Vor 50 Jahren wurde Bad Kissingens Hallenbad eröffnet, und deshalb gab es jetzt eine Party.
Bei Torte und Sekt-Orange feierten einige Mitarbeiter und Stadträte sowie Vertreter von DLRG und Wasserwacht gemeinsam mit Badegästen den 50. Geburtstag des Bad Kissinger Hallenbades. Als Ehrengast begrüßte Bürgermeister Thomas Leiner die 87-jährige Anna Eschenbacher als "dienstälteste" Schwimmerin.
Seit Eröffnung des Hallenbades am 21. Dezember 1964 nutzt die Kissingerin regelmäßig das 25 Meter lange, 17,5 Meter breite und 0,9 bis 3,20 Meter tiefe Schwimmbecken mit einer Wassertemperatur von 28 Grad. Nachdem sie nicht mehr berufstätig war, kam sie sogar täglich, seit einem Jahr nur noch jeden zweiten Tag. "Im Alter geht's halt nicht mehr so." Schwimmen sei aber der beste Sport. "Die Schwerelosigkeit im Wasser ist gut für die Bewegung von Armen und Beinen", erklärt sie.
Davon war wohl auch der damalige Bad Kissinger Stadtrat überzeugt, als er sich im Juli 1962 erstmals mit dem Bau eines Hallenbades in der Kurstadt befasste. Er wollte mit dieser neuen Attraktion den Kurbetrieb auch im Winter bereichern sowie die sportliche und schulische Schwimmausbildung fördern.
Vollautomatische Heizungsanlage "Wer im Hallenbad das Schwimmen lernt, den brauchen wir später im Freibad nicht zu retten", machte auch der heutige Betriebsleiter Roland Bühner am Sonntag in seinem Grußwort deutlich und erinnerte in Stichworten an den Fortgang bis zur Eröffnung des Bades.
Nach Besichtigungen der Bäder in Stuttgart und Offenbach war dem Stadtrat schon im August 1962 bewusst, dass ein Hallenbad nur mit Verlust betrieben werden kann. Deshalb wurde der Kissinger Architekt Hans-Joachim Haberland beauftragt, das Bad mit vollautomatischer Heizungs- und Lüftungsanlage zu planen, um den Betrieb mit nur drei Mitarbeitern gewährleisten zu können.
Schon im November 1963 begann der Erdaushub, im Februar 1964 startete der Rohbau als Pfahlgründung auf einer 1300 Quadratmeter großen Nutzfläche, wozu vorher 150 Pfähle in das Erdreich getrieben werden mussten. Am 15. Juli feierte die Stadt schon das Richtfest, drei Tage vor Weihnachten war Eröffnung. Bühner: "Nur 29 Monate dauerte es von der ersten Stadtratssitzung bis zur Eröffnung."
Insgesamt kostete der Neubau 2,3 Millionen DM, wovon die Kurstadt 1,35 Millionen DM aus ihrem eigenem Zwölf-Millionen-Haushalt zahlen musste. Bühner: "Eine immense Herausforderung für die Stadt." Der damalige Oberbürgermeister Hans Weiß anerkannte den finanziellen Zuschuss des Freistaates als einen Beweis für den Willen der Regierung, "das Zonengrenzland zu fördern". Kultus-Staatssekretär Erwin Lauerbach nannte als Ziel der Investition, dass "kein Schüler die Schule verlässt, ohne Schwimmen gelernt zu haben".
Glanzzeit vorbei In den ersten Jahren seines Bestehens hatte das Bad Kissinger Hallenbad jährlich fast 215 000 Besucher, die teils aus Fulda, Bischofsheim und sogar aus Bamberg kamen. Heute nutzen das Hallenbad, das nur in der Wintersaison geöffnet ist, gerade einmal 33 000 Besucher, die sich in 16 000 Freizeit-Badegäste, 12 000 Schüler und 5000 Vereinssportler aufteilen.
Mit 50 Betriebsjahren hat das Hallenbad zweifellos seine Glanzzeit längst hinter sich und entspricht nicht mehr den Erwartungen heutiger Freizeitschwimmer. Das wissen auch die städtischen Mitarbeiter: "Da wir Rutschen und ähnliches nicht bieten können", so Betriebsleiter Bühner, "setzen wir eben andere Schwerpunkte wie Freundlichkeit, Sauberkeit und Wasserhygiene."
Hierzu muss die Beckenfüllung mit 800 000 Litern Wasser ständig gereinigt und gefiltert werden, was einen Jahresverbrauch von über vier Millionen Litern bedingt und einem Durchschnittsverbrauch von 128 Litern pro Badegast entspricht.
Die jährlichen Unterhaltskosten für Bau und Technik liegen bei 25 000 Euro. Diese Zahl nahm Bürgermeister Thomas Leiner zum Anlass, die anwesenden Stadträte an die seit Jahren im Rathaus immer wiederkehrende Diskussion zu erinnern, ob das Hallenbad geschlossen oder sogar abgerissen werden solle. Dagegen ist Leiner überzeugt: "Ohne bauliche Alternative wird das Bad Kissinger Hallenbad auch noch in ein paar Jahren seinen Zweck erfüllen."