Hammelburg
Lesung
Der grausamen Realität ins Auge schauen
Unter die Haut ging eine Lesung der Laienspielgruppe "spectaculum" im Hammelburger Pfarrsaal anlässlich der jüdischen Kulturtage.

Anschaulich brachten die zwölf "spectaculum"-Darsteller die Missstände beim Auschwitzprozess von 1963 bis 65 als Zeugen, Angeklagte und Gericht auf die Bühne. Gerd Schaar
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Bilder
Thema war die Judenvernichtung im so genannten Dritten Reich während der Zeit des Nationalsozialismus (NS) 1933 bis 1945. Ergänzend untermalt wurde die Aufführung durch eingespielte Musik von Ernest Bloch, Viktor Ullmann und David Notowitz.
Das gesamte Theaterstück "Die Ermittlung" von Peter Weiss würde etwa drei Stunden dauern, erklärte Werner Bergmann, der mitspielende Regisseur, der Zeitung. Deshalb habe man sich mit einer auszugsweisen Lesung begnügt. Das Stück bezieht sich auf jenen großen Auschwitz-Prozess gegen die NS-Täter, der 1963 in Frankfurt / Main begann. Die juristische Abrechnung in der damals noch jungen Bundesrepublik mit der NS-Vergangenheit lief jedoch ins Leere. Denn das Gerichtsverfahren wurde 1969 wegen Verjährung eingestellt.
Anschaulich brachten die zwölf "spectaculum"-Darsteller diese Missstände mit ihrer Lesung als Zeugen, Angeklagte und Gericht auf die Bühne. Und sie setzten Schwerpunkte, die man aus heutiger Sicht eben setzt. Durch Mark und Bein ging der Schrei der Verfolgten aus dem Jahr 1944. Dieses Thema sei wegen der weltweiten Flüchtlingsbewegungen heutzutage immer noch aktuell, so Moderatorin Dr. Ulrike Scheblein.
Es wurde geschildert, wie Menschen in Eisenbahn-Viehwagen nach Auschwitz deportiert wurden. Wie Familien getrennt und Arbeitsfähige ins Lager geschafft wurden. Die Angeklagten beriefen sich auf Unwissen, Dienstvorschriften, Befehlsnotstand und den geleisteten Treueeid. Den Rauch aus den Schornsteinen der Verbrennungsanlage von Menschen habe man für den Rauch des Bäckerbackofens gehalten, so die Verteidigung der Angeklagten. "Ich hatte nur für Ordnung zu sorgen", verteidigte sich ein Anderer. Zuweilen seien Schläge mit dem Ochsenziemer nun einmal angebracht, um für Ruhe zu sorgen.
Die überlebenden Opfer hatten nach dem Stück von Peter Weiss teilweise sogar ein schlechtes Gewissen. "Warum habe gerade ich überlebt und nicht meine Familie oder Freunde?". Aber sie erkannten auch: "Uns wurde das Denken abgenommen".
In der gesamten Welt haben Menschen das moralische Recht und sogar die Pflicht, gegen Massenvernichtung Widerstand zu leisten. So lautete das Fazit dieser Lesung. Oder soll etwa der Glaube an das Gute im Menschen ein Märchen sein? Bedauerlich, dass nur etwa 30 Zuschauer zu der Veranstaltung gekommen waren. Die Laiendarsteller jedenfalls sagte von sich: "Uns hat dieses Theaterstück von Weiss recht nachdenklich gemacht."
Termin Im Rahmen der jüdischen Kulturtage Bad Kissingen führt die Hammelburger Theatergruppe spectaculum am Donnerstag, 26. Oktober, im Rossini-Saal des Regentenbaus nochmals "Die Ermittlung" von Peter Weiss auf.
Die szenische Lesung mit orignal Aussagen aus dem Auschwitzprozess beginnt um 19.30 Uhr. dübi
Das gesamte Theaterstück "Die Ermittlung" von Peter Weiss würde etwa drei Stunden dauern, erklärte Werner Bergmann, der mitspielende Regisseur, der Zeitung. Deshalb habe man sich mit einer auszugsweisen Lesung begnügt. Das Stück bezieht sich auf jenen großen Auschwitz-Prozess gegen die NS-Täter, der 1963 in Frankfurt / Main begann. Die juristische Abrechnung in der damals noch jungen Bundesrepublik mit der NS-Vergangenheit lief jedoch ins Leere. Denn das Gerichtsverfahren wurde 1969 wegen Verjährung eingestellt.
Anschaulich brachten die zwölf "spectaculum"-Darsteller diese Missstände mit ihrer Lesung als Zeugen, Angeklagte und Gericht auf die Bühne. Und sie setzten Schwerpunkte, die man aus heutiger Sicht eben setzt. Durch Mark und Bein ging der Schrei der Verfolgten aus dem Jahr 1944. Dieses Thema sei wegen der weltweiten Flüchtlingsbewegungen heutzutage immer noch aktuell, so Moderatorin Dr. Ulrike Scheblein.
Es wurde geschildert, wie Menschen in Eisenbahn-Viehwagen nach Auschwitz deportiert wurden. Wie Familien getrennt und Arbeitsfähige ins Lager geschafft wurden. Die Angeklagten beriefen sich auf Unwissen, Dienstvorschriften, Befehlsnotstand und den geleisteten Treueeid. Den Rauch aus den Schornsteinen der Verbrennungsanlage von Menschen habe man für den Rauch des Bäckerbackofens gehalten, so die Verteidigung der Angeklagten. "Ich hatte nur für Ordnung zu sorgen", verteidigte sich ein Anderer. Zuweilen seien Schläge mit dem Ochsenziemer nun einmal angebracht, um für Ruhe zu sorgen.
Die überlebenden Opfer hatten nach dem Stück von Peter Weiss teilweise sogar ein schlechtes Gewissen. "Warum habe gerade ich überlebt und nicht meine Familie oder Freunde?". Aber sie erkannten auch: "Uns wurde das Denken abgenommen".
In der gesamten Welt haben Menschen das moralische Recht und sogar die Pflicht, gegen Massenvernichtung Widerstand zu leisten. So lautete das Fazit dieser Lesung. Oder soll etwa der Glaube an das Gute im Menschen ein Märchen sein? Bedauerlich, dass nur etwa 30 Zuschauer zu der Veranstaltung gekommen waren. Die Laiendarsteller jedenfalls sagte von sich: "Uns hat dieses Theaterstück von Weiss recht nachdenklich gemacht."
Termin Im Rahmen der jüdischen Kulturtage Bad Kissingen führt die Hammelburger Theatergruppe spectaculum am Donnerstag, 26. Oktober, im Rossini-Saal des Regentenbaus nochmals "Die Ermittlung" von Peter Weiss auf.
Die szenische Lesung mit orignal Aussagen aus dem Auschwitzprozess beginnt um 19.30 Uhr. dübi