen. Allerdings habe sie keine eigenen Möglichkeiten für eine Unterbringung von Flüchtlingen. Auch sonst gibt es im Ort wenig leer stehende Gebäude. Hart sah Fuchsstadt als "mit die größte Einzelgemeinde im Landkreis" in der Pflicht Flüchtlinge aufzunehmen.

Die rund 50 Zuhörer, die zu der Bürgerversammlung gekommen waren, äußerten sich überwiegend pragmatisch. Zwar stellten zu Beginn ein Fuchsstädter die derzeitige Asylpolitik vehement infrage. Doch lautete der Tenor der weiteren Diskussion, dass man mit der aktuellen Flüchtlingssituation im Ort konstruktiv umgehen müsse. So berichtete zum Beispiel Anita Helle, Lehrerin an der Jakob-Kaiser-Realschule in Hammelburger, von ihren positiven Erfahrungen mit Flüchtlingskindern.

Als Vorteil der Unterkunft in Fuchsstadt stellte Seufert die Nähe zur Stadt heraus. Sie erleichtert den Flüchtlingen sich selbstständig zu versorgen. Der Bürgermeister hat eigenen Angaben nach bereits geklärt, dass der Hammelburger Bürgerbus bei Bedarf an der Unterkunft im Gewerbegebiet halten wird. Der eigene Kindergarten könne Kinder aufnehmen. Und: "Der Rektor freut sich über jeden Schüler."

In etwa zwei bis drei Wochen findet eine weiter Versammlung statt. Dann sollen - wie in anderen Orten mit Asylbewerbern - Freiwillige einen Helferkreis gründen.