Vor allem für Bio-Winzer war der verregnete Sommer eine Herausforderung. Auch deshalb bauen viele Winzer mittlerweile die komplette Ernte als Wein aus.
Federweißer aus dem Saaletal wird zunehmend seltener. In Hammelburg gab es im vergangenen Jahr wegen der schlechten Ernte bei den drei Haupterwerbsbetrieben so gut wie gar keinen gärenden Traubensaft, lediglich im mittlerweile geschlossenen Winzerkeller der Winzergemeinschaft Franken (GWF) im Kellereischloss wurde regionaler Federweißer ausgeschenkt.
"Heuer sieht's ganz gut aus", blickt Winzer Stefan Ruppert aktuell optimistischer in seine Weinberge. Deshalb wolle er auch Federweißen verkaufen, allerdings erst gegen Ende September, denn: "Es ist alles noch etwas hinten dran, wir wollen die Sonnentage noch ausnutzen."
Das Hammelburger Schlossgut der Familie Lange rechnet in diesem Jahr mit erheblichen Ernte-Einbußen. Der Betrieb bewirtschaftet zum einen das ehemalige städtische Weingut biologisch, zum anderen war der Sommer so feucht, dass Winzer Thomas Lange gar nicht in die steilen Weinberge fahren konnte: "Es war so rutschig, das wäre zu gefährlich gewesen", berichtet Ulrike Lange. Weil der Mehltau den Ertrag reduziere, verkaufe sie heuer in der Vinothek im Rathaus "nur ein bisschen was an Federweißen".
Schnell sein beim Federweißen
Die GWF, bei der auch rund ein Dutzend Nebenerwerbswinzer aus dem Saaletal ihre Trauben abliefern, verkauft seit vergangenen Freitag den ersten fränkischen Federweißen. "Durch die Saisonalität und die begrenzte Menge empfiehlt es sich, hier schnell zu sein", weist auch Mareike Goldschmied von der GWF auf die Besonderheit des Getränks hin.
Die Winzergemeinschaft Franken vertreibe den Federweißen in den eigenen Vinotheken in Kitzingen-Repperndorf, Iphofen, Volkach, Escherndorf, Stetten und Reicholzheim sowie in den Weinbistros in Volkach am Marktplatz und in Würzburg auf der alten Mainbrücke. Vermutlich gebe es den vergorenen Traubensaft nur rund drei Wochen lang.
"Mittel- bis guter Jahrgang"
"Konventionell bewirtschaftete Betriebe hatten es heuer einfacher, aber wir sind zurecht gekommen", kommentiert Ralf Baldauf vom Ramsthaler Weingut Baldauf den verregneten Sommer. Es sei heuer "extrem anspruchsvoll" gewesen, den Mehltau von den Rebstöcken fern zuhalten. Die Baldaufs bewirtschaften ihre 16 Hektar Weinberge im Saaletal seit 2011 ökologisch. Mit dem Start der Lese wollen sie im Saaletal noch bis kommender Woche warten. "Ich hoffe, dass das schöne Wetter die Oechsle noch etwas hochschraubt." Jedenfalls erwarte er einen "Mittel- bis guten Jahrgang 2021".
Auf den Verkauf von Federweißen in größeren Mengen verzichten die Baldaufs schon seit Jahren. Früher sei der gärende Traubensaft ein schnelles Nebengeschäft gewesen: Was weg war, musste nicht mehr zu Wein ausgebaut werden, mit den Einnahmen wurden die Kosten für die Lese finanziert. Das sei mittlerweile anders: "Für uns ist jeder Tropfen als Wein wichtig, das ist unser Haupt-Geschäft", betont Ralf Baldauf. Nur so hätten die insgesamt zehn Beschäftigten in Lager und Verkauf sowie die beteiligten Familienmitglieder auch das gesamte Jahr über ihr Auskommen. "Wir müssen unsere Kunden das ganze Jahr über beliefern."