Eine geologische und botanische Führung am Haarberg stieß auf großes Interesse. Weitere Führungen sind geplant.
Unterfranken hat bekanntlich eine bewegte Geschichte und Vorgeschichte. Vor etwa 250 Millionen Jahren lag es sogar ziemlich nahe am Äquator. In einem großen Becken des riesigen Urkontinents Pangaea, der damals der einzige war und langsam zerbrach. Diese Zeit vor etwa 250 bis 200 Millionen Jahren nennt man Trias. "Oft war es hier wüstenartig und trocken, aber im Laufe von Millionen Jahren war dieses riesige Becken auch immer wieder von Wasser bedeckt, dann schwammen Fische und andere Wasserlebewesen durch die Fluten", weiß Geologe Dr. Raimund Rödel, der eine Gruppe von etwa zwanzig geologisch und botanisch interessierten Frauen und Männern zum Haarberg bei Euerdorf geführt hat.
Fossilien im Museum Fossilien aus der Trias-Zeit wurden und werden immer wieder rund um Euerdorf gefunden.
Diese urzeitlichen Überreste sowie die Abdrücke der Fußspuren des "Scheinkrokodils" Chirotherium sind sehr bedeutend. Wissenschaftler aus aller Welt interessieren sich dafür. Es gab ursprünglich verschiedene private Sammlungen, deren schönste und wichtigste Stücke heute zur "Sammlung Mainfränkische Trias Euerdorf" gehören und im Museum Terra Triassica bestaunt werden können. Michael Henz und weiteren engagierten Geologen liegen Museum und Forschung sehr am Herzen, aber sie möchten die Zeit der Trias auch draußen in der Natur erfahrbar machen und interessierten Zeitgenossen gleichzeitig die sehr differenzierte heutige Botanik bei Euerdorf nahebringen.
Weitere Führungen geplant Nun hat es unter Leitung von Dr.
Raimund Rödel und Helmut Müller die erste "geologisch-botanische Führung" gegeben, rund um den Haarberg und weiter entlang des Panoramawegs nach Wirmsthal. Die Besucherresonanz war gut und es sollen weitere Führungen stattfinden.
Geologe Dr. Raimund Rödel steht an einem der beiden Aufschlüsse am Haarberg, großen freiliegenden Felswänden. Unten ist Buntsandstein zu erkennen, darüber liegen Muschelkalk und Keuper. "Man muss die Steine ansprechen", sagt er zu seinen erstaunten Zuhörern und erklärt: "Man muss zum Beispiel fragen, warum gibt es hier diese und jene Schichten, warum haben sie diese oder jene Farbe, wie hart oder weich sind sie, oder warum ist hier überhaupt ein Berg und dort ein Tal?" Natürlich hat er die Antworten parat, aber es geht ihm erst einmal darum, das Bewusstsein seiner Zuhörer für die Steine und Gesteinsschichten auf den sie stehen und die sie vor sich sehen, zu schärfen.
So stellt sich bei näherer Betrachtung des Bodens schnell heraus, dass das nicht etwa eine alte betonierte Fläche ist, sondern vor Millionen Jahren einmal Meeresboden war, Wellen und kleinere Strömungen haben noch heute sichtbare Spuren hinterlassen, sogar Muschelabdrücke sind zu erkennen.
Nach dem Besuch dieser Geo-Punkte steht Helmut Müller bereit, um die botanischen Besonderheiten am Haarberg zu erläutern, die Eigenarten des Bodens zu erklären und natürlich auf seltene Pflanzen hinzuweisen, die den warmen trockenen Boden lieben und die der flüchtige Betrachter oft gar nicht sieht. "Hier wächst zum Beispiel die Bienen-Ragwurz" sagt er, "diese Orchidee sieht aus wie eine Fliege". Weitere Orchideen, denen es am Haarberg gefällt, sind die Bocksriemenzunge und das Helm-Knabenkraut. "Diese Pflanzen wachsen nur auf ungedüngten Flächen", sagt Müller und deutet auf die bunten Wiesen am Berghang.
Deutlicher Kontrast: die danebenliegenden bewirtschafteten Wiesen sind monoton grün und fast ohne Blumen. Müller kennt fast jede Pflanze, ihre Eigenart, die Besonderheit der jeweiligen Standorte und freut sich, wenn er auf Blumen mit seltsam klingenden Namen hinweisen kann. So formuliert er zum Beispiel genüsslich: "Hier sehen Sie das ,stengel umfassende Hasenohr', und dort können Sie den ,Klappertopf' bestaunen."
Ein Spaziergang am Haarberg und auf dem Panoramaweg lohnt sich übrigens immer: Mehrere Hinweistafeln vermitteln Kenntnisse über Böden, Gesteine, Flora und Fauna.