Die Brennerei Bischof hat nun eine Destillathek, um ihre Produkte ansprechend zu präsentieren. Es ist das erste Gebäude dieser Art überhaupt.
Der erste Besuch bei Familie Bischof ist Hermann Kolesch noch gut in Erinnerung geblieben. Der Präsident der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim hat noch das Bild vor Augen, wie er am Schuh-Regal vorbei in den Probierraum im Keller geführt wurde. Doch diese Zeit ist nun vorbei.
Die Brennerei Bischof hat ein eigenes Verkaufsgebäude für ihre Produkte bauen lassen: eine Destillathek - die erste ihrer Art weit und breit. Kolesch konnte sie zusammen mit der Familie Bischof und zahlreichen Gästen eröffnen.
"Wir sind bei der Vermarktung einfach an eine Grenze gekommen", sagte Franziska Bischof. Die Destillathek ist ihr Projekt. Mit der Entscheidung, die Brennerei hauptberuflich zu betreiben, setzte sie den Schritt zu einer Professionalisierung der Vermarktung.
Die Destillathek ist auf dem landwirtschaftlichen Hof der Familie entstanden - dort, wo bis vor fünf Jahren noch ein Schweinstall stand, wie Anton Bischof den Gästen erklärte. Bereits im Jahr 1920 habe sich sein Großvater das Brennrecht besorgt. Als dann im Jahr 1995 die Brennerei kaputt ging, stand die Familie schon einmal vor der Frage, welchen Weg sie einschlagen soll. Anton Bischof kaufte eine Spezialitäten-Brennerei, um edle Brände produzieren zu können, und versuchte sich zum Beispiel an Whisky.
Dass Tochter Franziska Bischof in die Brennerei einsteigt, stand anfangs gar nicht so fest. Sie zeichnete ihren Weg nach: Über die Ausbildung zur Edelbrandsommeliere und die Ausbildung zur staatlich anerkannten Brennerin wagte sie sich schrittweise heran - bis zur Entscheidung für den Neubau.
Die Destillathek präsentiert sich als moderner Flachbau aus Sichtbeton. Das Gebäude öffnet sich durch seine großen Fenster zur Landschaft hin. Es bietet genug Platz für größere Besuchergruppen. Franziska Bischof verbindet ihre Produkte marketingtechnisch sehr stark mit ihrer Person: "Franziska - Die Brennerin". Der Schriftzug ziert die sonst schnörkellose Fassade.
"Das Gesicht hinter einem Produkt ist wichtig", erklärte Kolesch. Er sprach von einem boomenden Markt für Destillate. Den Wegfall des staatlichen Brandweinmonopols Ende dieses Jahres sah er auch als Chance.
Der stellvertretende Landrat Emil Müller (CSU) lobte den "unternehmerischen Mut". Und auch Karl-Heinz Suhl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt erwähnte Marketing und Design der neuen Destillathek sehr positiv. "Wenn an der Stelle eines Schweinestalls eine Destillathek öffnet, ist es allein von den Gerüchen her interessanter", meinte Bürgermeister Jürgen Karle. Er stellte das Engagement der Gemeinde für die Brenner heraus. Nachdem Pfarrer Josef Zwickel die Destillathek dann gesegnet hatte, konnten die Gäste die Räumlichkeiten besichtigen und edle Brände kosten.
Diese werden gleich nebenan im Keller des 1910 gebauten Hauses hergestellt. Oben drüber wohnt Franziska Bischof mit Mann und Kind. In einen Anbau zieht demnächst die Abfüllung um, sodass das elterliche Wohnhaus bald nicht nur vom Verkauf, sondern auch von der Produktion komplett befreit ist.